Felix Magath tadelt, Sandro Schwarz soll kommen
Was bei Hertha BSC als Nächstes passiert, vermag auch der ansonsten bei Prognosen so offensive Felix Magath nicht vorherzusagen. „Am Sonntag ist die Mitgliederversammlung. Und der ganze Verein ist im Unklaren“, sagt der scheidende Trainer-Routinier, der den Klub gerade erst zum Klassenerhalt geführt hatte, dem „Kicker“. „Ich glaube nicht, dass jemand weiß, wie es bei Hertha weitergeht.“
Vieles hängt im Westend in der Schwebe, der Klub steht nach einer mal wieder enttäuschenden Saison vor einem erneuten Umbruch. Zumindest Magaths Nachfolger scheint gefunden. Einem Bericht des „Kickers“ zufolge sind sich die Berliner mit Sandro Schwarz einig, der aktuell noch Dynamo Moskau trainiert. Eine Bestätigung gab es am Freitag jedoch nicht. An Spekulationen beteilige sich der Verein nicht, hieß es von der Hertha. Schwarz, ehemaliger Coach des 1. FSV Mainz 05, bestreitet am Sonntag mit seinem aktuellen Klub Dynamo Moskau noch das russische Pokalfinale gegen den Stadtrivalen Spartak. Danach könnte es zur Verkündung kommen.
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Schlag auf Schlag geht es für die Berliner in dieser Woche. Am Montag die Erleichterung über den geschafften Klassenerhalt in Hamburg, am Dienstag die Abgänge von Präsident Werner Gegenbauer und Finanzchef Ingo Schiller. Am Mittwoch teilte Gegenbauer gegen Millionen-Investor Lars Windhorst aus. Am Sonntag folgt die spannungsgeladene Mitgliederversammlung, bei der Windhorst eine Rede halten will.
Wie üblich findet Magath deutliche Worte dafür, wie viel Arbeit dem neuen Trainer und Geschäftsführer Fredi Bobic bevorstehen: Alles müsse bei der Hertha verändert werden. „Ich habe fast nirgendwo Unterstützung gespürt. Der eine oder andere hat es versucht, aber ich hatte in der Breite nie das Gefühl, dass sich der Club gegen den Abstieg wehrt“, sagte der 68-Jährige. Kader, Verein, Umfeld: Überall sieht Magath Baustellen.
Dass grundlegende Veränderungen nötig sind, daran lässt auch Bobic keinen Zweifel. „Jetzt ist es ein Zeitpunkt und der letzte Wink für alle, nicht nur im Verein, sondern auch im Umfeld zu verstehen, was es heißt, durch schwere Zeiten zu gehen. Diese Relegation war die letzte Chance“, sagte Bobic.
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Vom neuen Trainer erwartet der 50-Jährige eine attraktivere Spielweise. „Ich möchte einen aggressiven Fußball sehen, nach vorne gerichtet, nicht nach hinten. Unser Fußball war von Passivität gezeichnet“, sagte Bobic unter der Woche. „Persönlichkeit und Feuer für die Hertha“ müsse der Coach mitbringen.
Doch als letzter verbliebener Macher ist Bobic mehr denn je damit beschäftigt, den Club zusammenzuhalten. Groß ist beim Geschäftsführer die Sorge, dass es bei der Versammlung eine Fan-Revolte gibt. Denn auch wenn Gegenbauer einer möglichen Abwahl zuvorkam: Langweilig wird es in den Messehallen nicht. Wird das gesamte Präsidium abgewählt, herrscht ausgerechnet in der so wichtigen Planungsphase für die kommende Saison eine gefährliche Lähmung in den Entscheidergremien.
„Wir müssen wissen, was wichtig ist. Wir müssen handlungsfähig bleiben, wir brauchen Kontinuität“, forderte Bobic.
Spannend wird, wie die Mitglieder auf den Investor reagieren. Im Hertha-Fanblock hing in den vergangenen Wochen ein Plakat mit der Aufschrift: „Windhorst und Gegenbauer raus“. Im Gegenzug bleibt abzuwarten, ob Windhorst, der bereits rund 375 Millionen Euro in den Club gesteckt hat, neue Finanzmittel in Aussicht stellt und an welche Bedingungen diese geknüpft wären.
Präsidentschaftskandidat Kay Bernstein, Unternehmer und ehemaliger Ultra, erwartet jedoch keine größeren Auseinandersetzungen. „Es gibt bei einer Mitgliederversammlung nicht drei Stunden Krawall. Es wird sachlich und ruhig zugehen“, gab er sich sicher. Klar ist: Der Wahlkampf geht danach endgültig los. Ende Juni, Anfang Juli wird bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der neue Präsident gewählt. (dpa)