Was vom Alltag übrig bleibt: Die Bilder von Fritz Bornstück
„Buschfunk“, sagt Fritz Bornstück, das sei ihm wie von selbst in den Sinn gekommen. Bei der Arbeit am Gemälde oder auch einfach im Atelier. Buschfunk heißt jetzt das Bild, und auch seine Ausstellung in der Galerie 68projects hat der Berliner Künstler so genannt.
Büsche prägen tatsächlich die meisten Motive, doch vielleicht sollt man eher Gestrüpp dazu sagen. In jedem Fall handelt es sich bei den Landschaften um urbane Brachen: Die Natur holt sich ein Stück, die Tiere kommen zurück und der Mensch hinterlässt jede Menge Spuren. Er selbst ist nicht anwesend, scheint aber gerade noch da gewesen zu sein.
Der Abfall lässt sich lesen. Es sind Zeitreisen in die neunziger oder nuller Jahre. Brands wie Nike, ein alter Rechner, PET-Flaschen, Zigarettenstummel, in Ghettoblaster aus Keramik. All das erzählt von Jugend- und Subkulturen. Gleichzeitig denkt man an Berlin, dessen Freiräume sich immer mehr schließen. Bornstück, Jahrgang 1982, schafft symbolische Bilder für diesen Zustand und lässt sie dort weiterleben.
„Second Life“ hat jemand das fragile Durch- und Nebeneinander der Gegenstände mal genannt, die wie auf einer Bühne ein Stück des Lebens aufführen. Außerdem sind sie großartige Malerei. Fritz Bornstück, der erst Mathematik studierte und dann an die Kunstakademien in Mainz und Berlin wechselte, tariert seine meist großformatigen Szenerien gekonnt aus.
Mithilfe der Farben leitet er einen durchs Bild, irritiert mit schillernden Reflexen auf Müll und taucht selbst die Überbleibsel der Zivilisation in ein faszinierendes Licht. Seine Stillleben funktionieren fast wie ihre kunsthistorischen Vorbilder – bloß dass sie alles andere als unberührt sind.