Rebellisch (fast) um jeden Preis
José Rizal (1861–1896), Nationalheld der Philippinen, ist dort als Namensgeber von Straßen und Plätzen omnipräsent.Auch der Park in Manila, wo er während der gegen die spanischen Kolonialherren gerichteten Revolution von diesen hingerichtet worden war, trägt seinen Namen. Rizal war Arzt, hatte in Europa studiert und auch in Berlin gelebt. In der Jägerstraße 71 in Mitte vollendete er den Roman „Noli me tangere“, in dem er die spanische Herrschaft kritisiert. Allerdings setzte er auf Reformen statt auf Gewalt. Die erfolgreiche Revolution mündete in den Philippinisch-Amerikanischen Krieg, in dessen Verlauf die USA das Archipel als Kolonie übernahmen.
Emile Zola (1840–1902), in Paris geboren, wollte schon als Kind Schriftsteller werden. Mit 19 Jahren sauste er gleich zwei Mal durchs Abitur. Er verfasste hunderte Artikel für Zeitschriften, die immer politischer wurden. In einem offenen Brief „J’accuse …! prangerte er die absurde Verurteilung des jüdischen Hauptmanns Alfred Dreyfus an – und wurde danach selbst angeklagt. Er starb an einer Kohlenmonoxidvergiftung in seinem Pariser Haus.
Alfonsina Strada (1891–1959) war die einzige Frau, die jemals beim „Giro d’Italia“ mitfahren durfte. Weil sie sich unter dem Namen Strada, Alfonsin anmeldete, erhielt sie eine Starterlaubnis. Nachdem der Irrtum aufgefallen war, erlaubte man ihr die weitere Teilnahme – aus Gründen einträglicher Publicity. In der Folge bestritt sie erfolgreich viele weitere Rennen. Mit ihrem zweiten Mann eröffnete sie in Mailand ein Fahrradgeschäft. Nach seinem Tod verkaufte sie ihre Medaillen und Pokale, und erwarb vom Erlös eine Moto Guzzi. Ihr Tod hing tragisch mit dieser Maschine zusammen.
Arrigo Boito (1842–1918). Mit den Libretti für Giuseppe Verdis Opern „Otello“ und „Falstaff“ ist er in die Musikgeschichte eingegangen. Doch er komponierte auch selber, unter anderem die Faust-Oper „Mefistofele“ sowie ein Werk über Kaiser Nero. In Mailand gehörte Boito zum Bürgerschreck-Künstlerkreis der Scapigliatura („die mit den zerzausten Haaren“).
Spartacus (111 v. Chr. bis 71. v. Chr.) stammte vermutlich aus Thrakien (heutiges Bulgarien, Nordgriechenland, Westtürkei). Drei Jahre führte er sein Sklavenheer gegen die Römer, am Anfang siegreich, bis zur Schlacht am Silarus, in der er getötet wurde. Karl Marx nannte ihn einen „famosen Kerl“, „einen wahren Vertreter des römischen Proletariats“. Sein Name war Symbol, nicht zuletzt namensgebend für den Spartacusbund, aus dem 1919 die KPD hervorging.
Karl Plättner (1893–1945) war ein deutscher Kommunist, Anarchist, militanter Sozialrevolutionär und Autor politischer Schriften. Im Ersten Weltkrieg wurde er verwundet. Er engagierte sich in der sozialistischen Jugendbewegung, wurde 1917 wegen Verteilung von Liebknecht-Flugblättern zu achtzehn Monaten Gefängnis verurteilt, kam im Verlauf der Novemberrevolution frei. Er wurde Mitglied der KPD, entschied sich Anfang der 1920er Jahre für bewaffneten Widerstand. 1922 wurde er verhaftet und zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Er verfasste politische Schriften, unter anderem „Eros im Zuchthaus“ (1929). Er entwickelte sich zu einem Gegner des Stalinismus, wurde im NS-Staat verhaftet und in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Krank und schwer gezeichnet starb er, kurz nach der Befreiung.
Nancy Cunard (1896–1965) war reich, radikal und exzentrisch. Die hoch gebildete Britin zog in den 1920er Jahren nach Paris, wo sie in Künstlerkreisen verkehrte und schließlich Verlegerin wurde. Sie lebte – Skandal! –mit dem afroamerikanischen Jazz-Pianisten Henry Crowder zusammen. Über ihrem Engagement gegen das Unrecht in der Welt vergaß sie die eigene Gesundheit. Die Asche der 69-Jährigen wurde auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris bestattet.
Katharine Hepburn (1907–2003), erhielt vier Oscars – und keinen nahm sie persönlich in Empfang. Sie galt als rebellisch und arrogant, das Publikum mochte sie zunächst nicht. Ihre heimliche Beziehung zu Spencer Tracy hielt ohne Trauschein, am Ende war sie seine Pflegerin. Nach ihrem Tod mit 96 Jahren wurde der Broadway zu ihrem Gedenken eine Minute komplett verdunkelt.
Anton de Kom (1898–1945) war ein surinamischer Nationalist und Widerstandskämpfer gegen die deutsche Besatzung der Niederlande. Mit seinem Buch „Wir Sklaven von Suriname“ 1934 wurde er berühmt. Er erzählt darin die Geschichte der Sklaverei in Sranan, wie das Land in der eigenen Sprache heißt. De Kom starb 1945 auf einem Todesmarsch in das Lager Sandbostel.
Rose Claire Lacombe (1765– vermutlich 1798). Zahlreich hatten sich Frauen an der Französischen Revolution beteiligt – und doch kommen sie kaum vor in den Geschichtsbüchern. So erging es auch der Schauspielerin Lacombe, die 1789 den Marsch der Frauen zu Ludwig XVI. in Versailles angeführt haben soll und später die Gesellschaft der revolutionären Republikanerinnen leitete. Paris ehrt sie erst seit wenigen Jahren im öffentlichen Stadtraum. Der Mittelstreifen des Boulevard Richard Lenoir wurde zur „Promenade Claire Lacombe“.