Hallo, Potsdam, bitte kommen!: Was die Opernhauptstadt braucht

Oft habe ich in dieser Kolumne schon die Vielfalt des Berliner Musiktheaterangebots gefeiert – aber was hier allabendlich über die Bühnen geht, ist ja auch fantastisch. Ich sage nur: von „Echnaton“ bis „Die Perlen der Kleopatra“. Unterschiedlichere Werke kann man sich kaum vorstellen. Zwar spielen beide in Ägypten, aber musikalisch und ästhetisch trennen das Minimal-Music-Oratorium von Philip Glass und die schrille Oscar-Straus-Operette Welten. Das ist aktuell in der Komischen Oper zu erleben, im Direktvergleich, in Meisterinszenierungen von Barrie Kosky.
Neun verschiedene Werke von Giuseppe Verdi sind in Berlin in der Spielzeit 2024/25 zu erleben, sieben von Richard Strauss, sechs von Richard Wagner, je vier von Giacomo Puccini und Wolfgang Amadeus Mozart. Oft gibt es von einem Stück sogar zwei oder gar drei Produktionen, was zum Interpretationsvergleich einlädt.
Hier spielt das Böse die Hauptrolle
Allein die „deutsche Nationaloper“ fehlt in der Hauptstadt, also „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Jenes Schlüsselwerk der Romantik, das seine Uraufführung 1821 am Gendarmenmarkt erlebte. Es gibt zwar eine Kinder-Version an der Staatsoper, doch die ist leider ein Schuss in den Ofen, weil die Regie keine der Fragen beantwortet, die das Libretto aufwirft.
Abhilfe kommt jetzt aus Brandenburg: Antonello Manacorda, der scheidende Chefdirigent der Kammerakademie Potsdam, bringt mit seinem Orchester Webers Oper in konzertanter Form nach Berlin. Im Rahmen einer Tournee, die am 28. April im Potsdamer Nikolaisaal startet und über Paris und Baden-Baden in die Philharmonie führt.
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