FC Bayern München vorzeitig deutscher Fußball-Meister
Soll man die Nase rümpfen als Fußballfan oder -beobachter, der es mit den Bayern nicht so gut meint, wenn sie erneut, am Samstag zum zehnten Mal in Folge, Deutscher Meister werden? Viele werden es tun. Der Bundesligafußball hierzulande ist langweilig geworden, was den Kampf um die Meisterschaft angeht. Auf der anderen Seite ist der Respekt vor dem Klub aus der bayerischen Landeshauptstadt riesengroß. Die Münchner dominieren den deutschen Fußball.
Am Samstag bekam das auch der ärgste Verfolger Borussia Dortmund mal wieder zu spüren. 3:1 (2:0) siegten die Bayern in der heimischen Arena. Am 31. Spieltag ist also neben dem sicheren Absteiger Greuther Fürth eines gewiss: Bayern bleibt Deutscher Meister.
„Die Diskussionen über die fehlende Spannung in der Bundesliga können diesen großartigen Erfolg nicht schmälern“, sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. Zehn Mal hintereinander deutscher Meister zu werden, ist beeindruckend und macht deutlich, wie gut der Verein seit vielen Jahren arbeitet. Das gilt auch für unsere Nationalspieler um Kapitän Manuel Neuer, die wieder einmal ihre Klasse gezeigt haben.“
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Dennoch: In dieser Saison wird die Feier gedämpft ausfallen. Für die Münchner ist der nationale Titel inzwischen fast ein Beiwerk. Sie sind dieser Liga entwachsen. Nicht aber der Champions League. Und dort war der deutsche Vorzeigeklub bereits im Viertelfinale gegen den spanischen Vertreter FC Villarreal ausgeschieden. Das hielt das Team aber nach dem Spiel am Samstag nicht davon ab, die üblichen Bierduschen zu verteilen oder eben zu empfangen.
Zuvor hatten die Offensivkräfte Serge Gnabry (15. Minute), Robert Lewandowski (34.) und der eingewechselte Jamal Musiala (83.) die Bayern-Tore vor 75.000 Zuschauern erzielt. Borussia Dortmund um den lange unsichtbaren Torjäger Erling Haaland zeigte sich erst nach der Pause auf Augenhöhe: Nach einem Foul von Joshua Kimmich an Marco Reus traf Emre Can immerhin vom Elfmeterpunkt (52.).
Direkt danach kam Kapitän Reus dem Ausgleich zweimal nahe: Einmal scheiterte der Dortmunder an Nationaltorwart Manuel Neuer (54.), dann stoppte ihn Bayern-Verteidiger Lucas Hernández in höchster Not (55.).
Schon vor dem Schlusspfiff hallte ein Jubelruf der glücklichen Bayern-Fans durch die Arena: „Deutscher Meister wird nur der FCB!“ Drei Spieltage vor Saisonende liegen die Bayern mit zwölf Punkten Vorsprung auf Dortmund uneinholbar auf Platz eins. Julian Nagelsmann verewigte sich mit 34 Jahren als zweitjüngster Meistertrainer in der Bundesliga-Historie. Nur Matthias Sammer war beim BVB-Triumph 2002 einige Tage jünger.
Elf Tage nach dem Frust-K.o. in der Champions League gegen Villarreal wollten die Bayern wenigstens im letzten großen Spiel der Saison nochmal ein Zeichen setzen und die eigenen Fans erfreuen. Die größere Entschlossenheit führte auf die Erfolgsspur. Zudem hatte der nun 32-malige deutsche Meister bei seinen Toren recht leichtes Spiel.
Nationalspieler Gnabry platzierte im Anschluss an einen Eckball einen Volleyschuss nach Kopfball-Ablage von Leon Goretzka unhaltbar für Borussen-Torwart Marwin Hitz ins linke Eck. Und Lewandowski erzielte sein 33. Saisontor nach einem Ballverlust von Dortmunds Verteidiger Dan-Axel Zagadou im Aufbauspiel.
Das womöglich letzte Wettschießen zwischen den Liga-Topstürmern Lewandowski und Haaland endete mal wieder mit einem Punktsieg des Bayern-Stürmers. Lewandowski traf nicht nur, er war auch aktiver als sein junger Kontrahent aus Norwegen, der kaum in Erscheinung trat. Hitz vereitelte gegen Lewandowski spektakulär das 3:1 (69.). Haaland kam erst spät zu zwei erfolglosen Abschlüssen (80./81.). Musiala sorgte dann für die Entscheidung freistehend vor Hitz.
Zur weltweiten Leistungsschau der beiden besten deutschen Teams taugte der Klassiker nicht. Zu viel blieb Stückwerk, die Emotionen kochten auf dem Platz nur sporadisch hoch. Tsp (mit dpa)