Berlin Art Week: Kunststadt auf Abruf

Der Kampf um die Rieck-Hallen führt es gerade wieder vor: Berlin mag Deutschlands wichtigste Kunststadt sein und damit für sich werben. Gesichert aber ist es nicht, dass dies auch so bleibt. Das geht schon seit Jahren so: Künstler:innen werden mit ihren Ateliers an die Peripherie verdrängt, Sammlungen wandern ab, andere siedeln sich zum Glück wieder an.

Im Hamburger Bahnhof aber bibbern sie gerade, dass der Deal mit der Immobiliengesellschaft CA Immo zustande kommt und im Abgeordnetenhaus dem Grundstückstausch zugestimmt wird. Ansonsten geht dem Berliner Museum für Gegenwartskunst ein ganzer Flügel verloren, Hochhäuser entstehen dann stattdessen dort. Wäre das peinlich für die Kunststadt Berlin …

In den Uferhallen in Wedding kennt man diesen bangen Zustand schon länger. Auch dort gab der Senat 2006 leichtfertig das 18 900 Quadratmeter große Gelände weg, auf dem die BVG ursprünglich ihre Straßenbahnen und Busse reparierte.

Mit der Uferhallen GmbH, die als Erstes kam, ging es noch gut, Künstler:innen durften sich ihre Studios einrichten. Ein Kunstort blühte auf, wie er für Berlin sprichwörtlich war. Der neue Besitzer des Geländes, ebenfalls eine Immobiliengesellschaft, aber will bauen, die ersten Planungen stehen fest. Wie sich die Geschichten ähneln.

Der Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart.
Der Hamburger Bahnhof, Museum für Gegenwart.
© dpa

Doch im Wedding sind es die Künstler:innen, die sich wehren. Die Wohnhäuser am Rande gehen für sie in Ordnung, auch dass der ehemalige Pferdestall auf Wunsch der Denkmalpflege in seiner ehemaligen Kubatur wiederentstehen soll. Konfliktpotenzial aber birgt die Aufstockung für Luxuswohnungen direkt über den Bildhauerateliers, „Krach trifft Nachbar“, lässt sich jetzt schon voraussagen. Die im Verein Uferhallen zusammengeschlossenen Mieter:innen machen sich zu Recht Sorgen, dass dies erst der Anfang ist. Ein 13-stöckiger Wohnturm auf dem Gelände droht weiterhin.

Letztes Jahr fand das Festival in Neukölln bei KINDL statt

Da kommt die Berlin Art Week (BAW) gerade recht. Es ist ein kluger Schachzug der veranstaltenden Kulturprojekte GmbH, dass sie für diese Zeit ein kleines Festival auf dem Gelände aufzieht, BAW-Garten genannt. Letztes Jahr fand es in Neukölln rund um Kindl-Zentrum für zeitgenössische Kunst statt, diesmal soll auf einen Hotspot im Norden der Stadt die Aufmerksamkeit gerichtet werden.

Draußen gibt es Performance, Installationen, etwa von den vier Künstlerinnen Rosa Barba, Maria Eichhorn, Herta Müller und Karin Sander an den Toren der großen Halle, drinnen die Ausstellung „On Equal Terms“, in der die Schräglage zwischen Investor und aktuellen Nutzer:innen thematisiert wird.

Zur Eröffnung der Art Week haben der Kultursenator und der Wirtschaftssenator ihr Kommen zugesagt. Das sollte mehr als nur ein gutes Zeichen für die Kunststadt sein.

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