„Here“ von Robert Zemeckis im Kino: Das Leben, ein Medley
Der Ansatz klingt visionär: ein Wohnzimmer, eine Einstellung, unbewegt, den gesamten Film über – und dennoch passiert ganz viel in „Here“. Durch einen inszenatorischen Kniff: Regisseur Robert Zemeckis lässt den Handlungsort unverändert, dreht aber wie wild an der Zeitachse.
Er zeigt, wie das Haus um 1900 herum gebaut wird und wie im Lauf der Jahrzehnte die verschiedensten Menschen dort einziehen: von einem Flugpionier (Gwilym Lee) und einer frühen Frauenrechtlerin (Michelle Dockery) über ein Pin-Up-Girl (Ophelia Lovibond) und ihren Erfinder-Boyfriend (David Fynn) bis hin zu einem Weltkriegs-Veteran (Paul Bettany) mit seiner Ehefrau (Kelly Reilly).
Tom Hanks als Maler
Letztere bekommen drei Kinder, von denen das älteste zu einem von Tom Hanks verkörperten Maler heranreift, der wiederum eines Tages seine große Liebe (Robin Wright) nach Hause bringt, die dann ihrerseits … und so weiter und so fort.
Zemeckis springt sogar zurück in die vorkoloniale Ära, als am Standort des Hauses noch ein Wald wuchert und nordamerikanische Natives im Unterholz jagen, sammeln und lieben. Mehr noch: Er zeigt prähistorische Wildnis, Dinos, einen Kometen, Eiszeit.
All das nicht chronologisch, sondern kühn durcheinandergewürfelt. Zur Verortung platziert Zemeckis historische Wegmarken: das Ende des Unabhängigkeitskrieges, die Spanische Grippe, den Überfall auf Pearl Harbor als Radiodurchsage, den Fernsehauftritt der Beatles bei Ed Sullivan.
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So ist der Film vollgepackt mit Schnipseln aus endlos vielen Leben, die man aber allesamt nur oberflächlich kennenlernt. Schlimmer noch: Was man von ihnen sieht, ist mal kitschig, mal klischeehaft, gern auch beides auf einmal. (Die malerischen Ureinwohner:innen im Mondschein markieren den Tiefpunkt.)
Der Regisseur will im Aneinanderreihen schicksalhafter Momente den emotionalen Punch landen. Eine Absicht, die man „Here“ jederzeit anmerkt und die einen deswegen auch vollkommen kaltlässt. Zemeckis’ Ansatz mag wagemutig sein. Nur weil er es schafft, daraus einen Film zu formen, heißt das aber noch lange nicht, dass dieser Film auch ein guter ist.