Mit den Finals wird ein besonderes Flair aufkommen in Berlin

Bereits am Dienstag herrschte geschäftiges Treiben auf dem Olympischen Platz, auf dem ab Donnerstag unter anderem der moderne Fünfkampf stattfinden wird. Die Zelte waren größtenteils schon aufgebaut für das temporäre Stadion, die passenden Fahnen flatterten bei strahlendem Sonnenschein im Wind und eine gewisse Vorfreude lag bei den Beteiligten in der Luft.

Es ist das dritte Mal, dass „Die Finals“ in Berlin stattfinden. „Berlin ist die Sportmetropole und ich freue mich und bin stolz darauf, dass wir das Event zum dritten Mal nach Berlin holen konnten“, sagt Iris Spranger, die Senatorin für Inneres, Digitalisierung und Sport des Landes Berlin.

Unter dem Slogan „Mehr Sport, mehr Vielfalt, mehr Berlin“ soll das Sportereignis die Menschen zusammenbringen. „Wenn man Sport macht, ist mein Eindruck, dass man für sich selbst viel macht, aber eben auch ganz viel für die Gesellschaft“, so Spranger.

In Berlin habe man nun in allen Sportarten sehr viele neue Sachen dabei und auch mit den Nationalen Sommerspielen von Special Olympics Deutschland, die unter dem Motto „Gemeinsam stark“ am 19. Juni mit circa 4500 Sportler*innen mit und ohne Behinderung begonnen haben, sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu den Special Olympics World Games Berlin 2023, der weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung der Welt, geschaffen worden.

„Inklusion muss selbstverständlich sein und auch, dass die Sportlerinnen und Sportler mit geistiger oder anderen Behinderungen eben auch ganz normale Sportler sind. Das steht für Berlin mit mehr Vielfalt.“

„Ein spannender Kampf um die Medaillen“

Bei den Finals 2022 werden innerhalb von vier Tagen 190 Deutsche Meistertitel in 14 Sportarten an neun verschiedenen Sportstätten in der ganzen Stadt vergeben, der Olympische Platz ist einer davon. Neu dabei sind die Sportarten Fechten und Rudern und zum ersten Mal werden die Deutschen Meisterschaften bei dem Multisportevent in allen vier olympischen Turnsportarten ausgetragen.

Waren das Gerätturnen der Männer und Frauen von Anfang Disziplinen, kam 2021 in Dortmund die Rhythmische Sportgymnastik dazu. Diesmal, bei der dritten Auflage, werden auch die Trampolinturner*innen ihr Können vor dem Publikum in der Berliner Max-Schmeling-Halle unter Beweis stellen.

Auf dem Olympischen Platz wird unter anderem der moderne Fünfkampf stattfinden.Foto: IMAGO/Nordphoto

Mit dabei ist in diesem Jahr erneut die amtierende Vizemeisterin Nina Eim vom Verein Triathlon Potsdam: „Ich war zwei Mal Zweite und habe gute Erinnerungen an die Finals.“ Dass möglicherweise jetzt der Zeitpunkt für ihren ersten Deutschen Meistertitel gekommen ist, möchte die Triathletin aber noch nicht vorhersagen.

„Das Niveau ist bei uns Damen in den letzten paar Jahren ziemlich gestiegen und es kann daher ein sehr spannender Kampf um die Medaillen werden“, so die 23-Jährige, die erst im Mai Europameisterin auf der Super-Sprint-Distanz wurde. Eine besondere Herausforderung sieht sie beim Schwimmen im Wannsee oder vielmehr im Anschluss daran.

Denn um auf die Radstrecke zu kommen, müssen die Triathletinnen erstmal rund 80 Treppenstufen überwinden. „Das ist auf jeden Fall sehr anstrengend. Da kann man viel Zeit gut machen, aber auch verlieren“, sagt Eim.

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Während Eim sich also noch nicht zu einer eindeutigen Kampfansage um den Titel hinreißen lassen möchte, findet der amtierende Deutsche Meister im Speerwurf, Julian Weber, da schon deutlichere Worte und möchte die 90 Meter Weite knacken, an der er vor Kurzem noch knapp gescheitert war.

„Im Olympiastadion ist alles möglich. Ich bin gut drauf und die Wettkämpfe machen viel Spaß“, sagt der 27-Jährige. Nach seinem bitteren vierten Platz bei Olympia in Tokio im letzten Jahr möchte er unbedingt seinen Titel verteidigen, weiß aber auch um die starke Konkurrenz: „Wir werden uns ordentlich battlen auf der blauen Bahn. Es wird ein spannender Wettkampf.“

Der amtierende Deutsche Meister im Speerwurf, Julian Weber, möchte die 90 Meter Weite knacken, an der er vor Kurzem noch knapp…Foto: IMAGO/Newspix24

Im Olympiastadion sitzen Zuschauende noch etwas weit weg von der besagten blauen Bahn, das Gegenteil erwartet Sportfans beim 3×3 Basketball, das am Neptunbrunnen stattfinden wird. Leon Fertig wird mit seinem Team, LFDY Düsseldorf, an den Start gehen und hat ähnlich hohe Ziele wie Weber: „Die Konkurrenz ist auf jeden Fall da, aber dadurch, dass wir fast das einzige professionelle Team in Deutschland sind, ist unser Ziel schon klar definiert, dass wir uns nach dem Finale den Championship Ring anstecken möchten.“

Diese Form von Basketball, bei der im Drei-gegen-drei auf einen Korb gespielt wird, ist relativ neu und seit Kurzem auch olympisch. „Es ist viel schnelllebiger als ein fünf gegen fünf und es ist definitiv eventlastiger aufgebaut“, sagt der 21-Jährige. „Allein hier die Finals am Neptunbrunnen sind nicht in irgendeiner Sporthalle 300 km weit weg, sondern an einem öffentlichen Platz, wo hoffentlich viel Publikum da sein wird.“

Namenhafte Prominenz beim ZDF

Die Sender ARD und ZDF übertragen das Sportereignis vom 23. bis zum 26. Juni mehr als 25 Stunden live in den Hauptprogrammen und sorgen damit für die nötige Reichweite, die solch kleine Sportarten nur selten bekommen.

„Wir haben etwas ganz Neues begonnen und es war wunderbar zu sehen, dass es angenommen wird. Wir sind von zwei Tagen auf vier Tage Wettkampf gegangen und haben damit die Möglichkeit, mehr Sportarten mehr Sichtbarkeit zu zeigen“, erklärt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Namenhafte Prominenz ist auch beim ZDF dabei mit Ex-Kanute Ronald Rauhe und Rapper Marteria.

Mit den Finals wird ein besonderer Flair aufkommen in Berlin und das nicht nur wegen der fünf Ringe, die im Hintergrund des Olympischen Platzes zu sehen sind. Die Hoffnung bei den Organisator*innen ist groß, dass möglichst viele Zuschauende da sein werden und so in der ganzen Stadt ein Hauch von Olympia aufkommen könnte.