Wächterpreis der Tagespresse verliehen: Recherchen über Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Köln

Für seine Recherchen zu einem Missbrauchsskandal der katholischen Kirche im Bistum Köln wird der Chefkorrespondent des „Kölner Stadt-Anzeigers“, Joachim Frank, mit dem Wächterpreis der Tagespresse geehrt. „Er trieb seine Recherchen gegen alle Vertuschungsversuche voran mit dem Ziel, diesen skandalträchtigen Sumpf trocken zu legen“, teilte die Stiftung Freiheit der Presse am Dienstag im hessischen Bad Vilbel zur Begründung mit. Franks Arbeit habe erstmalig in der Bundesrepublik zu einem formellen Ermittlungsverfahren gegen einen Kardinal und Erzbischof geführt.

Festredner Christian Wulff

Der erste Preis ist mit 10 000 Euro verbunden und soll Frank am 20. Juni in Frankfurt am Main überreicht werden. Als Festredner ist der frühere Bundespräsident Christian Wulff vorgesehen. Frank, einst selbst Priester, war bereits 2014 und 2017 mit einem Wächterpreis geehrt worden.

Gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wird seit November 2022 wegen des Vorwurfs der falschen Versicherung an Eides Statt ermittelt. Dabei geht es um die Frage, wann Woelki von Missbrauchsvorwürfen gegen den früheren Sternsinger-Chef Winfried Pilz gewusst hatte. Vor Kurzem wurden die Ermittlungen ausgeweitet. Woelki hat sämtliche Vorwürfe zurückgewiesen.

Der Wächterpreis der Tagespresse zählt zu den renommiertesten Journalistenauszeichnungen in Deutschland. Die Stiftung vergibt ihn seit 1969. Gewürdigt werden Journalisten und Redaktionen, die Missstände aufdecken und darüber berichten.

Der zweite Preis und 6000 Euro gehen an den den Lokalredakteur der „Neue Westfälische“ in Bielefeld, Gunter Held. Er hatte über einen Sorgerechtsstreit berichtet, bei der ein Jugendamt einer Mutter ihr Kind wegnahm. Dabei habe er den Fall einfühlsam und mit der gebotenen Distanz begleitet.

Den mit 4000 Euro dotierten dritten Preis erhält die Redakteurin der „Hamburger Morgenpost“, Nina Gessner. Sie hatte über ihre Recherchen belegt, dass die ohne Ausschreibung erfolgte Vergabe eines millionenschweres Förderprojekts der Stadt Hamburg nicht gerechtfertigt war und zurückgenommen wurde.

Eine unabhängige Jury unter dem Vorsitz des Chefredakteurs der „Rheinischen Post“, Moritz Döbler, wählte die Preisträger aus.