Gorki Theater „Berlin feiert Ramadan“: Anekdoten-Fest mit Kida
Wer schon lange darauf gewartet hat, dass Kida Khodr Ramadan endlich in die Fußstapfen von Lars Eidinger tritt, darf zu Beginn dieses Abends hellhörig werden. „Nun ist der Winter unseres Missvergnügens…“, hebt der Schauspieler nämlich mit einer ziemlich berühmten Shakespeare-Ouvertüre an. Allewetter – Ramadan als Richard III.! Das kann ja nur glorreich werden. Allerdings bricht der charismatische Hauptdarsteller das Scheusalstück nach wenigen Versen auch schon wieder ab: „Ihr dachtet doch nicht, das ich hier komplett Theaters spiele?“. Naja, nein, eigentlich nicht. Auf dem Plakat stand schließlich „Berlin feiert Ramadan“. Und dieser Titel ist das eigentliche Programm.
Viele Wege führen zur Besinnlichkeit, im Maxim Gorki Theater lädt der heute vor allem mit „4 Blocks“ assoziierte Kida Ramadan alias Toni Hamady zu einer vorweihnachtlichen Late Night Show, die auch an den Feiertagen gegeben wird. Der prominente Filmschauspieler nutzt die Bühne unter anderem, um seinem Unbehagen am Theater Ausdruck zu verleihen: „Ich bin keine Minichmayr, kein Wuttke“.
Fünfstündige Nonstop-Auftritte und in die Länge gezogene Sätze seien seine Sache nicht, „ich brauche Voice-Over, Postproduktion, Schnitt“. Die Älteren erinnern sich an andere Zeiten. Als Shermin Langhoff noch das Ballhaus Naunynstraße leitete, hatte Ramadan dort schöne Auftritte. In Neco Çeliks Fußballstück „Liga der Verdammten“. Oder in Michael Ronens Inszenierung „Warten auf Adam Spielmann“. Aber klar, lange ist’s her.
Vorsicht vor Winnetou
Unterdessen hat den Mann der Ruhm ereilt, weswegen er heute kaum noch seinen Döner am Kottbusser Tor essen kann, ohne von Selfie-Jäger:innen behelligt zu werden. In anderen Fällen wollen Halbwüchsige bei ihm anheuern, um Drogen zu verkaufen. Der Fluch der Fiktion ist unerbittlich. Ramadan hat einen Geist namens Toni Hamady gerufen, den er jetzt nicht mehr loswird.
Ein Rat, den Volker Schlöndorff ihm mal väterlich zum Thema Schubladisierung mit auf den Weg gab: „Kida, du musst aufpassen, dass du nicht Winnetou wirst“.
Die Veranstaltung ist, man merkt es schon, ein Anekdoten-Fest – und hat als solches sogar einen Autor. Der heißt Juri Sternburg und sitzt mit auf der Bühne, an einem Manuel-Andrack-mäßigen Schreibtisch mit Wählscheiben-Telefon und Aschenbecher für Ramadans Rauchpausen. Als Late-Night-Band sind Lulu Hacke und Djodjo Kassé mit E-Bass und -Piano am Start, in der ersten Reihe haben Detlev Buck, Leander Haußmann und Frank Castorf Platz genommen, die von Ramadan immer mal wieder launig angespielt werden.
Fast nackt getanzt
Nach und nach kommen noch Gäste: wie der französische Schauspieler Hubert Koundé, bekannt aus „Hass“ von Mathieu Kassovitz, eine große Inspiration für den jungen Kida. Oder die Breakdance-Größen KCone und Maradona, die kurz mal einen neuen Headspin-Rekord aufstellen. Oder der Kollege Shadi Eck, der mit einer „Leonce und Lena“-Einlage für Momente wieder die Klassik ins Haus holt. Also: alles Kumpels mit mehr oder weniger definierten Rollen an diesem Feier-Abend.
Zwischendrin erzählt Ramadan vom „4 Blocks“-Casting und dem Vorschlag ihres Schauspiel-Coaches, er, Frederick Lau und Veysel Gelin sollten sich doch mal ausziehen und tanzen, um lockerer miteinander zu werden. Fantastische Vorstellung, ist aber leider nie passiert (Ramadan: „Der eine oder andere Ernst-Busch-Schüler kommt damit klar…“). Und während der Abend so munter vor sich hinplätschert, denkt man im Stillen: Wäre doch schön gewesen, Kida Ramadan als Richard III. zu sehen.
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