Basketball-EM in Berlin : Deutschland verpasst Finale
Daniel Theis hatte den Ball nach einem Fehlwurf von Dennis Schröder eigentlich schon sicher in seinen Händen und wollte ihn aus kurzer Distanz in den Korb legen, doch der Center der deutschen Nationalmannschaft rutschte ab. Wie Theis erging es in einem dramatischen EM-Halbfinale auch der DBB-Auswahl. Sie hatte die Hände in Berlin schon am Sieg, spielte über mehr als drei Viertel sehr stark – und ließ den Einzug ins Endspiel in der Schlussphase noch entgleiten.
Gegen Spanien verlor das deutsche Team am Freitagabend vor 14.073 Zuschauern in der MB Arena 91:96 (24:27, 27:19, 20:19, 20:31) und musste den ganz großen Traum vom zweiten EM-Titel nach 1993 begraben. Am Sonntag (17.15 Uhr, RTL und Magentasport) besteht gegen Polen immerhin noch die Chance auf die Bronzemedaille – das vor der Europameisterschaft von Bundestrainer Gordon Herbert mutig formulierte Ziel. Die Spanier, die das deutsche Team nun bei der dritten EM in Folge ausgeschaltet haben, spielen am Sonntag (20.30 Uhr) im Finale gegen Frankreich um den Titel.
Der Weltmeister hatte natürlich das deutsche Viertelfinale gesehen und war gewarnt. Gegen Griechenland hatten sich die deutschen Spieler früh im Spiel aus der Distanz in einen Rausch geworfen, doch das wussten die von ihrem erfahrenen Trainer Sergio Scariolo wie üblich gut eingestellten Spanier zu verhindern. Abseits des Balles verteidigten sie exzellent und hatten Andreas Obst und Franz Wagner immer im Auge. Die besten deutschen Dreierwerfer kamen kaum in aussichtsreiche Positionen.
Doch die Gastgeber ließen sich von diesen Schwierigkeiten nicht beirren. Besonders Kapitän Schröder nutzte immer wieder seine großen Geschwindigkeitsvorteile und zog an seinen Gegenspielern vorbei Richtung Korb. Auch das Zusammenspiel mit Theis produzierte mit einem spektakulären Alley-Oop-Dunk mal wieder ein Highlight.
Die Spanier schienen aber weder die Spielfreude des deutschen Kapitäns noch die Stimmung in der ausverkauften Halle zu stören. Auch wenn aus der goldenen Generation, die die vergangenen zwei Jahrzehnte auf europäischer Ebene dominiert hatte, nur noch Rudy Fernandez übrig ist, agierten die Spanier extrem routiniert und leisteten sich kaum Fehler. Beständig vollendeten sie einen Angriff nach dem anderen erfolgreich und erarbeiteten sich eine erste Führung, die durch zwei Dreier von eben jenem 37 Jahre alten Fernandez auf bis zu neun Punkte ausgebaut wurde.
Es war eine schwere Phase für das deutsche Team, das Anfang des zweiten Viertels mehr als drei Minuten ohne Korberfolg blieb. Auch das Publikum wirkte leicht angeschlagen. Viele von ihnen hatten nach den begeisternden Spielen der vergangenen zwei Wochen mit dem nächsten Basketballfest gerechnet, eine solche spanische Gegenwehr stand wohl nicht in ihrem Drehbuch.
Doch die deutschen Basketballer sind in diesem Sommer derart gefestigt, dass sie sich von zwischenzeitlichen Dürrephasen nicht aus der Bahn werfen lassen. Nick Weiler-Babb klebte an seinem Gegenspieler, Johannes Thiemann klaute zwei Mal den Ball und leitete schnelle Gegenangriffe ein. So ergaben sich auch endlich offene Würfe für Obst, Schröder traf ebenfalls aus der Distanz – und plötzlich hatten sich die Deutschen über die Defense in einen kleinen Rausch gespielt. Innerhalb von 79 Sekunden legten sie einen 14:0-Lauf hin und gingen mit einer Fünf-Punkte-Führung in die Pause.
Diese hielt allerdings nicht sonderlich lange. Es ging in einem packenden Spiel hin und her. Besonders Schröder war in Spiellaune und zeigte wie schon gegen Griechenland im Viertelfinale eine unfassbar gute Leistung. Ob aus der Distanz, mit dem Zug zum Korb, in der Verteidigung oder als Vorlagengeber, der Kapitän fand fast immer die richtige Lösung – und wenn nicht, wie bei einem vergebenen Dreier, räumte Thiemann am Brett auf oder Wagner zeigte seine enorme Qualität. Es war wieder ein 14:0-Lauf, der das deutsche Team erstmals zweistellig in Führung brachte.
Doch erneut ließen sich die Spanier nicht abschütteln. Als noch sechseinhalb Minuten zu spielen waren, glich Juancho Hernangomez mit einem Dreier aus, am Ende ihres 13:0-Laufes führten die Spanier mit sechs Punkten. Das DBB-Team war in ernsthaften Schwierigkeiten und selbst ein Dreier von Obst half nun nicht wirklich, denn die Spanier konterten sofort. Das Publikum feuerte die Gastgeber an, die Spieler versuchten alles, diese Führung ließ sich der Weltmeister aber nicht mehr nehmen.
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