„Sie findet die Seele der Menschen, die sie fotografiert“: Bilderkriegerin Anja Niedringhaus im ZDF-Film
Es sind Sätze von Berufskollegen, die mehr über Anja Niedringhaus sagen, als manch langer Nachruf auf die 2014 getötete deutsche Fotojournalistin, die den Begriff Kriegsfotografin für sich immer abgelehnt hat. „Anja fotografiert mit ihren Herzen. Sie findet die Seele der Menschen, die sie fotografiert“, heißt es gleich zu Beginn des anderthalbstündigen Films „Anja Niedringhaus – Die Bilderkriegerin“ (ab 23.7. in der ZDF-Mediathek, am Dienstag um 22.15 Uhr im ZDF). „Ihre Arbeit erforderte ungeheuer viel Stärke und Mut. In Krisensituationen, im Krieg, angesichts von Bomben und Zerstörung“, lautet eine andere Würdigung ihres Werkes und Lebens.
Als Fotojournalistin befand sie sich selbst zumeist hinter der Kamera. Um ihr einen Film zu widmen, setzt das ZDF auf das Doku-Fiktion-Format und mischt authentisches Material mit szenischen Rekonstruktionen. So ist es Antje Traue, die in dem Film von Regisseur Roman Kuhn stellvertretend für die damals 26-jährige Anja Niedringhaus an einen Redaktionstisch lehnend im Fernsehen Bilder aus dem ehemaligen Jugoslawien verfolgt, das in den 1990er Jahren durch einen ehtnisch-religösen Bürgerkriege explodiert. Dort will sie hin, nicht zuletzt, um sich zu beweisen und beruflich weiterzukommen.
Millionen Menschen sahen ihr Werk. Ihre Fotos, ihre Geschichten konnten Leben verändern. Sie konnten die Politik beeinflussen.
Ein Berufskollege über Anja Niedringhaus
„Krieg ist etwas für Männer, Anja. Ob es dir gefällt oder nicht“, bekommt sie von ihrem Redaktionsleiter zu hören. Doch sie setzt sich durch, fliegt für die European Pressphoto Agency in die belagertet Stadt Sarajewo. „Das Mädchen aus Deutschland“ lässt sich auch von den Scharfschützen, die Jagd auf Zivilisten jedes Alters machen, nicht abschrecken, bleibt mit Unterbrechungen drei Jahre.
Später folgen Einsätze im Kosovo. Dann 2001, nach den Terroranschlägen in die USA, nach Afghanistan und Kuwait, inzwischen für Associated Press. Als sie 2005 einen Pulitzer-Preis erhält, kann sie sich ein Leben in Deutschland schon nicht mehr vorstellen. Stattdessen arbeitet sie immer öfter mit AP-Chefkorrespondentin Kathy Gannon zusammen. Mit ihr will sie 2014 über die Präsidentschaftswahlen in Afghanistan berichten. Ihre Kollegin überlebt den Mordanschlag in einer Polizeistation nur knapp, Anja Niedringhaus kommt ums Leben.