„Irgendwann hat mir der Gegner leidgetan“

Marc Michaelis ist Stürmer in der Fußball-Kreisliga A beim SV Adler aus Mariendorf. Der 27-Jährige spricht über sein ganz besonderes Spiel am vergangenen Sonntag, Getränke für die Teamkollegen und erzählt, warum er großen Respekt vor Gegner NSC Marathon 02 hat.

Herr Michaelis, Sie haben am Sonntag mit dem SV Adler in der Kreisliga A 35:0 gegen den NSC Marathon 02 gewonnen, dabei selbst elf Tore erzielt. Was war da los?
Marathon hatte vor einigen Wochen ein Spiel 0:25 verloren. Da haben wir uns gefragt, wie so etwas geht. Jetzt war es bei uns ähnlich. Der Gegner war nur zu acht. Wir haben schnell 3:0 geführt und uns in einen Rausch gespielt. Oft waren wir mit zwei oder drei Mann allein vor dem Torwart. Zur Halbzeit stand es 17:0.

Viele andere Mannschaften hätten wahrscheinlich aufgehört.
Unser Trainerteam meinte, falls es weitergeht, sollten wir auf keinen Fall respektlos gegenüber dem Gegner werden. Jeder hätte verstanden, wenn sie nicht mehr aus der Kabine gekommen wären. Doch das Wetter war super und die Spieler meinten: „Kommt, wir bringen es zu Ende.“ Zu Anfang der zweiten Halbzeit haben wir uns sogar etwas schwergetan.

Wie kam das?
Marathon stand ganz anders, mit allen Spielern hinten drin, aber sehr hoch. Wir sind bestimmt zehn Mal ins Abseits gelaufen. Dann haben wir sie bald wieder geknackt. Wir wollten auch die Chance nutzen, etwas für unser Torverhältnis zu tun. Das war nicht so besonders und könnte am Ende im Kampf um den Aufstieg wichtig werden.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Macht ein Spiel mit solch ungleichen Voraussetzungen auf die Dauer Spaß?

Eine Zeit lang schon. Mir hat es auch Freude gemacht, für Teamkollegen aufzulegen, die sonst selten spielen. Aber irgendwann hat mir der Gegner leidgetan. Ich muss sagen, dass ich größten Respekt vor Marathon habe. Sie waren das gesamte Spiel über unglaublich fair, eine supercoole Truppe. Danach haben wir uns noch mit einigen Spielern hingesetzt und ein paar Bierchen getrunken.

Marc Michaelis, Stürmer des SV Adler.Foto: Privat

Waren Ihnen schon mal elf Tore in einem Spiel gelungen?
Vor ein paar Jahren habe ich fünf gemacht. Aber elf noch nie. Es waren nun sieben vor der Pause und vier danach. Nachdem ich zu Anfang ein paar Chancen vergeben hatte, hatte ich danach einen super Lauf. Passenderweise war das mein 100. Spiel für Adler. Montagmorgen bin ich gleich zum Kiosk gegangen und habe mir die „Fußball-Woche“ gekauft. Es war ein schönes Gefühl, die Überschrift zu lesen. Das alles fühlt sich geil an, aber man muss auch die Umstände betrachten.

„35:0 – elf Michaelis-Tore krönen Rekordsieg“ stand in der FuWo. Klingt nach ein paar kostenlosen Getränken für die Mitspieler.
Allerdings. Das war ein nicht ganz günstiges Wochenende für mich (lacht).

Sie waren bisher kein Stammspieler. Kommen die Trainer jetzt am Elf-Tore-Stürmer nicht mehr vorbei?
Mal abwarten. Wir sind seit Monaten super drauf, haben nun das Mariendorfer Derby gegen Traber. Wenn ich nicht in der Startelf bin, ist das auch in Ordnung. Mir ist der Erfolg der Mannschaft wichtiger.