Alexander Zverev ist nach seiner Verletzung zurück auf dem Tennisplatz
Eine halbe Stunde ließ er auf sich warten, dann betrat der Zweite der Tennisweltrangliste Alexander Zverev die Rooftopbar in Hamburg mit Aussicht auf die Außenalster. Der 25-Jährige gab sich betont locker und war gut gelaunt am Donnerstagvormittag im Rahmen der Pressekonferenz zum Davis Cup, der Mitte September in Hamburg startet.
Der amtierende Olympiasieger verletzte sich im Halbfinale der French Open Anfang Juni schwer am rechten Sprunggelenk und kehrte erst vor vier Tagen wieder zurück auf den Tennisplatz. „Ich habe mir drei Bänder komplett gerissen, vier weitere verletzt, das ist schon brutal gewesen.“
Sofort beruhigt er aber die Hamburger Tennisfans und bestätigt, zu „100 Prozent“ beim Davis Cup dabei zu sein: „Das ist überhaupt gar keine Frage in meinem Kopf. Ich freu mich, dass ich jetzt hier stehen kann und habe schon angefangen, fleißig für den Davis Cup zu trainieren“, sagte der gebürtige Hamburger.
Der Davis Cup ist der wichtigste Wettbewerb für Nationalmannschaften im Herrentennis und wird jedes Jahr unter über hundert Nationen in Gruppen und einer anschließenden K.o.-Phase ausgespielt. Vor zehn Jahren fand das letzte Mal eine Gruppenphase in Hamburg statt. Vom 13. bis 18. September ist es dann wieder so weit und Deutschland kämpft gegen Frankreich, Australien und Belgien auf dem Hamburger Rothenbaum um den Einzug in die Endrunde, die im November in Spanien stattfinden wird.
„Entscheidend war auch, dass Sascha gesagt hat, er spielt“
Von der eindeutigen Zusage Zverevs, am Turnier teilzunehmen, hätten auch die Veranstaltenden profitiert, meinte Dietloff von Arnim, Präsident des Deutschen Tennis Bundes. „Als wir die Möglichkeit hatten, den Davis Cup nach Deutschland zu holen, hat die Stadt Hamburg wahnsinnig schnell reagiert und gesagt, wir sind dabei. Entscheidend war auch, dass Sascha gesagt hat, er spielt.“
Eine neue Änderung gebe es aber in diesem Jahr. Das Stadion am Rothenbaum ist zwar für seine Sandplätze bekannt, doch aufgrund einer neuen Regel der Veranstaltenden des Davis Cup, ist der Belag nun bei allen Turnieren der gleiche: Hartplatz. Außerdem werde das Turnier unter geschlossenem Dach ausgetragen, was aber auch eine bessere Atmosphäre schaffen würde, sagt Zverev. „Es wird das erste Mal sein, dass in Deutschland auf Hartplatz gespielt wird. Deswegen ist es auch in dem Sinne etwas Besonderes. Für mich mit einem geschlossenen Dach ist die Atmosphäre noch etwas besser. Es ist immer noch etwas lauter und akustischer.“
Am Rothenbaum habe sich in den letzten Jahren einiges getan, heißt es. Durch das Fassungsvermögen des Stadions mit 10.000 Menschen und weil man eben sehr viele Zuschauende erwarte, sei die Entscheidung dann zugunsten Hamburgs gefallen, der Heimatstadt von Zverev sagt Davis-Cup-Veranstalter Herwig Straka.
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Auch wenn Zverev nicht mehr in Hamburg wohne, sei es trotzdem ein „Heimspiel“ für ihn und seine Nationalmannschaftskollegen. „Es passiert nicht mehr oft, dass man den Davis Cup zuhause spielen darf und jetzt dürfen wir es drei Mal in Folge machen. Es ist etwas Besonderes und nochmal was ganz anderes als ein normales ATP-Turnier.“ Die Chancen Deutschlands schätzt er dabei trotz der starken Konkurrenz hoch ein. Das große Ziel sei es, die Gruppe zu schaffen und in die Finalgruppe in Spanien zu kommen.
Zverev gab vor Kurzem seine Diabetes-Erkrankung bekannt
Abseits des Platzes gab Zverev vor fünf Tagen im Zuge seiner neu gegründeten „Alexander Zverev Foundation“ bekannt, seit seiner Kindheit Diabetiker zu sein. Mit der Stiftung wolle er Kinder mit Typ-1-Diabetes unterstützen und Menschen helfen, Typ-2-Diabetes durch ein gesundes und aktives Leben zu verhindern, so der 25-Jährige.
Er selbst habe seine Erkrankung erst jetzt bekannt gemacht: „Am Anfang habe ich mich vor allem als Kind, als Jugendlicher extrem unwohl damit gefühlt. Ich wurde auch stark gehänselt in der Schule“, erzählt Zverev. „Jetzt habe ich eine Goldmedaille, ich bin die Nummer zwei der Welt, ich habe zwei Mal die Weltmeisterschaft gewonnen. Mit diesen Erfolgen im Rücken kann ich schon sagen, dass man mit dieser Erkrankung und vielen anderen Erkrankungen einiges erreichen kann.“
Er wolle vor allem Kindern und Eltern zeigen, dass man trotzdem seine Träume verfolgen könne. Hätte er auf Ärzte oder seine Eltern gehört, wäre er nun nicht dort, wo er ist, sagt Zverev. Er müsse sich nach wie vor jeden Tag mehrmals mit Insulin spritzen, habe die Krankheit aber unter Kontrolle.
Vor dem Davis Cup werden Ende August die US-Open stattfinden, die Zverevs großes Ziel sind: „Sicher, dass es mit den US Open etwas werden kann, bin ich nicht. Wäre es ein normales Turnier mit best-of-three, dann könnte ich schon sagen, vielleicht wäre ich soweit. Best-of-five als erstes Turnier zurück ist schwierig, aber ich möchte es noch nicht absagen.“ Der Tennisprofi sei selbst überrascht, wie schnell sein Körper nach der Operation geheilt ist, wird eine endgültige Entscheidung aber erst in zehn Tagen treffen.
Nach der Pressekonferenz geht Zverev nochmal auf die Terrasse, filmt ein kurzes Video für seine Fans auf Social Media und fliegt zurück nach Monte-Carlo, um dort den nachmittag auf dem Tennisplatz zu verbringen und an seinem Comeback zu arbeiten.