Spenden für den Aufstieg

Der BFC Dynamo steht vor dem bisher größten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte, dem Relegationshinspiel gegen den Meister der Regionalliga Nord, den VfB Oldenburg, das am Samstag um 14 Uhr im Sportforum angepfiffen wird. Es geht um den Aufstieg in die Dritte Liga und vor einem solch wichtigen Spiel würde man denken, dass der Fokus rein auf dem sportlichen Aspekt liegt. Doch hinter den Kulissen sieht es anders aus.

Der Berliner Verein muss bis Anfang Juni einige Auflagen erfüllen, damit die Mannschaft von Trainer Christian Benbennek nächste Saison in der Dritten Liga spielen darf, sollte sie sich dafür qualifizieren. Die größte Hürde auf diesem Weg ist eine Bürgschaft von 900.000 Euro, die bis zum 1. Juni seitens der Berliner beim Deutschen Fußball-Bund hinterlegt werden muss, um in der dritthöchsten deutschen Liga an den Start gehen zu können.

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Eine gewaltige Summe, die der Verein innerhalb kürzester Zeit aufbringen muss, dabei aber glücklicherweise auf Unterstützung von allen Seiten zählen kann. Nach einem Aufruf auf der vereinseigenen Homepage und der Eröffnung eines Spendenkontos kam bis zum vergangenen Wochenende bereits ein Drittel des Betrages zusammen. In den letzten Tagen wurde dann richtig viel eingesammelt. Vor allem dank der drei Hauptsponsoren, aber auch aufgrund zahlreicher privater Spenden und neuer abgeschlossener Mitgliedschaften konnten bereits über 700.000 Euro gesammelt werden. Um den verbleibenden Betrag aufzubringen, bleiben nun noch etwa vier Tage Zeit, was nach den Entwicklungen der letzten Woche allerdings umsetzbar sein sollte.

Dynamo-Trainer Benbennek kann sich also wieder den sportlichen Aufgaben widmen – und die ist schwer genug. Die Mannschaft von Dynamo-Gegner Oldenburg stellte in der Meisterrunde die beste Defensive und kann ebenfalls eine starke Offensive vorweisen. Für Oldenburg wäre es die Rückkehr in den Profifußball nach 25 Jahren. Benbennek stattete dem kommenden Gegner im letzten Spiel gegen Kiel einen Besuch ab, um sich selbst ein Bild zu machen, hätte sich den Weg aber laut eigener Aussage wohl sparen können, da Oldenburg bereits kräftig rotierte und mit Blick auf die beiden ausstehenden Spiele Stammkräfte schonte.

Kritik an der Aufstiegsregel

Der 49-jährige Cheftrainer dürfte sein Team trotzdem gut vorbereitet haben und kann dabei ebenso wie Oldenburg auf die stärkste Abwehr der Liga vertrauen. Darüber hinaus hat er mit Christian Beck, der 23 Tore in der regulären Spielzeit erzielte, den treffsichersten Angreifer der Regionalliga Nordost in den eigenen Reihen. Zudem ist der Kader von Dynamo mit einem Durchschnittsalter der Spieler von fast 30 Jahren sehr erfahren und gilt als der Favorit im Kampf um den letzten Aufstiegsplatz.

Dass nur einer der Klubs aufsteigen wird, sorgte für deutliche Kritik im Vorfeld des Spiels sowohl bei Benbennek als auch bei Oldenburg-Trainer Dario Fossi: „Es ist unbegreiflich, dass die Regionalliga Südwest und die Regionalliga West den Luxus haben, jedes Jahr aufsteigen zu dürfen. Das ist ein Unding“, sagte Fossi gegenüber dem Kicker. Denn wird eine Mannschaft Meister in einem der drei Verbände Nord, Nordost und Bayern, heißt das noch lange nicht, dass damit der Aufstieg einhergeht.

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In einer jährlichen Rotation darf ein Meister dieser drei Ligen als Direktaufsteiger in die Dritte Liga aufsteigen, in diesem Jahr die SpVgg Bayreuth. Die anderen beiden Teams müssen den vierten Aufsteiger in einer Relegation unter sich ausmachen. Den Erstplatzierten aus den Regionalligen West und Südwest bleibt diese Herausforderung erspart.

Ob der BFC den Aufstieg letztlich schafft, wird sich erst im Rückspiel entscheiden. Der Grundstein könnte aber bereits am Samstag im Sportforum gelegt werden, bei dem sich Dynamo auf eine für diese Saison regelrechte Rekord-Kulisse von 5000 Zuschauenden freuen darf. Dass dabei das Sportliche im Vordergrund steht, dürften bei Bekanntwerden der zu leistenden Bürgschaft die Wenigsten gedacht haben. Am Ende soll es bei so einem Spiel doch hauptsächlich um das Geschehen auf und nicht neben dem Platz gehen.