Borussia Dortmund ist DFB-Pokalsieger
In einem leeren Olympiastadion, ohne Fans, ohne Stimmung und ohne das besondere Knistern, lässt sich die Bedeutung eines großen Spiels allenfalls erahnen. Dazu passte es, dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB) das Duell zwischen Borussia Dortmund und Rasenballsport Leipzig auf dem Zettel mit den Mannschaftsaufstellungen fälschlicherweise in der ersten Hauptrunde verortete. Wie ein Endspiel im DFB-Pokal fühlte es sich jedenfalls nicht an, was sich am Donnerstagabend in der ersten Halbzeit abspielte. Die brutal effiziente Dortmunder Offensive spielte die überforderten Sachsen mehrfach derart schwindelig, wie es sonst nur Profis in einem Erstrundenmatch gegen einen Oberligisten machen.
Man musste fast schon Mitleid haben mit der Leipziger Hintermannschaft, die verzweifelt durch den Strafraum grätschte und doch nur zusehen konnte, wie Jadon Sancho und Erling Haaland den BVB komfortabel in Führung brachten. Leipzig zeigte nach der Pause zwar eine starke Reaktion, hatte zahlreiche Chancen und verkürzte durch Dani Olmo, doch ein weiteres Tor von Haaland besiegelte den 4:1 (3:0)-Erfolg des BVB. Für Dortmund ist es der erste große Titel seit 2017 und der insgesamt fünfte Pokalsieg. „Das war ein unglaublicher Moment“, sagte Reus in der ARD zum Moment der Pokalübergabe um 22.56 Uhr. „Ich bin unheimlich stolz. Wir haben den Pott, das ist für die Fans.“ BVB-CChef Hans-Joachim Watzke freute sich sehr, auch wenn die Partie nicht „so ein deutliches Ding“ gewesen sei. Bei den Leipzigern muss sich Julian Nagelsmann hingegen ohne Titel in Richtung FC Bayern verabschieden. “
[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]
Dortmunds Trainer Edin Terzic, der am Saisonende Platz machen muss für Marco Rose, hatte seine Mannschaft in seinem ersten Finale als Cheftrainer exzellent eingestellt. Wie schon beim 3:2-Sieg in der Bundesliga am vergangenen Wochenende erwischte Dortmund den besseren Start. Der BVB überließ Leipzig anfangs den Ball und schaltete dann blitzartig um. Diese Taktik kennen die Sachsen natürlich, schließlich ist sie seit Jahren ihr eigenes Markenzeichen, dennoch fanden sie kein Mittel dagegen.
Nachdem Leipzig durch einen Volley von Marcel Sabitzer den ersten Annäherungsversuch verzeichnen konnte, ging Dortmund schon in der fünften Minute in Führung. Kapitän Marco Reus eroberte den Ball gegen Kevin Kampl und über Haaland sowie Mahmoud Dahoud landete dieser bei Sancho. Der Engländer wurde von Nordi Mukiele nur eskortiert und nutzte diese Freiheit zu einem feinen Schlenzer in die lange Ecke.
Der BVB machte es geschickt, fand eine gute Balance zwischen Pressing und Absicherung. Wenn Leipzig doch mal durchzubrechen drohte, war ein Dortmunder zur Stelle und stoppte den Gegenspieler zur Not mit einem Foul. Mit dieser intensiven Spielweise des BVB offenbarte Nagelsmanns Mannschaft enorme Schwierigkeiten.
Nach einer knappen halben Stunde fingen sich die Leipziger nach einem eigenen Einwurf das zweite Gegentor und Haaland demonstrierte eindrucksvoll sein gesamtes Repertoire. Nach einem Pass des überragenden Reus nahm er den Ball mit, wechselte die Richtung, ließ Dayot Upamecano an sich abprallen und schob den Ball überlegt mit links ins Tor.
Von Leipzig kam offensiv nur wenig Konkretes. Die beste Chance hatte Alexander Sörloth, doch sein Schuss ging ans Außennetz. In der Nachspielzeit machte es der BVB besser. Haaland wurde im Mittelfeld gefoult, doch Dahoud nutzte den Vorteil und schickte Reus steil. Der Kapitän legte im Strafraum uneigennützig quer auf Sancho, der Engländer ließ Macel Halstenberg ins Leere rutschen und schob lässig ein.
[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]
Schlimmer hätte die ohnehin schwache Halbzeit aus Leipziger Sicht nicht enden können, doch Nagelsmann fand in der Kabine offenbar die richtigen Maßnahmen. Er brachte umgehend Yussuf Poulsen und Christopher Nkunku ins Spiel und der Franzose traf 22 Sekunden nach Wiederbeginn die Latte. Leipzig hatte nichts mehr zu verlieren und machte Druck. Olmo, Poulsen und Nkunku hatten weitere Chancen auf den Anschlusstreffer, der eingewechselte Emil Forsberg traf den Pfosten. “Ich muss der Mannschaft ein großes Kompliment machen, wie sie aus der Pause gekommen ist”, sagte Nagelsmann. Auf der anderen Seite grätschte Joker Thorgan Hazard eine Vorlage von Reus um Zentimeter am Tor vorbei.
Leipzig drückte, Dortmund konterte – es war nun ein sehr unterhaltsames Spiel mit vielen Chancen. 20 Minuten vor Schluss erzielte Olmo mit einem Gewaltschuss aus 20 Metern den überfälligen Anschlusstreffer und spätestens jetzt war beim BVB ein ordentliches Maß an Nervosität zu erkennen. Sancho hätte das Spiel frei vor dem Tor entscheiden müssen, verschenkte die Chance aber zu verspielt. In der 87. Minute machte es Haaland besser – allerdings äußerst kurios. Am Ende eines miserabel ausgespielten Konters schoss sich der Norweger an der Strafraumgrenze selbst gegen den Standfuß und verpasste dem Ball eine unberechenbare Richtungsänderung.