Fenster als Hommage an Caspar David Friedrich: Ólafur Elíasson taucht Greifswalder Dom in farbiges Licht
2024 feiert Greifswald den 250. Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich. Überall in Deutschland sind Ausstellungen des in Greifswald geborenen Romantik-Malers geplant. Greifswald allerdings hat im Reigen von rund 300 Veranstaltungen, die über das Jahr hinweg dort stattfinden, auch einen langfristigen Coup gelandet.
Der skandinavische Künstler Ólafur Elíasson, mit großem Studio in Berlin, hat die Osterfenstergruppe des Greifswalder Doms St. Nikolai neu gestaltet. Elíasson beschäftigt sich in seinen Installationen, die er weltweit zeigt, mit der Beziehung zwischen Raum und Zeit, Natur und Wissenschaft, er erforscht Lichtphänomene, Farbe, Bewegung, die menschliche Wahrnehmung und das Sehen.
Sein Entwurf ist eine Hommage auf den großen Greifswalder Romantiker, der wiederum für seine malerische Lichtsetzung berühmt ist und 1774 in St. Nikolai getauft wurde. Die Glasfenster bestehen aus über 3000 mundgeblasenen Scheiben in 65 Farbtönen, das eingebaute chromatische Lichtspektrum ist inspiriert von der Art und Weise, wie Friedrich das Licht in seinen Gemälden darstellt.
Licht aus unerwarteten Richtungen
Wegen ihrer Ausrichtung nach Osten fällt normalerweise nur in den Morgenstunden direktes Tageslicht durch die Fenster des Kirchenchors. Um das Licht auch nachmittags auf die Fenster zu lenken, hat Elíasson mit seinem Studioteam auf einem benachbarten Gebäude einen Heliostat installiert – einen Apparat, der das Sonnenlicht einfängt.
Durch ihn bleibe das Licht länger am Tag sichtbar, das ganze Jahr hindurch, wird der Künstler in einer Mitteilung des Doms zitiert. „Das Gefühl, Licht aus einer unerwarteten Richtung und für überraschend lange Zeit am Tag durch die Fenster einfallen zu sehen, ist möglicherweise leicht irritierend. Vielleicht wird die Beobachtung zum Anstoß für die Besucher*innen, stehen zu bleiben und darüber nachzudenken, was sie sehen.“
Die Installation läuft im Rahmen des Projekts „Dom romantisch!“, das die Verbindung von St. Nikolai und Caspar David Friedrichs Welt erlebbar machen soll. „Mit den farbigen Chorfenstern, die 1834 geplant, aber nicht realisiert wurden, bringen wir die damalige romantische Neugestaltung des Doms zu ihrem Abschluss. Die Chorfenster von Ólafur Elíasson gestalten zu lassen, war von Anfang an unser Traum“, sagt Dompastor Tilman Beyrich.
Die neuen Fenster werden am Sonntag, 7. April, in Anwesenheit des Künstlers und der Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), mit einem Festgottestdienst in St. Nikolai eingeweiht.