Hannover holt den Titel, Spandau holt Luft
Früher, im seligen West-Berlin, da gab es den Spruch: „Jedes Jahr dasselbe, der Meister kommt aus Hakenfelde.“ Das war eine süffisante Anspielung darauf, dass für den Berliner Profisport stets nur ein Meistertitel übrig blieb. Der im Wasserball. Die Wasserfreunde Spandau 04 waren sozusagen Wasserball im geteilten Lande – doch das wird nun immer mehr Geschichte.
Am Sonntag erlitt der ehemalige Serienmeister im dritten Finalspiel gegen Waspo Hannover wieder das bittere Ende der Saison – das 7:10 gegen die Niedersachsen war die dritte Niederlage in Folge in der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Play-off-Serie. Für Manager Peter Röhle ging die letzte Saisonniederlage seiner Spandauer in Ordnung: „Wir haben einfach nicht das ins Wasser gebracht, was wir wollten.“
Was allein natürlich nicht erklärt, warum Hannover den Berlinern den Rang abgelaufen hat. Seit dem Spandauer Meistertitel von 2017 konnten die Wasserfreunde insgesamt nur noch zwei der drei alljährlich ausgespielten Titel gewinnen (Meister 2019 und Pokalsieger 2020). Waspo hingegen wurde nach 2018 und 2020 nun schon zum dritten Mal Deutscher Meister binnen vier Spielzeiten.
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Die Gründe dafür, dass Spandau zuletzt Hannover den Vortritt lassen musste, sind für Manager Röhle vielschichtig und liegen nicht nur in Hannovers Stärke begründet sondern auch in Spandau. Das Verletzungspech spiele seit Jahren bei den Wasserfreunden eine große Rolle. „Wir haben da nie unsere Topmannschaft ins Wasser bekommen.“ Und das sei nicht die übliche Ausrede. Der Marko Stamm zum Beispiel habe nun nach zweieinhalb Monaten Pause mithelfen wollen, „doch nach dem zweiten Finalspiel konnte der seinen Arm nicht mehr bewegen“.
Ein personeller Umbruch steht an
Bei Spandau gab es mit Beginn der Pandemie viele Abgänge, aus unterschiedlichsten Gründen. Der Montenegriner Stefan Pjesivac wurde vor paar Wochen weggeschickt, er hatte wohl Übergewicht. Andere Spieler aus dem Ausland wollten zurück in die Heimat – der Rumäne Tiberiu Negrean schon vergangenes Jahr, der Kroate Ivan Zovic im Januar. Ben Reibel wollte im Mai 2020 aus privaten Gründen nach Duisburg. Alle wurden vorzeitig aus dem Vertrag gelassen.
Zudem sieht Röhle Gründe in den äußeren Umständen in der Corona–Saison. Die Spandauer hatten viele mit dem Virus Infizierte, was Spiel- und Trainingsplan durcheinander brachte. Die verpasste Qualifikation mit der Nationalmannschaft für Olympia habe den betreffenden Spielern zudem psychisch einen Knacks verpasst. Für die kommende Saison verkündet Röhle nun einen personellen Umbruch, explizit möchte er sich noch nicht dazu äußern.
Die Frage, ob es der Liga und dem deutschen Wasserball auch gut tut, dass nicht mehr wie früher der Sieger zuverlässig aus Berlin kommt, hält Röhle übrigens für „Blödsinn“. Nun gebe es eben zwei Vereine, die für den Rest „unschlagbar“ seien: Waspo Hannover und die Wasserfreunde Spandau 04. Und letztere, hofft Peter Röhle, sollten im kommenden Jahr dann wieder mal mit der Meisterschaft dran sein.