Die Berlin Adler sind wieder wer im deutschen Football

Am Sonntagnachmittag ging es in Dresden um alles oder nichts. In der German Football League (GFL) stand das letzte Spiel der regulären Saison auf dem Programm und es trafen die Berlin Adler auf die Dresden Monarchs, der Aufsteiger auf den Titelverteidiger.

Die Dresdner lagen vor dem Duell auf Rang fünf in der Gruppe und somit einen Platz hinter den Adler. Doch nur die beiden Viertplatzierten der Gruppen Nord und Süd, in die die deutsche Footballliga unterteilt ist, dürfen an den Play-offs der besten acht Teams teilnehmen.

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Trotz der völlig unterschiedlichen Ausgangslagen vor der Saison wurde es das erwartet enge Spiel zwischen beiden Mannschaften. Bereits im Hinspiel konnten die Adler nur knapp gewinnen, hatten dadurch aber die etwas bequemere Situation. Selbst mit einer Niederlage wären sie in die K.o.-Runde eingezogen, vorausgesetzt der Rückstand hätte nicht mehr als fünf Punkte betragen.

Auf der Sportanlage Bärnsdorfer Straße erwischten die Adler den deutlich besseren Start und lagen zur Halbzeit mit 22:7 vorne. Sie zeigten insgesamt eine souveräne Leistung und ließen sich auch von den mehr als 2200 Dresdner Fans nicht aus der Ruhe bringen. Letztlich gewann das Team von Shuan Fatah mit 32:21 gegen den amtierenden Deutschen Meister aus Sachsen.

„Es war ein konsequentes Spiel, was wir gespielt haben. Wir waren sehr gut vorbereitet, vor allem auf die Angriffsbemühungen der Dresdner“, bilanzierte Adler-Legende Roman Motzkus, der aktuell in beratender Form den Vorstand der Berliner unterstützt. „Wir haben eigentlich immer gut mit der Verteidigung arbeiten können und gerade zum Ende der Saison ist diese deutlich besser geworden. Dadurch war es eigentlich ein nie gefährdeter Sieg, der uns aus eigener Kraft in die Play-offs gehievt hat.“ Neben der Verteidigung überzeugte auch die Offensive um Quarterback Zach Cavanaugh und die beiden Wide Receiver Max Zimmermann und Patrick Donahue, die über die Hälfte der Punkte erzielten.

Erst nach dem Abstieg in die Regionalliga kam die Kehrtwende

Zuletzt standen die Adler 2013 in den Play-offs, danach ging es sportlich bergab. Nach dem Gewinn des Eurobowls in Berlin 2014, der so etwas wie ein Europapokal-Wettbewerb für American-Football-Teams ist, kämpften die Berliner anschließend Saison für Saison gegen den Abstieg in die GFL 2, bis dieser zum Ende der Spielzeit 2017 schließlich nicht mehr abzuwenden war. Doch es kam noch schlimmer mit dem Abstieg in die drittklassige Regionalliga Nord/Ost ein Jahr später.

„Zuallererst war es ein Weckruf, der uns vor drei Jahren erreicht hat. Dass wir bis in die Regionalliga absteigen mussten, um erst wieder auf den Punkt zu kommen“, sagt Motzkus. In dieser Spielzeit wirtschaftete der Verein dann nachhaltiger, stellte sich im Vorstand komplett neu auf und schaffte schließlich die Kehrtwende. Mit dem direkten Wiederaufstieg und dem anschließenden Durchmarsch, unterbrochen von der coronabedingten Absage der Saison 2020, gelang vor einem Jahr die Rückkehr in die höchste deutsche Klasse.

Ein ausschlaggebender Punkt sei auch die neue sportliche Ausrichtung gewesen. „Wir spielen mit sehr vielen Berlinern und haben einige Leute punktuell verstärkend dazu geholt, viele aus der eigenen Jugend“, sagt Motzkus. „Der Weg ist der richtige, der Verein ist konsolidiert. Es ist mittlerweile auch deutlich angenehmer geworden, mit Sponsoren zu verhandeln. Je höher man spielt, desto leichter wird es.“

Trotz dieser sportlichen Achterbahnfahrt lautete das Minimalziel in diesem Jahr prompt die Teilnahme an den Play-offs. Dennoch sei der Einzug am Sonntag nicht selbstverständlich gewesen, sagt Motzkus, der die Nordgruppe der GFL als sehr stark und ausgeglichen wahrnimmt.

„Da kann man schon sehr zufrieden sein. Als Aufsteiger in der starken GFL Nord überhaupt so eine Rolle spielen zu können, das ist schon ein großer Kraftakt und da haben unsere Spieler und Trainer sehr gute Arbeit geleistet.“ Normalerweise seien Braunschweig, Dresden als Titelverteidiger und auch Kiel eine starke Konkurrenz und eher Anwärter auf die ersten Plätze. Auch Köln habe immer eine sehr schlagkräftige Truppe.

Ein Sieg gegen Schwäbisch Hall wäre eine Überraschung

Nun wartet im Viertelfinale in knapp zwei Wochen auswärts der Meister der Südgruppe, die Schwäbisch Hall Unicorns, die im Endspiel um die deutsche Meisterschaft, den German Bowl, im letzten Jahr gegen die Dresden Monarchs verloren. Das Football-Team aus Schwäbisch Hall erreichte seit 2014 jedes Mal den German Bowl und wurde zwei Mal Deutscher Meister sowie fünf Mal Vizemeister, zuletzt in der vergangenen Saison.

Trotzdem müsse man sich nicht verstecken, sagt Motzkus: „Das Gute beim Football ist, dass man nur ein Spiel spielt, da entscheidet sich dann natürlich auch viel über die Tagesform.“ Wenn man Schwäbisch Hall ein bisschen überraschen könne, sei alles möglich. „In der Verteidigung sind sie vielleicht ein bisschen anfällig.“

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Eine große Herausforderung für die Adler sei der Angriff der Unicorns, der sehr stark sei. „Da muss unsere Verteidigung das beste Spiel der Saison zeigen, um mithalten zu können. Aber wir fahren nicht dahin, um danach wieder freiwillig als Geschlagener zurückzufahren. Wir wollen einen guten Kampf bieten und rechnen uns auch unsere Chance aus, dass wir vielleicht sogar die Überraschung schaffen und ins Halbfinale einziehen können.“

Es werde vor allem auf die Verteidigung ankommen, die in solchen Spielen besonders gefordert sei, meint Motzkus. In der Offensive könne man mit allen mithalten, das habe man auch in der Saison gezeigt. „Schlagbar ist jeder und daher brauchen wir uns nicht verstecken. Wir sind teilweise eine sehr junge, hungrige Mannschaft, gespickt mit Spielern, die sehr erfahren sind in der GFL. Da ist also durchaus alles möglich.“

Die Berlin Adler sind also wieder wer im deutschen und vor allem im Berliner Football. Eine bereits jetzt sehr gute Saison könnten sie mit dem Halbfinaleinzug noch krönen.