Viel Spektakel und viele Diskussionen: Hertha spielt 2:2 gegen Bayer Leverkusen
Die Mannschaft von Hertha BSC ging geschlossen Richtung Ostkurve. Dort war es laut, sehr laut. Es klang, als hätte Hertha soeben einen glanzvollen Sieg gefeiert. Doch es war in der Fußball-Bundesliga ein 2:2 (0:0) gegen Bayer Leverkusen geworden. Nach einer sehr guten Leistung. Eine Tatsache, die die Fans lautstark honorierten.
Beide Teams hatten den 40.643 Zuschauern im sonnigen Olympiastadion reichlich Spektakel geboten. Knapp zehn Minuten vor dem Ende gab es dann auch noch reichlich Diskussionen, die nach dem Abpfiff nicht beendet waren. Folgendes war passiert: Der eingewechselte Jean-Paul Boetius hatte kurz nacheinander mehrfach aufs Leverkusener Tor geschossen und den Pfosten getroffen. Aber nicht nur das. Der Ball war auch an den ausgestreckten Arm von Odilon Kossounou gesprungen. Ohne die Berührung hätte es wahrscheinlich 3:2 gestanden.
Die Berliner forderten vehement Elfmeter. So sehr, dass unter anderem Trainer Sandro Schwarz von Schiedsrichter Benjamin Brand die Gelbe Karte sah. Einen Strafstoß gab es jedoch nicht. „Für mich war es ein Elfmeter“, sagte Boetius: „Wenn er den Arm zurückzieht, geht der Ball rein.“ Sein Trainer fand ebenfalls deutliche Worte, vor allem in Richtung des Videoschiedsrichters, der sich die Szene noch einmal angesehen, aber entschieden hatte, dass es kein Elfmeter war: „Da habe ich wenig Verständnis für.“
Für mich war es ein Elfmeter
Herthas Jean-Paul Boetius
Schon der Anfang der Partie war äußerst rasant gewesen. Die Gastgeber, die mit Trauerflor in Gedenken an den am vergangenen Montag verstorbenen Hans „Gustav“ Eder spielten, entschieden sich sofort für den Vorwärtsgang. Nach präziser Vorarbeit von Marvin Plattenhardt setzte sich Dodi Lukebakio gegen zwei Leverkusener durch. Anders als beim FC Augsburg im letzten Spiel führte die Zusammenarbeit Plattenhardt/Lukebakio diesmal nicht zum Tor. Der Kopfball ging drüber.
Auch danach griff Hertha – mit identischer Startelf wie in Augsburg – früh an und machte reichlich Druck auf den Gegner, der den Start in diese Saison in den Sand gesetzt hat: sechs Niederlagen in sieben Pflichtspielen. Von größerer Verunsicherung war aber nicht viel zu sehen.
Leverkusen überstand die Anfangsphase unbeschadet und kam in der elften Minute zur ersten guten Gelegenheit. Patrik Schick setzte sich gegen Marc Kempf durch, aber Torwart Oliver Christensen reagierte beim Kopfball glänzend. Das tat er auch später, als Adam Hlozek aus etwa elf Metern recht freistehend abzog. Kerem Demirbay scheiterte ebenfalls beim Versuch, sein Team aus Nahdistanz in Führung zu bringen.
Dazwischen war Hertha in der höchst unterhaltsamen Begegnung zweimal an der Reihe gewesen. Erst klärte Torwart Lukas Hradecky einen abgefälschten Schuss von Lucas Tousart zur Ecke, dann flog eine Hereingabe von Lukebakio über Hradecky hinweg. Der Ball landete beim heraneilenden Wilfried Kanga, doch dieser brachte ihn mit weit hochgestrecktem Bein aus spitzem Winkel nur noch an den linken Pfosten. „Es war ein sehr aktives Spiel von beiden Seiten“, sagte Schwarz.
Das traf auf die ersten 45 Minuten zu, und auch auf die zweiten. Suat Serdar schoss zunächst aus Abseitsposition ein Tor, ehe die Gäste richtig jubeln durften. Demirbay zirkelte einen Freistoß über die Mauer ins Netz, Christensen war chancenlos. Aber Hertha blieb dran und wurde in der 56. Minute belohnt. Nach einer Balleroberung in der eigenen Hälfte gelangte der Ball über Tousart, Kanga und Chidera Ejuke zu Serdar, der vollendete. Viel schneller und präziser kann ein Angriff nicht ausgespielt werden.
Aber das war es noch lange nicht. Erst verfehlte Schick das Tor knapp. Dann kam die 74. Minute: Leverkusen hatte einen Einwurf in der eigenen Hälfte. Klingt wenig aufregend, doch Bayer verlor den Ball wegen eines Fehlpasses von Nadiem Amiri sofort. Der Ball landete beim eingewechselten Marco Richter, der noch ein paar Schritte lief und ihn dann mit links aus rund 30 Metern Entfernung ins Netz drosch. Dieses 2:1 war nicht nur ein Traumtor, sondern schien die Gastgeber auch in Richtung des ersten Heimsiegs der laufenden Saison zu führen.
Aber Bayer schüttelte sich kurz, Trainer Gerardo Seoane wechselte drei Mal und bald stand es wieder Unentschieden: Schick hatte den Ball, den Sardar Azmoun durchgelassen hatte, in der 79. Minute durch die Beine von Christensen im Tor untergebracht. Kurz danach folgte dann der Aufreger um das Handspiel. Nach Schlusspfiff wussten beide Seiten nicht so richtig, wie sie denn nun mit dem einen Punkt umgehen sollten. „Wir sind enttäuscht, wir wollten den Sieg“, sagte Trainer Seoane. „Ich finde, es sind zwei verlorene Punkte“, bilanzierte Herthas Boetius.
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