Klosterhalfen lässt sich in München abschütteln
Etwas schüchtern blinzelte Konstanze Klosterhalfen am späten Montagabend in das Rund des mäßig besuchten Olympiastadions. Die 25-Jährige ist eine Ausnahmeläuferin. In den vergangenen Monaten war sie allerdings eher gewöhnlich von der Performance – gemessen an ihren Ansprüchen. Bei den Weltmeisterschaften in Eugene vor drei Wochen hatte die WM-Dritte von Doha sogar das Finale verpasst, was wohl auch mit den Folgen einer Corona-Erkrankung zu erklären war.
Bei den Europameisterschaften in München wollte sie mal wieder ihre Ausnahme zeigen. Das Teilnehmerfeld war deutlich schwächer als zuletzt in Eugene. Die besten Läuferinnen kommen aus Afrika und die für die Niederlande startende Sifan Hassan trat nicht an. So schien Klosterhalfen nach den jüngsten Eindrücken – einem siebten Platz über 3000 Meter beim Diamond-League-Meeting in Chorzow –durchaus Chancen auf eine EM-Medaille zu haben. Gleichwohl war die große Favoritin auf den Sieg die Britin Eilish McColgan. Unter den Teilnehmerinnen war sie in 30:19,02 Minuten mit deutlichem Abstand die Schnellste der Jahresbestenliste.
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Kaum war der Startschuss gefallen, setzten sich McColgan und – direkt hinter ihr – Klosterhalfen an die Spitze des Feldes. Nach einem Drittel der Distanz setzte sich eine Fünfergruppe vom Rest ab, unter ihnen: Konstanze Klosterhalfen. Vorneweg machte McColgan das Tempo. Genau so ein schnelles Rennen hatte sich Klosterhalfen im Vorfeld gewünscht.
Nach knapp der Hälfte der Distanz war aus dem Quintett ein Quartett geworden, Lonah Chemtai Salpeter, Yasemin Can und Klosterhalfen hefteten sich weiter an die Hacken von Eilish McColgan. Die Rundenzeiten waren schnell, betrugen etwa drei Minuten. Nach 7.500 Metern legte die für die Türkei startende Can einen Zwischensport ein und setzte sich von den anderen ab. Kurz darauf konnte Klosterhalfen McColgan und Salpeter nicht mehr folgen und war Vierte. Währenddessen wurde die zweite deutsche Starterin, Alina Reh, überrundet. Reh hatte offensichtlich mit Magenproblemen zu kämpfen.
Can dagegen konnte ihr Tempo halten und gewann das Rennen souverän in 30:32.57 Minuten vor McColgan (30:41.05) und Salpeter (30:46.37). Klosterhalfen kam in 31:05.21 als Vierte ins Ziel. “Ich habe es mir etwas anders vorgestellt”, sagte sie. “Von daher bin ich schon ein wenig enttäuscht.” Dennoch sehe sie sich auf dem richtigen Weg. Tatsächlich war ihre Zeit nur wenige Sekunden über ihrer persönlichen Bestzeit.