Davis Cup in Hamburg: Deutschland gewinnt dramatisch gegen Belgien

Dicke Jacken, über den Kopf gezogene Kapuzen und sogar die eine oder andere Skimütze waren am Freitag in Hamburg zu sehen. Dazu wurden gefühlt mehr heiße als kalte Getränke verkauft und die Scheinwerfer in der Tennisarena am Rothenbaum liefen bereits um halb vier mit voller Leistung – nachmittags wohlgemerkt.

Ob er schon einmal Davis Cup bei ähnlichen Bedingungen gespielt habe, wurde Jan-Lennard Struff gefragt. Der deutsche Tennisprofi, der schon einige Matches im traditionsreichen Mannschaftswettbewerb bestritten hat, musste überlegen, ehe er antwortete: „Ja, es war kühl.”

Zwölf Grad Außentemperatur wurden während des zweiten Davis-Cup-Spiels der deutschen Mannschaft gegen Belgien gemessen. Ein frischer Wind wehte unter das Dach des Center Courts und wenn die nur wenig mehr als 1000 Zuschauer vor einem Ballwechsel Ruhe bewahrten, konnten sie den Regen trommeln hören.

Jan-Lennard Struff gewann wie schon am Mittwoch gegen Frankreich das erste Match des Tages.
Jan-Lennard Struff gewann wie schon am Mittwoch gegen Frankreich das erste Match des Tages.
© imago/Belga / IMAGO/LAURIE DIEFFEMBACQ

Dicht ist das Dach inzwischen, vor einiger Zeit wurde es renoviert und doch ist die Anlage an der Hallerstraße nun einmal für Freiluftveranstaltungen ausgelegt. Während anderswo in Europa derzeit die Spiele der Gruppenphase in Hallen ausgetragen werden, ist das in Deutschland anders.

Immerhin: Die Spieler werden auf dem Platz schnell warm, auch wenn Struff nach seinem 6:4, 7:6 (11:9) gegen den Belgier Zizou Bergs von nicht ganz leichten äußeren Umständen sprach, als er meinte: „Heute war es sehr langsam.“

Oscar Otte vergab gegen David Goffin zwei Matchbälle und verlor noch

Sein zweiter Sieg im zweiten Match brachte Deutschland 1:0 in Führung, ein weiterer Erfolg am Freitag hätte nun ausgereicht, um die Finalrunde in Malaga zu erreichen, wo es vermutlich auch Ende November noch wärmer ist als in diesen herbstlichen Septembertagen von Hamburg.

Oscar Otte hatte es anschließend auf dem Schläger. Gegen den belgischen Routinier David Goffin hatte er nach gewonnenem ersten Satz im Tiebreak des zweiten Durchgangs zweimal Matchball, konnte diese Chancen aber nicht nutzen und verlor noch 6:3, 6:7 (7:9) und 3:6.

Kevin Krawietz (vorn) und Tim Pütz waren im abschließenden Doppel gefordert und blieben mal wieder eiskalt.
Kevin Krawietz (vorn) und Tim Pütz waren im abschließenden Doppel gefordert und blieben mal wieder eiskalt.
© REUTERS / Cathrin Mueller

„Manchmal entscheidet im Tennis ein Punkt das Match, aber dass verstehen viele nicht“, sagte Otte anschließend und wirkte einigermaßen enttäuscht. Dass es kalt war und „an einer Ecke sogar reingeregnet“ hatte, wollte er als Ausrede nicht gelten lassen. „Das ist für alle gleich.“

So kam es wie schon im ersten Duell mit Frankreich auf das deutsche Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz an, das Finale klarzumachen. Eine Pflichtaufgabe? Mitnichten. Sander Gille und Joran Vliegen erwiesen sich als starke Gegner und verlangten den favorisierten Deutschen alles ab.

So wurde es ein emotionaler Schlussakkord, bei dem die Fans aus beiden Lagern bewiesen, dass sie nicht extrem zahlreich sein müssen, um so etwas wie Davis-Cup-Atmosphäre zu schaffen. Den ersten Satz holten sich die Belgier mit 6:4, Krawietz/Pütz schlugen im zweiten Satz mit 6:2 zurück. Der finale Durchgang des mittlerweile trockenen Abends musste über Weiterkommen (Deutschland), Weiterhoffen (beide Teams) oder das vorzeitige Aus (Belgien) entscheiden.

Nach zwölf Aufschlagspielen stand es 6:6, es ging in den Tiebreak, so wie für die Deutschen schon vor zwei Tagen. Gegen Frankreich setzten sie sich klar durch, diesmal lagen Krawietz/Pütz zwischenzeitlich 2:5 zurück, machten dann aber fünf Punkte in Folge und holten sich tatsächlich noch Satz und Sieg mit 7:6 (7:5). Die deutsche Mannschaft hat sich damit vorzeitig für das Finale der besten acht Teams qualifiziert. Am Sonntag geht es gegen Australien nur noch um Platz eins in der Gruppe.

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