Ende eines Exils: Kiew erwartet die Rückkehr Skythen-Goldes

Als die spanische Polizei in dieser Woche den aus der Ukraine geschmuggelten antiken Goldschmuck der Skythen beschlagnahmte, geriet ein anderer Fall wieder in den Blickpunkt. Ein Jahrzehnt lang beschäftigten die Ukraine und Russland die niederländische Justiz durch alle Instanzen bis zum Obersten Gericht mit einem Streit um den Goldschatz der Skythen von der Halbinsel Krim.

Jetzt gab der ukrainische Kulturminister Rostislav Karandejew bekannt, das Skythengold werde in Kürze in die Ukraine zurückkehren. Im Juni hatte das Oberste Gericht der Niederlande den Streit gegen die Forderungen Russlands entschieden, das die Krim 2014 annektiert hatte und glaubte, daraus Besitzansprüche an dem von der Halbinsel stammenden Schatz ableiten zu können.

Der Streit drehte sich um rund 2000 Artefakte aus Gold, Keramik, Holz und Bronze. Es sind Zeugnisse herausragender Handwerkskunst: Helme, Geschmeide, Schmuck und vieles mehr. Die Sammlung reicht von der griechischen Kolonisierung im zweiten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung bis zum Spätmittelalter, als die Krim an einem Kreuzungspunkt wichtiger Handelsrouten lag. Obwohl sie ursprünglich nicht so gedacht war, widerspricht diese Ausstellung auf anschauliche Weise der völlig ahistorischen Behauptung, die Krim sei „ewige russische Erde“.

Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass Museumsbestände einem Staat gehören und nicht einem Museum.

Jelena Gagarina, Chefin der Kreml-Museen, hatte 2016 Verständnis für die niederländischen Urteile

Die Stücke waren Anfang 2013 auf die Reise nach Westeuropa gegangen. Zunächst waren sie in Bonn zu sehen, Anfang Februar 2014 wurde die Schau im Amsterdamer Allard Pierson Museum eröffnet. In jenem Monat annektierte Russland unter Bruch des Völkerrechts die Krim. Der Streit begann. Die Museen forderten ihre Leihgaben zurück. Nur waren es jetzt nicht mehr die ursprünglichen ukrainischen Vertragspartner, sondern die von Moskau eingesetzten neuen Verwalter.

Das Amsterdamer Museum sah sich außerstande, den Streit zu entscheiden. Es lagerte die Ausstellung ein und übergab das Problem der Justiz. Von 2016 an entschieden dann mehrere Instanzen, Vertragspartner sei die Ukraine und mithin müssten die Arbeiten dorthin zurück. Nun ist der Streit vor den Gerichten letztinstanzlich zugunsten Kiews entschieden.

Die Reaktion aus Moskau steht noch aus. Zwischenzeitlich kamen von dort immer wieder die erwartbaren Proteste und Drohungen, russische Museen würden künftig keine Exponate für Ausstellungen im Westen zur Verfügung stellen.

Einzig die Direktorin der Kreml-Museen, Jelena Gagarina, scherte vor einigen Jahren bemerkenswert aus. Sie hielt die Entscheidung für die Ukraine für „völlig begründet“. Sie entspreche der UN-Konvention von 1970: Vertragspartner für die Schau sei die Ukraine gewesen, nicht Russland.

Moskaus Statthalter auf der Krim, Sergej Aksjonow, reagierte mit zynischem Selbstbewusstsein auf das niederländische Urteil. Er ist zuversichtlich, dass das Skythengold auf die Krim zurückkehrt: „wenn wir die Aufgaben der Spezialoperation erfüllt haben“. „Spezialoperation“ nennt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine.