Überraschende WM-Zusage von Moritz Seider: Der Stimmungsaufheller für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft
Am Montag ereilte die Deutsche Eishockey-Nationalmannschaft und Bundestrainer Harold Kreis der nächste schwere Schlag: Yasin Ehliz, der kurz vor seinem Titel mit Red Bull München als wichtigster Stürmer der Hauptrunde ausgezeichnet worden war, musste das Trainingslager kurz vor dem Start der Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland ab diesem Freitag verletzungsbedingt verlassen.
„Bei Yasin flossen Tränen, weil er nicht mehr dabei sein kann“, sagte Sportdirektor Christian Künast über die Verfassung des Spielers. Auch Kreis dürfte zum Heulen zumute gewesen sein. Ehliz ist bereits der 14. Spieler, der wegen einer Verletzung für das erste große Turnier des neuen Bundestrainers absagt.
Doch dann erfolgte eine überraschende und erfreuliche Nachricht für den DEB: NHL-Verteidiger Moritz Seider, der eigentlich schon lange für das Turnier abgesagt hatte, um sich ganz auf die kommende Saison mit den Detroit Red Wings vorzubereiten, steht bereit. „Er hat uns signalisiert, dass er seine Blessuren rechtzeitig vollständig auskuriert hat und sich zu einhundert Prozent bereit fühlt, mit zur WM zu fahren. Da war es für uns keine Frage, ihn noch vor der Abreise nach Finnland in den WM-Kader aufzunehmen“, ließ ein jetzt deutlich besser gelaunter Sportdirektor wissen.
Bevor das deutsche Team ins finnische Tampere reist, wo es seine insgesamt sieben Vorrundenspiele bestreiten wird, steht am Dienstagabend der letzte WM-Test gegen die USA an (19.30 Uhr, Sport 1 und Magentasport). Auch wenn für Seider dieses Spiel zu früh kommt, wird es wichtige Hinweise über den Zustand des deutschen Teams liefern.
Nachdem anfangs nur die Spieler der früh gescheiterten Teams verfügbar gewesen waren, kann Kreis nun auf einige Münchener Meisterprofis sowie John-Jason Peterka setzen, der bei den Buffalo Sabres positiv auffiel. Zudem werden die in Berlin bestens bekannten Verteidiger Leon Gawanke und Kai Wissmann nachrücken, die mit ihren Arbeitgebern in den Play-offs der American Hockey League (AHL) ausgeschieden sind.
Eisbären-Stürmer Marcel Noebels hatte die Grundstimmung vor der Ankündigung von Seiders Mitwirken noch folgendermaßen zusammengefasst: „Der ein oder andere ist nicht dabei, mit dem man sicher gerne zusammengespielt hätte.“ Damit meint er ausnahmsweise mal nicht seinen Vereinskumpel Leo Pföderl, der nach seinen verschiedenen schwierigen Verletzungen an Fuß und Leiste seinen Körper pflegen muss.
Relativ früh stand fest, dass Tim Stützle nicht dabei sein wird, weil er sich als wichtige Stütze seines NHL-Klubs voll auf die Vorbereitung für die kommende Saison konzentrieren soll. Anders als bei Seider wird es bei ihm keine Kehrtwende geben. Es folgten weitere Absagen. Auch Leistungsträger wie Tom Kühnhackl, Tobias Rieder oder Matthias Plachta fehlen. Lukas Reichel, Noebels‘ früherer Sturmpartner in Berlin, musste sich ebenfalls angeschlagen abmelden.
14
deutsche Profis haben für die WM verletzungsbedingt abgesagt.
Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) und Philipp Grubauer (Seattle Kraken) stecken mitten im Kampf um den begehrten Stanley Cup. Unabhängig vom jeweiligen Ausgang der Play-off-Serien spielen sie keine Rolle bei den Planungen für das WM-Turnier.
Der Weg ins Viertelfinale, und das ist ja stets das ausgerufene Ziel, beginnt ohnehin mit einigen Schikanen: Schweden, Finnland, USA, also die drei besten Teams der Gruppe A, warten zu Beginn des Turniers.
Dänemark, Österreich, Ungarn und Frankreich hingegen sind Gegner, gegen die das deutsche Team trotz der zahlreichen Absagen als Favorit antritt. Die Situation ist nicht zu vergleichen mit den Jahren, als man sich über einen Sieg gegen solche Gegner freute, weil sie den Abstieg verhinderten.
Neu-Bundestrainer Kreis wird trotz seiner kurzen Amtszeit am WM-Abschneiden gemessen. Angesichts der vielen Absagen könnten die Voraussetzungen besser sein. Mit der überraschenden Teilnahme des besten deutschen Verteidigers Seider haben sich die Perspektiven dennoch schlagartig verbessert. (mit dpa)