Zum Tod von Fay Weldon : Bösartigkeit schadet nicht
Über ihren erfolgreichsten Roman „Die Teufelin“ hat Fay Weldon gesagt, Frauen seien so sehr daran gewöhnt, gut zu sein, „dass ein bisschen Bösartigkeit nicht schadet“. Ein bisschen? Britisches Understatement. Beim feministischen Rachefeldzug, von dem das Buch erzählt, werden Altenheimbewohner zur Revolte angestachelt, ein Wohnhaus in die Luft gejagt und ein Ehemann ins Gefängnis entsorgt.
Der Bestseller wurde 1989 mit Roseanne Barr und Meryl Streep verfilmt. Im Original heißt Weldons Roman „The Life and Loves of a She-Devil“. Den She-Devil spielt Barr, aber auch in Streeps Augen blitzt es am Ende diabolisch. Ihre Rolle: eine ebenso erfolgreiche wie eiskalte Verfasserin von Liebesroman. Weldons Selbstporträt?
Weldon, 1931 in Worcestershire geboren, wuchs bis zur Scheidung ihrer Eltern in Neuseeland auf und kehrte mit ihrer Mutter nach England zurück. Ein Psychologiestudium brach sie ab, weil sie schwanger war. 1967 veröffentlichte sie ihren Debütroman „The Fat Woman’s Joke“, auf den mehr als 30 weitere Bücher folgten. Auch ihre Romane „Puffball“ und „Flood Warning“ wurden fürs Kino adaptiert.
„Zum Grundmuster in den meisten Leben scheint es zu gehören, dass nichts passiert und nichts passiert und dann plötzlich ganz viel passiert“, schrieb sie in ihrer Autobiografie, der sie den ironischen Titel „Auto da Fay“ gab. 1931 erschütterte ein Erdbeben die neuseeländische Hafenstadt Napier, 256 Menschen starben. Fay Weldons Mutter, die damals mit ihr schwanger war, konnte sich retten. Die Mutter brachte unter dem Pseudonym Pearl Bellairs selber einige Romane heraus.
Nach einer ersten, gescheiterten Ehe hatte Fay Weldon 1960 den Maler, Musiker und Antiquitätenhändler Ronald Weldon geheiratet. Nach 30 Jahren und drei gemeinsamen Söhnen brannte er mit einer jungen Hypnosetherapeutin durch. Die Trennung wurde zum Stoff von Weldons sarkastischem Roman „Ehe-Bruch“.
Zu den Auszeichnungen, mit denen die Schriftstellerin im Lauf ihrer Karriere dekoriert wurde, gehört ein Orden des britischen Königshauses, den sie 2001 erhielt. Den Booker-Preis, für den sie 1978 mit ihrem Roman „Die Decke des Glücks“ nominiert war, hat sie nie bekommen. Aber sie leitete sie später dessen Jury.
Noch bis 2021 lehrte sie an der Universität von Bath Kreatives Schreiben. Am Mittwochabend ist Fay Weldon „friedlich“, wie ihre Familie mitteilte, gestorben. Sie wurde 91 Jahre alt. (mit dpa)
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