Deutsches Symphonie-Orchester in der Philharmonie: Vive la France

Der französische Dirigent Stéphane Denève ist Spezialist und Anwalt des französischen Repertoires. Das gilt nicht nur für die großen Impressionisten. Er schätzt und fördert auch die Musik der Gegenwart aus seiner Heimat.

So hält er in der Philharmonie die Partitur einer Komposition in die Höhe, die er soeben mit dem Deutschen Symphonie-Orchester aufgeführt hat. Das bedeutet, dass diese Komposition ihm am Herzen liegt. Vorliegende Einspielungen sprechen auch dafür.

Es geht um den 1970 geborenen Guillaume Connesson, der sich in Lovecraft, den amerikanischen Autor fantastischer Literatur, vernarrt hat. „Céléphais“, eine wundersame Stadt aus den Traumlanden, macht mit ihren Bronzetoren, Tempeln und Palästen aus Türkis und Rosenkristall alle Orchesterfarben möglich, zwischen metallisch dröhnenden Klängen und lieblicher Geringstimmigkeit der Holzbläser. Was farbig und effektvoll wie eine Filmmusik klingt, hat seinen Grund in der französischen Tradition der Instrumentierungskunst.

Als Soloeinlage spielt die britische Geigerin Nicola Benedetti das zweite Violinkonzert von Karol Szymanowski, aus dem das Erbe französischer Orchesterkultur zu vernehmen ist. Leuchtend mit gleißenden Höhen fügt sich ihr Violinpart in die dichte Orchestrierung und enfaltet in der großen Kadenz die alternierenden Stimmungen der Musik.

Nach der Pause schäumt „La Mer“

Nach der Pause schäumt „La Mer“, das Zauberwerk von Claude Debussy, in dem der Klangsinn des Komponisten seine höchste Höhe erreicht. In allen Farben und melodischen Bezügen, dem geistvollen Spiel mit den Motiven folgt das Orchester der animierenden Leitung des Dirigenten durch Wind und Wellen der Musik. Das harmonische Bläser-Ensemble wird von einem sensiblen Duo angeführt, das der Oboist Jésus Pinillos Rivera mit der Flötistin Kornelia Brandkamp bildet.

Stéphane Denève favorisiert vor dem Beginn der Kompositionen einen Moment der Stille. So geht es auch mit besonderer Spannung in das leise in tiefer Lage einsetzende Meisterstück „La Valse“ von Maurice Ravel, mit dem sich der Komponist in das Wien der Walzerkönige Strauß wendet. Die Partitur hat bei Denève etwas Beängstigendes von Anfang an.

Sein Dirigieren besteht im Wesentlichen aus einer Wechselwirkung von anfeuernder und dämpfender Gestik, mit der er das Raffinement der Musik steuert. Hier wird das Turnier der tanzenden Paare zu einem Parforcestück rhythmischer Kräfte, die Vielfalt der Farben zu einem Drama mit verhängnisvollem Ausgang. Das Publikum feiert die Aufführung mit orgiastischem Beifall.

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