Wie sexistisch sind Mötley Crüe?
Wenn es eine Liste der sexistischsten Bands aller Zeiten gäbe, dann hätten Mötley Crüe beste Chancen auf die Spitzenposition. „Uns interessierte nichts als Vollstoff-Rock’n’-Roll, bei dem das Testosteron aus den Marshall-Verstärkern quoll, und wie viel Koks, Percodan, Quaaludes und Alkohol wir irgendwo schnorren konnten“, fasste der Bassist Nikki Sixx die Philosophie der Gruppe zusammen, die 1980 in Los Angeles gegründet wurde.
Percodan und Quaaludes sind Schmerz- und Schlafmittel, aber die Musiker mögen auch weichere Drogen. Die Umlaute im Bandnamen sind eine Hommage an das Bier der Marke „Löwenbräu“. Ihre Mischung aus Glamrock und Heavy Metal klang von Anfang an altmodisch, wichtiger war das überkandidelte, an Horrorfilmen, Sado-Maso-Fantasien und Travestie orientierte Erscheinungsbild. Den kommerziellen Durchbruch schafften Mötley Crüe 1989 mit ihrer Platte „Dr. Feelgood“, bis heute haben sie mehr als 100 Millionen Alben verkauft.
Der Umsatz von Tonträgern ist in Zeiten der Streamingdienste eingebrochen, aber Musikrechte sind heute ähnlich wertvoll wie einst Bohrlizenzen für Erdöl. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Bertelsmann Music Group (BMG) den Katalog aller Veröffentlichungen von Mötley Crüe erworben hat, vom Debüt „Too Fast For Love“ (1981) bis zum letzten Album „Saints of Los Angeles“ (2008). In einem Statement spricht die Band vom „tollen Gefühl“, nun mit BMG zusammenzuarbeiten, deren Erfolgsbilanz die Firma zum „perfekten Zuhause“ mache. Der Wert der Übernahme wird auf 150 Millionen Dollar geschätzt. Zuletzt verkauften auch Bob Dylan, Mick Fleetwood und Debbie Harry Rechte an ihren Songs.
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Mötley Crüe hatten sich 2015 aufgelöst, fanden aber wieder zusammen, als ein Biopic über die Band unter dem treffenden Namen „The Dirt“ herauskam. Seitdem ist die Gruppe auf einem neuen Höhenflug, jüngere Menschen haben ihre Musik entdeckt. Genüsslich breitet der Film Legenden und Skandale aus. Die Ehe des Schlagzeugers Tommy Lee mit dem „Baywatch“-Star Pamela Anderson endete mit einer Verurteilung des Musikers zu sechs Monaten Haft wegen häuslicher Gewalt. Nicht allen gefiel „The Dirt“. Courtney Love fand das Frauenbild des Films „abscheulich und dumm“. Bassist Bassist Nikki Sixx gestand in einem Interview, dass er und seine Mitmusiker am Anfang ihrer Karriere nach heutigen Kriterien „höchstwahrscheinlich Sexisten “ gewesen wären. Damals fand er es offenbar normal.