Philipp Grubauer, der Supertyp

Der Abschied aus Denver im US-Bundesstaat Colorado fällt Philipp Grubauer laut eigenem Bekunden schwer. Es sei „enttäuschend“ für ihn, dass er sich nun verabschieden müsse von den Colorado Avalanche, schreibt der in Rosenheim geborene Eishockeytorwart auf Instagram. „Denver ist zu meinem Zuhause geworden. Nicht nur wegen des Sports, sondern wegen allem, das diese Stadt zu bieten hat. Ich bin dankbar für alles, das ich erlebt habe und werde es nie vergessen.“

35,4 Millionen Dollar für sechs Jahre sollten Grubauers Schmerzen beim Umzug nach Seattle im Staate Washington lindern. Der Nationaltorwart hat bei den Kraken, neues Team in der National Hockey-League (NHL), einen Vertrag über sechs Spielzeiten unterschrieben.

Mit seinem durchschnittlichen Jahresgehalt von 5,9 Millionen Dollar ist Grubauer der am zweithöchsten bezahlte Deutsche in der NHL, an das Jahressalär von Leon Draisaitl – der Kölner verdient neun Millionen bei den Edmonton Oilers pro Saison, kommt Grubauer zwar nicht heran, aber er ist hinter Draisaitl ein Großer im deutschen Eishockey: In Colorado stand er drei Jahre lang im Tor. Für die „Vezina Trophy“, die Auszeichung für den besten Torwart, reichte es noch nicht, aber immerhin wurde er 2021 zum drittbesten Goalie der Liga gekürt.

Für die Nationalmannschaft spielte der 29 Jahre alte Bayer zuletzt bei der WM 2019 in der Slowakei, nach dem Ausscheiden im Viertelfinale gegen Tschechien sagte Grubauer, dass er noch weit kommen werden mit dem deutschen Team. „Denn unsere Zukunft ist geil. Wir haben viel Talent.“ Zuletzt musste das Nationalteam ohne den in den NHL-Plays-offs beschäftigten Grubauer an der „geilen Zukunft“ basteln, nach Platz vier bei der WM in Lettland wird Deutschland in der Weltrangliste nun schon auf Platz fünf geführt.

Einer der besten Torhüter der Welt

Doch bevor Grubauer dann womöglich kommendes Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking im deutschen Tor steht, wird er erst mal für seinen Arbeitgeber in der Premierensaison aufs Eis gehen: Die Kraken sind ein sogenanntes „Expansion Team“, als 32. Franchise neu in der NHL. Im deutschen Eishockey schimpft sich so etwas Retorte, man erinnere sich an das Tamtam, das einst rund um die Hamburg Freezers (inzwischen selig) veranstaltet wurde.

Aber im nordamerikanischen Sport ist so etwas cool – auch für viele seiner tausende Kilometer entfernten Follower in Deutschland, die es physisch im Leben nicht nach Seattle schaffen, aber die Spiele verfolgen werden.

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Seattle hatte sich vorige Woche beim sogenannten „Expansion Draft“ 30 Spieler von anderen Teams der Liga zusammenklauben dürfen – nur die Vegas Golden Knights, erst seit 2017 in der Liga, blieben verschont. Grubauer konnte allerdings als sogenannter „Free Agent“ seinen neuen Arbeitsplatz wählen. Der deutsche Torwart spielt seit 2012 in der NHL, mit den Washington Capitals gewann er 2018 den Stanley Cup – in den Play-offs hatte er aber kaum gespielt beim Titelgewinn.

Die Seattle Kraken sind Wunderkraken, da ist vieles möglich. Mit einem guten Torwart wie Philipp Grubauer natürlich umso mehr, der wuchtige Bayer mit dem herausragenden Stellungsspiel und einer unglaublichen Präsenz im Tor ist einer der besten Torhüter der Welt, vielleicht wird er in den kommenden Jahren sogar der Beste überhaupt.

Marcel Noebels, ebenfalls 29 Jahre alt, kennt Grubauer seit Jahren von den Nachwuchsnationalmannschaften an. Der Angreifer von den Eisbären Berlin sagt über den Torwart: „Grubi ist ein Super-Kerl und ich finde es klasse, wie er sich die letzten Jahre entwickelt hat! Zum Vertrag kann man nur gratulieren, aber er ist auch verdient dahin gekommen.“ Noebels sagt, er kenne Seattle selbst „zu gut“: „Das ist eine tolle Stadt, in der sie das Eishockey lieben werden.“