Mut und Musik: Das Tbilisi Youth Orchestra bei Young Euro Classic
Mit der Sonderreihe „Courage in Concert” wollen die Veranstalter des Festivals Young Euro Classic von der Invasion Russlands betroffenen Ländern die Möglichkeit geben, sich durch die Sprache der Musik und in Gesellschaft auszutauschen. Dirigiert von Mirian Khukhunaishvili, dem Mitbegründer des Orchesters, macht Georgien den Anfang, gefolgt von der Ukraine, Usbekistan und Estland.
Eröffnet wird der Abend mit der Ouvertüre op. 26 aus „Die Hebriden“ von F. Mendelssohn-Bartholdy, inspiriert von der gleichnamigen Inselgruppe bei Schottland. Ein Musikstück, welches durch die Virtuosität des Orchesters die Kontraste zwischen bedrohlich und fordernd wirkenden Passagen mit sanften, in Sehnsucht schwelgenden Momenten begegnet. Ein angemessenes Musikstück, um den Abend einzuläuten und Publikum sowie Musiker:innen einzustimmen.
„Blue Horses“ von Mika Mdinaradze kommt zunächst bedrohlich daher, wirkt dennoch zugleich hoffnungsvoll. Die Pauke als Sprachrohr der Pferde, zeichnet ihren Galopp nach und gibt das Tempo vor: Wie getrieben auf der Jagd – durch den Einsatz der drei Waldhörner gut zur Geltung kommend – werden die „Pferde“ immer schneller und holen die „Gejagten“ ein. Die Streicher werden allmählich leiser, die Bläser langsamer, die Jagd hat ein Ende.
Im Werk „Chiaroscuro“ von G. Kancheli liegt der Kontrast von Hell und Dunkel im Namen und wird durch die Violinistin Veriko Tchumburidze in entsprechende Töne verwandelt. Angetrieben von der Trommel, begibt sich die Violine auf die Flucht. Die Trommel versagt allmählich, die letzten Töne, kaum hörbar, erklingen auf den Saiten der Violine.
Kordz: In Clubs und auf den klassischen Bühnen der Welt zuhause
In „3 Stücke für Klavier & Orchester“ lädt der Komponist Kordz vom ersten Ton an zum Träumen ein – nach den zwei letzten etwas getriebenen und eher auf Kontrast bedachten Werken entsteht Raum zum Aufatmen. Vermehrt treten Elemente aus dem Jazz und rhythmisches Klatschen auf. Die aufgeweckte Melodie und die damit einhergehende Fröhlichkeit übertragen sich spürbar auf das Publikum. Gleichzeitig ist das Gefühl von Aufbruch zu spüren, in einer Fusion von Jazz und Klassik, Clubbeats und Orchesterpassion.
In der zweiten Konzerthälfte wird Beethovens Symphonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 auf die Bühne gebracht. „Eroica“, ein fantastisch dargebotenes Meisterwerk, welches jedoch die Positivität und Fröhlichkeit der vorhergehenden Stücke wieder nimmt und in neue Sphären überführt. Die Thematik des Kampfes und der Verehrung wirken dennoch tänzerisch.
Die ambitionierten Musiker:innen bringen Melodien fulminant auf die Bühne, Hoffnung wie Sorgen werden spürbar transportiert. Es werden zukünftig mehr grenzüberschreitende Formate von Musikgenre und Geographie benötigt, um die Menschen zu einen.