Niederlage gegen Ulm in den Play-offs: Warum Alba diese Saison früh strauchelte

Hätte Maodo Lo den Dreier kurz vor der Schlusssirene versenkt, hätte Alba Berlin sich vielleicht nochmal aufgerafft, sich motivieren können für ein entscheidendes letztes Spiel gegen die Ulmer in der Max-Schmeling-Halle am Freitag in Berlin. Und wer weiß, vielleicht hätte das viel Auftrieb verliehen gegen den FC Bayern in der nächsten Runde. Aber der Konjunktiv zählt nicht. Lo vergab, und mit der Niederlage in Ulm (81:83) endet die Saison für Alba unerwartet früh. Nach zuletzt fünf Finalteilnahmen und drei Meisterschaften in Serie ist in dieser Saison im Viertelfinale gegen eine starke Mannschaft aus Ulm Schluss.

„Ulm war physisch, war stark, und Sie haben die Serie verdient gewonnen“, sagt Albas Trainer Israel Gonzalez. „Wir sind nicht fit in diese Play-offs gegangen und haben uns während der Serie nie komplett erholen können.“ Dass Alba körperlich nicht mit der Ulmer Mannschaft mithalten konnte, lag wohl auch an der Krankheitswelle kurz vor Beginn der Serie sowie an den hohen Belastungen durch die Euroleague sowie der körperlichen Nachwirkungen von der Europameisterschaft im vergangenen Sommer. Fünf Alba-Profis spielten im Sommer bei die EM und fehlten den Berlinern in der Saisonvorbereitung.

In den vergangenen Jahren schafften es die Berliner, in der entscheidenden Saisonphase ihren besten Basketball zu spielen. In dieser Spielzeit war dies nicht der Fall. In der Bundesliga trat Alba Berlin zwar souverän auf. Die erfolgreichste Bilanz der Klubgeschichte mit 31 Siegen bei drei Niederlagen reichte am Ende jedoch nur für Platz zwei hinter Bonn. Im Pokal gewann Alba zwar gegen Bonn im Achtelfinale, scheiterte aber im Halbfinale an Bayern München (83:77). Es deutete sich ein Dreikampf an um die Meisterschaft zwischen Bayern, Bonn und Berlin. Doch für Alba war früher Schluss. Eine Serie gegen die Mitfavoriten aus München und Bonn blieb aus. Stattdessen stehen die Ulmer nun im Halbfinale Bayern gegenüber und Bonn trifft auf Ludwigsburg.

Zwölf Niederlagen in Serie in der Euroleague

In der Euroleague starteten die Berliner mit drei Siegen und ließen die Erwartung aufkommen, zumindest eine kleine Rolle im Kampf um die Play-offs zu spielen. Es folgten allerdings zwölf Niederlagen in Serie und die Hoffnungen waren schnell verflogen. „Wenn wir in der Euroleague nicht am obersten Limit unserer Möglichkeiten spielen, dann ist es schwierig Richtung Play-offs zu schielen“, sagte Geschäftsführer Marco Baldi. Die europäische Spitze ist Alba finanziell deutlich überlegen und kann ganz andere Namen verpflichten. „Wir müssen von der Entwicklung der Spieler leben“, lautet das Mantra von Baldi.

Diese Philosophie verfolgt Alba Berlin seit Jahren. Aufgrund des vollen Spielplans muss die Entwicklung allerdings im Spiel erfolgen. „Wir können ja praktisch nicht trainieren. Du musst die Dinge, die du lernst als jüngerer Spieler, im Spiel erfahren. Das kostet vielleicht auch mal ein Spiel“, sagt Baldi.

Auffallend war, dass Alba in dieser Saison jedoch weniger als in den letzten Jahren auf junge Spieler setzte. Damals bekamen Doppellizenzspieler viele Minuten und mussten Verantwortung übernehmen. Am Mittwoch aber nahm auch im entscheidenden Spiel gegen Ulm nicht der junge und gut aufgelegte Malte Delow (15 Punkte) die letzten Würfe der Berliner, sondern Aufbauspieler Maodo Lo. „Wir haben einen jüngeren Trainer, der sich beweisen will und der trotzdem den Spagat, zwischen Spielerentwicklung und Spiele gewinnen, meistern muss“, sagt Baldi.

Nun kommt auf die Verantwortlichen um Sportdirektor Ojeda eine große Aufgabe zu. Sieben Spielerverträge laufen bei den Berlinern aus, und auch Wechsel von Spielern mit laufendem Vertrag sind im Basketball keine Seltenheit. „Ich kann nicht ausschließen, dass es einen größeren Umbruch gibt. Wir wollen aber nicht den Kern, den wir über Jahre gebaut haben, aufgeben“, sagte Baldi bereits im April. „So ein radikaler Umbau mit vierzehn neuen Spielern, das wird nicht passieren.“

Ob auf das Ausscheiden in den Play-offs gegen Ulm ein größerer Umbruch folgt oder sogar ein Umdenken auf der Trainerposition wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Neben den zu klärenden Personalien für die neue Saison warten die Berliner noch auf die Bestätigung einer Wildcard, um weiter in der Euroleague antreten zu dürfen. Die Unsicherheit der Spielstätte wurde schon geklärt. Alba wird seine Heimspiele weiter in der Arena am Ostbahnhof austragen. Den Berliner Weg will Alba auch trotz einer enttäuschenden Saison ohne Titel weiter gehen. Die jüngere Vergangenheit war schlicht zu erfolgreich, um nun alles über den Haufen zu werfen.