Eine Blamage ohne Leidenschaft

Die erste wichtige Szene beim ersten Auftritt der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen war der Angriff des Kanadiers Eric O’Dell auf den Düsseldorfer Verteidiger Marco Nowak. Da wurde den Deutschen auf der für sie ungewohnten und ungemütlichen kleinen Eisfläche ein wirksamer Schlag mit verpasst, denn irgendwie fand das deutsche Team danach nie den Mut, den es noch 2018 zum Gewinn der Silbermedaille in Südkorea gebraucht hatte.

Die Eishockeynationalmannschaft ist am Dienstag bereits vor dem olympischen Viertelfinale ausgeschieden: Nach vier mut- und trostlosen Auftritten, der finale davon war die 0:4-Niederlage gegen die Slowaken in der Qualifikationsrunde zum Viertelfinale, ein Gegner, der seit einem Jahrzehnt von den Deutschen zuverlässig geschlagen wurde.

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Das frühe Scheitern in einem Turnier ist ein Rückschlag für das deutsche Eishockey, der Aufarbeitung verlangt. Das Team von Bundestrainer Toni Söderholm war so gut besetzt, dass es keine Unverschämtheit war, das Erreichen des Viertelfinales zu erwarten. Peking war eine einzige Blamage, ein so schwaches Turnier hatte das deutsche Team weder unter Marco Sturm noch unter seinem Nachfolger Söderholm gespielt.

Sicher, die kleine Eisfläche bot den Deutschen nicht die Fläche, um ihre sicher vorhandene Spielkultur zu entfalten. Aber das erklärt nicht, warum dieses Team nie in den Fluss kam, selten wie eine Mannschaft wirkte, die unbedingt etwas gewinnen wollte. Die Leidenschaft fehlte.

Spielerisch blieben fast alle Profis unter ihrem Potenzial, natürlich kann man auch die Zusammenstellung des Teams kritisieren. Da fehlte es besonders in der Defensive. Da gab es keine das Spiel ordnende Größen wie Christian Ehrhoff bei Olympia 2018 oder Moritz Seider beim Einzug ins WM-Halbfinale 2021 fehlten.

Aber unerklärlich ist, warum in der Offensive trotz prominenter Namen wenig bis nichts passierte: Da waren Spieler dabei, die in der NHL, Schweden oder der Schweiz und als Topspieler in ihren deutschen Klubs sonst weit vorne waren und sind.  

Nun gilt es, die richtigen Schlüsse für die WM zu ziehen

Toni Söderholm hat nun Zeit, um bis zur Weltmeisterschaft im Mai in Finnland die richtigen Schlüsse zu ziehen. Womöglich wird es sein letzter Auftritt als Bundestrainer sein.

Auch andere Nationen haben solche Rückschläge durchgemacht, auch die ganz Großen wie zum Beispiel die Schweden bei der WM 2021 mit dem Scheitern in der Vorrunde. Nur weil in sieben Tagen in Peking nichts zusammenlief, ist nicht alles schlecht. Der Tiefpunkt wird die Erwartungen von allen Seiten dämpfen und vielleicht ist das ganz hilfreich auf dem Weg zum möglichen nächsten Höhepunkt für die Nationalmannschaft im Eishockey.