Familiensache Eisbären: Wenn der Vater mit dem Sohn aufs Eis geht
Beim Warmmachen auf dem Eis kamen sich Vater und Sohn für einen kurzen Moment ganz nahe. Eric Hördler touchierte seinen Vater ganz leicht im Vorbeilaufen, als Frank Hördler an der blauen Linie stand. Sie tauschten keine Blicke oder Worte in der Konzentrationsphase auf das Spiel am Sonntag in Nürnberg, es war ja eine besondere Angelegenheit für die Hördlers: Nicht, weil es das erste Saisonspiel der Eisbären in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), sondern, weil Vater und Sohn erstmals in einem Punktspiel gemeinsam auf dem Eis standen.
Das sei doch eine „Riesengeschichte“, fand etwa Stefan Ustorf nach dem Spiel. „Das finde ich richtig Klasse.“ Der heutige Sportdirektor der Nürnberg Ice Tigers hat einst mit Vater Frank in Berlin als Profi gespielt und dann die ersten Schritte von Eric auf dem Eis verfolgt, schließlich war Ustorf auch mal für die Spielerentwicklung bei den Eisbären zuständig. Aber das war halt mal und Ustorf konnte auch gut gelaunt über die Hördlers erzählen, denn schließlich hatten seine Nürnberger die Berliner gerade 4:2 geschlagen.
Eric Hördler, erst 18 Jahre alt geworden im August, war nach dem Spiel im Interview schon im erwachsenen Eishockeysprechmodus. „Nürnberg hat stark gekontert, wir hätten mehr aus unseren Chancen machen müssen.“ Und, natürlich, sei er unglaublich zufrieden, dass er seine erste Chance in der DEL bekommen habe. „Hoffentlich bekomme ich dann wieder eine.“ Mit seinem Vater habe er unmittelbar nach dem Spiel noch nicht sprechen können, sagte der Sohn. Das konnten sie am Montag in Ruhe nachholen, das Team hatte in Nürnberg übernachtet.
Dass Vater und Sohn in einem DEL-Team spielen, ist ein Thema bei den Eisbären und in der Liga. Weil es eben ungewöhnlich ist – aber nicht im Hause Hördler. Frank, inzwischen 37 Jahre alt, hat anfangs des Jahrtausends mit Vater Jochen und Bruder David beim ERC Selb in einem Team gespielt – allerdings nicht in der DEL sondern in der dritten Liga. Es ist keine Überraschung, das so eine Familiensache im Eishockey passiert, die Hördlers sind nicht die Ersten in einer erstklassigen Liga.
Gordie Howe, jahrzehntelang ein Superstar im nordamerikanischen Eishockey, hat schon in den Siebzigerjahren gleich mit zwei Söhnen, Mark und Marty, in einem Team gespielt, unter anderem bei den Houston Aeros in der World Hockey Association (WHA), seinerzeit eine Konkurrenzliga der NHL. Auch in Deutschland ist es durchaus üblich, dass Söhne es ihren Vätern nachmachen und das mitunter ganz gut. Die Liste wird angeführt von den Draisaitls (Vater Peter, Sohn Leon), Kühnhackls (Erich und Tom) und lässt sich lange fortsetzen. Eishockey ist ein aufwendiger Sport und daher bleibt er oft in der Familie: Söhne prominenter Väter sind näher dran und werden oft besser gefördert.
Wenn die Eltern Bäcker waren, wurden die Kinder – vor dem Siegeszug des humorlosen Industriebackwerks – eben auch Bäcker oder Bäckerin. Auch im Fall Stefan Ustorf, dessen Vater Peter auch Eishockeyspieler war, wurde der Schläger weitergeben. Stefan Ustorf, inzwischen 48 Jahre alt, hat eben mehr Abstand nach Jahren zu seinem Sohn Jakob „Jake“ (25) als die beiden Hördlers, zwischen denen nur 19 Jahre liegen. Zusammenspielen konnten die beiden Ustorfs daher nicht mehr, zumindest nicht professionell.
Eisbären-Trainer Serge Aubin wollte das Thema Hördler am Sonntag nicht zu hoch hängen, das Spiel hatte ihn dafür doch zu sehr verärgert. „Wir haben es mit den Gegentreffern Ende des zweiten Drittels und anfangs des letzten Drittels aus der Hand gegeben“, sagte Aubin. „Da müssen wir konzentrierter sein.“
Natürlich, es ist noch nichts passiert mit einer Niederlage am ersten Spieltag. Allerdings hatten die Eisbären eben auch keine gute Vorbereitung und wackelten auch in der Champions Hockey League. Da kommen die zwei Heimspiele am kommenden Wochenende, gegen Wolfsburg und Frankfurt, gerade recht, um auf Kurs zu kommen zu können. Ob nun mit beiden Hördlers oder nicht – das ist eine spannende Frage. Vater und Verteidiger Frank stand in Nürnberg fast 18 Minuten auf dem Eis, Sohn und Stürmer Eric durfte genau 131 Sekunden mitspielen, hatte dabei aber sogar eine Torchance. Noch ist bei ihm das Entwicklungspotenzial hoch, wie sollte es auch anders sein bei ein</SB>em 18 Jahre alten Eishockeyspieler.
Zur Startseite