Das unvollendete Werk
Als am späten Donnerstagabend der Schlusspfiff durch das leere Berliner Olympiastadion hallte, war nicht nur der fünfte Triumph im DFB-Pokal – also einer von vielen Titeln – für Borussia Dortmund amtlich, sondern auch eine bittere Niederlage für Julian Nagelsmann besiegelt. Für den ehrgeizigen jungen Trainer war dies ein Dämpfer, der ihm nachhängen könnte. Denn wenn er nun im Sommer seinen neuen Job bei den allmächtigen Bayern antritt, wenn er dort in der Kabine vor die vom Erfolg verwöhnten Herren tritt, dann macht er das mit leeren Taschen.
Mit diesem Triumph von Berlin wäre Nagelsmann eine größere Nummer gewesen. Denn: Titel mit den Bayern holen, das kann gefühlt jeder gute Trainer. Einen Titel in einem deutschen Wettbewerb holen, in dem die Bayern mitmischen – das kann fast kein Trainer.
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Die Finalniederlage mit Leipzig ist die verpasste Einlösung eines Versprechens von Julian Nagelsmann. Bei seinem Amtsantritt in Sachsen hatte der forsche Jungtrainer eine Trophäe binnen der kommenden drei Jahre versprochen. Nun waren es zwar nur zwei Jahre Nagelsmann in Leipzig, doch nun verlässt er sein schwungvolles Werk unvollendet. Im Vorjahr kam Nagelsmann zwar mit RB bis ins Halbfinale der Champions League, aber dafür gab es nur Anerkennung und keinen Pokal.
Wäre ja eh ein gekaufter Erfolg gewesen werden einige Menschen schadenfroh nach der Leipziger Pleite von Berlin juchzen. Verdient oder auch nicht – beim Retortenklub in Leipzig gieren sie nach dem kleinen Adel, wollen als erster Klub aus dem geographischen Osten seit der Wiedervereinigung Zählbares.
Die zweite Niederlage in einem DFB-Pokalfinale wird nun den Druck auf RB erhöhen, die Bayern haben ihnen den aktuell besten Trainer der Bundesliga weggeschnappt. Gegen die Nimmersatten aus München gibt es nicht so viele Chancen, auch mal was abzustauben. Insofern schadet die Niederlage vom Donnerstag RB mehr als dem scheidenden Trainer: Der gebürtige Bayer Nagelsmann wird es in München schaffen, wenn er die Triumphe so selbstverständlich wie möglich einsammelt. Es wird allemal einfacher werden, als einen Titel mit RB Leipzig zu holen.