Kai Wissmann kann sich seinen Traum von der NHL erfüllen

Es ist sieben Jahre her, da hatte Kai Wissmann einen ersten kleinen Berührungspunkt mit seinem großen Traum. Gemeinsam mit Jonas Müller, einem anderen Nachwuchstalent der Eisbären war er für ein paar Tage im sogenannten „Development Camp“ der Los Angeles Kings, dem großen Bruderverein des Klubs aus Berlin.

Die beiden Jungs aus Berlin staunten nicht schlecht, wie professionell es da im Dunstkreis der National Hockey-League (NHL) abging. Nebenbei lernten sie auch die Umgebung kennen und hielten schon mal in Hollywood auf dem „Walk of Fame“ ein Eisbären-Trikot fürs Erinnerungsfoto in die Luft – übrigens am Stern von Jennifer Aniston.

Sieben Jahre später ist Kai Wissmann womöglich noch Fan der Hollywood-Schauspielerin, aber wichtiger noch: Er ist zu einem sehr guten Eishockeyverteidiger geworden, mit inzwischen 25 Jahren war er in der vergangenen Saison einer der Besten bei den Eisbären und im Anschluss spielte er in der Nationalmannschaft in Finnland im deutschen Team eine derart tragende Rolle, dass sie nun – obwohl er von keinem NHL-Klub gedraftet wurde – in Nordamerika auf ihn aufmerksam wurden.

Die Boston Bruins haben Wissmann verpflichtet, für ein Jahr und zu einer für einen „Entry-Level-Vertrag“ unteren Summe von 825.000 Dollar Saison-Gehalt. Das heißt natürlich nicht, dass Wissmann in der kommenden Saison für das NHL-Team im Osten der USA gesetzt ist. Es kann auch eine Tour durch die AHL, die Farmteam-Liga, werden mit den Providence Bruins.

„Wir haben da einen Verteidiger aus dem Nachwuchs, von dem werdet ihr noch hören“

Wie auch immer: Wissmann hat sich die Chance verdient, nach der es lange nicht aussah. Nachdem sich der in Villingen-Schwenningen geborene junge Mann früh bei den Eisbären durchgesetzt hatte, schien er in seiner Entwicklung in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu stagnieren.

Von der Nationalmannschaft war er ein Stück weit entfernt, sein Alterskollege Müller war beim Gewinn der Olympischen Silbermedaille 2018 im deutschen Team, Wissmann nicht. Auch Toni Söderholm, Nachfolger von Marco Sturm als Bundestrainer, schien zunächst nicht viel von Wissmann zu halten, was sich aber geändert hat.

Kai Wissmann hat in der DEL eine sehr starke Saison hinter sich, war maßgeblich am Titelgewinn der Eisbären beteiligt. Ein früherer Trainer der Eisbären, Jeff Tomlinson, hat übrigens gewusst, dass aus Wissmann was wird. „Wir haben da einen Verteidiger aus dem Nachwuchs, von dem werdet ihr noch hören“, hatte Tomlinson einst gesagt.

Nun verabschiedet sich Wissmann und bedankt sich artig „für die letzten zehn Jahre“, und dass die Eisbären ihm die Chance gegeben hätten, mit 17 seine ersten DEL-Spiel zu absolvieren. Bis zum Trainingsauftakt in der NHL wird er noch in Berlin mittrainieren.

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Wissmann, mit 1,93 Meter relativ groß gewachsen, ist ein intelligenter und schneller Spieler, auf den sie in Nordamerika stehen. Die Zeit der großen Kanten ist wohl vorbei. Auch wenn Spielertypen wie Zdeno Chara (2,06 Meter)und der wie Wissmann aus Villingen-Schwenningen stammende Dennis Seidenberg (wenn auch nur 1,83) für eine starke Ära der Bruins und den letzten Stanley-Cup-Gewinn des Teams von 2011 stehen. Doch der nächste Titel ist ohnehin weit weg für das kriselnde Team aus Massachusetts. Und für Kai Wissmann heißt das nächste Etappenziel im großen Traum, sich in der NHL durchzusetzen.