Mangelndes Durchsetzungsvermögen im Sprint
Als der Langlauf-Sprint 2002 olympische Premiere feierte, gewann Peter Schlickenrieder die Silbermedaille. Zwanzig Jahre später zählt diese Disziplin zu den großen Problemfällen des Deutschen Skiverbandes (DSV) – insbesondere bei den Männern.
Janosch Brugger ist der einzige Starter bei den Pekinger Wettbewerben am Dienstag (Qualifikation ab 9 Uhr, ARD und Eurosport). „Bei den Jungs sind wir eher schwach auf der Brust. Das ist unsere große Achillesferse“, sagte Schlickenrieder nun als Bundestrainer der Deutschen Presse-Agentur. „Wir erhoffen uns da nicht allzu viel davon, da müssen wir in Zukunft eine Sprint-Initiative ins Leben rufen.“ Etwas besser sieht es bei den Frauen aus, eine Top-Ten-Platzierung ist hier durchaus realistisch.
Kinder und Jugendliche speziell für diese Disziplin des Langlaufens zu motivieren, ist allerdings eine gewaltige Herausforderung. In einem Gespräch mit dem Tagesspiegel vor diesen Spielen beschrieb Schlickenrieder dieses besondere Problem folgendermaßen: „Es ist schwer, weil der Sprint – anders als es der Name vermuten lässt – ein hohes Maß an Ausdauerfähigkeit verlangt. Wenn du dem Sprinter in der Leichtathletik sagst, dass er auch ganz viel Ausdauertraining machen muss, zeigt er dir den Vogel.“
Der Sprint ist so ausgelegt, dass die Athlet:innen viermal drei Minuten laufen müssen, wenn man bis ins Finale kommt. Um die Müdigkeit in den Knochen abzubauen und schnell zu regenerieren, braucht es Ausdauerfähigkeit.
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Zudem spielt beim Langlauf-Sprint das Thema Zweikampfverhalten eine wesentliche Rolle. „Ich muss ein Typ sein, der eher mal die Ellbogen ausfährt, anstatt den Schritt zur Seite zu tun“, weiß Schlickenrieder. „Damit man das lernen kann, braucht man gute Starterfelder im nationalen Wettkampfsystem.“ Angesichts des überschaubaren Interesses an dieser Disziplin und der entsprechenden Qualität der Starter:innen „waren die nationalen Rennen meistens nicht sehr stark besetzt.“ Andere Länder, insbesondere in Nordeuropa, können auf das Dreifache an Talenten zurückgreifen.
Zarte Versuche, dass die deutschen Langläufer:innen wieder den Anschluss zur Weltspitze finden, gibt es allerdings. Bei der üblichen Herbst-Leistungskontrolle in Oberhof im September treten die Sprinter:innen in der Halle gegeneinander an. Es gibt auch sonst den Willen, mehr Gelegenheiten zu schaffen, damit potenzielle zukünftige Olympioniken trainieren können, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.
Am Dienstag können die jungen Sprinter:innen bei der Übertragung aus China verfolgen, mit welcher Rafinesse die besten Läufer:innen der Welt um Medaillen kämpfen.