Plastikfolie schützt Rembrandt: Wasser in der Gemäldegalerie
Es könnte eine Kunstinstallation zur Klimakrise sein: Ein wertvolles Rembrandt Gemälde aus dem Jahr 1641 ist umhüllt von einer dünnen Plastikfolie, an den Seiten und oben ist es notdürftig mit Klebebändern abgeklebt. Davor steht auf einer schwarzen Matte ein weißer Plastikeimer. Joseph Beuys hätte das nicht besser gemacht.
Doch in diesem Fall ist es keine Installation. Vielmehr hat der amerikanische Musiker und Musikprofessor David Grubbs am vergangenen Freitag ein Foto dieses verhüllten Gemäldes bei einem Besuch in der Gemäldegalerie gemacht.
Die starken Regenfälle in Berlin hatten dazu geführt, dass Wasser in die Räumlichkeiten des Museums eingedrungen war. Er selbst habe, so Grubbs, gesehen, dass die Decke des Rembrandt-Saals undicht war. In einem Tweet beschrieb der Musiker das „ständige Prasseln der Tropfen“, die von der Decke in den Eimer fielen – nur wenige Zentimeter von dem 382 Jahre alten Gemälde entfernt. Ein weiteres kleineres Rembrandt-Bild in unmittelbarer Nähe sei, so Grubbs, abgehängt worden. Ihn habe die Situation, so Grubbs auf Twitter, nervös gemacht.
Auch die wenigen Museumsbesucher an jenem Freitag trauten ihren Augen wohl kaum, dass ein solch wertvolles Gemälde so notdürftig geschützt wurde. Nach Grubbs Post wurden die Schutzmaßnahmen des Museums auf Twitter vielfach kommentiert. Auch das amerikanische Online-Kunstmagazin „Hyyperallergic“ hatte den Eintrag von Grubbs aufgegriffen. Das Kunstportal „artnet“ schrieb von einer „wahnsinnigen Low-Tech-Lösung“ für den Schutz eines so teuren Rembrand-Gemäldes.
Doch laut eines Sprechers der Gemäldegalerie sei diese Lösung nicht „wahnsinnig“, sondern vielmehr Teil des offiziellen Notfallplans gewesen, dem Museen in solchen Situationen folgen. In einem offiziellen Schreiben des Museums heißt es, dass die Restaurator:innen vor Ort umgehend „Erste Hilfe“ geleistet hätten.
Rembrandts Gemälde des Mennonitenpredigers Anslo wurde zunächst mit Folie geschützt, bevor das großformatige, schwere Bild unter Zuhilfenahme einer Hebebühne kurz darauf abgehängt wurde. Die schwarze Matte sei eine spezielle Saugmatte, die schnell ausgelegt wurde, um größere Wasserschäden zu verhindern. Die Stelle des Wassereinbruchs sei inzwischen inspiziert und gesichert. Alle Gemälde seien, so das offizielle Schreiben weiter, in Sicherheit, das Museum normal geöffnet. So konnten Schäden am Gemälde selbst verhindert werden.
So beruhigend diese Worte sich lesen, so sehr ist das Foto eine Erinnerung daran, wie dünn mitunter die zivilisatorischen Wände geworden sind, wie unbeholfen die Schutzmaßnahmen, um wertvolles Kulturgut vor Naturgewalten zu schützen. Es wirft zudem die Frage auf, ob Museen für Stürme dieser Art ihre Notfallpläne nicht anpassen müssten. Zu heftig sind die Regengüsse mitunter geworden, zu häufig kehren sie wieder.