Popstars sagen Konzerte in Russland ab
Zwei Jahre mussten Popgrößen weltweit wegen der Pandemie auf Konzerte verzichten. Nun sagen sie freiwillig Auftritte ab. Wieder gibt es einen gemeinsamen Grund: der russische Überfall auf die Ukraine. Wenn man in diesen Tagen im Netz durch die Veranstaltungskalender von Moskau geht, steht hinter den meisten internationalen Acts der Vermerk „Abgesagt“. Schon früh hat sich die Band Green Day dazu entschlossen, ihr geplantes Konzert im Mai im Spartak-Stadion in Moskau abzusagen. „Wir sind uns bewusst, dass es in diesem Moment nicht um Stadion-Rockshows geht, sondern um etwas viel Größeres als das“, schrieb das Trio auf Instagram.
Auch Nick Cave & The Bad Seeds haben ihre Konzerte in Russland und der Ukraine gestrichen und solidarisieren sich mit einem unmissverständlichen Statement: „Ukraine, wir stehen an deiner Seite und an der Seite all derer in Russland, die sich diesem brutalen Akt widersetzen, und wir beten, dass dieser Wahnsinn bald ein Ende findet.“ Iggy Pop verkündete das Aus für seinen im Juli geplanten Auftritt beim „Park Live“-Festival in Moskau mit den Worten: „Unsere Gedanken sind bei den Ukrainern und all den tapferen Menschen, die sich dieser Gewalt widersetzen und den Frieden suchen.“
Die amerikanische Band The Killers und die schottische Gruppe Franz Ferdinand weigern sich ebenso, bereits gebuchte Shows zu spielen, wie Louis Tomlinson, der Sänger der Boygroup One Direction. Zuletzt sagte auch Eric Clapton seine Konzerte in St. Petersburg und Moskau ab. Einige große Namen halten bisher noch an ihren Terminen in Russland fest. Dazu gehören die britische Heavy-Metal-Band Judas Priest, die isländische Sängerin Björk, die Band Slipknot und die Gruppe Gorillaz.
„Eine Katastrophe und ein Verbrechen“
Derweil melden sich auch zahlreiche Musiker:innen aus der Ukraine und Russland zu Wort. Der ukrainische DJ und Sänger Ivan Dorn wandte sich über Instagram an seine Fans in Russland mit der Bitte, diese Katastrophe „zu stoppen“. Er appellierte auch an seine russischen „Kollegen“ mit Reichweite. Diese sollten die Botschaft verbreiten, dass die Ukraine ein souveräner Staat ist. Auf eindrückliche Weise äußerte sich die populäre russisch-ukrainische Sängerin Sofia Rotaru. Sie postete ein Video, in dem sie das bekannte russischsprachige Friedenslied „Storch auf dem Dach“ aus Sowjet-Zeiten performte.
Der in Russland sehr populäre Rapper Oxxxymiron, mit bürgerlichem Namen Miron Yanovich Fyodorov, sagte in einem Instagram-Video sechs ausverkaufte Konzerte in Moskau und St. Petersburg aus Protest gegen Putin ab. Er könne niemanden unterhalten, solange russische Raketen auf die Ukraine fielen und Kiewer Bürger:innen gezwungen sind, in Kellern und U-Bahnhöfen Schutz zu suchen. Der Krieg Russlands gegen die Ukrainer sei „eine Katastrophe und ein Verbrechen“. Er zeigte sich aber auch zuversichtlich: „Ich weiß, dass die Mehrheit der Russen gegen diesen Krieg ist. Und ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Wahnsinn eher ein Ende finden wird, je schneller und je mehr Leute ihre tatsächliche Meinung dazu aussprechen.“
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Oxxxymiron ist schon länger Putin-Gegner und war bei zahlreichen Gerichtsverhandlungen anwesend, um angeklagte Aktivist:innen und Demonstrierende zu unterstützen. Weitere bekannte Stimmen aus der russischen Hip-Hop-Szene veröffentlichten auf der Instagram-Seite des Rappers Vladi ein Statement. Darin verurteilen sie die rhetorische Verschleierung der Invasion als „Militärische Operation“ und werfen den Behörden die Falschbehauptung vor, eine Mehrheit der Russen stünde hinter dem Krieg.
Auch die deutsche Rapszene solidarisiert sich derweil mit der Ukraine. Der in Russland geborene Rapper Capital Bra wuchs in der ukrainischen Stadt Dnipropetrowk auf. Er hatte in der Vergangenheit den Song „Kein Krieg in Ukraine!“ veröffentlicht und beendete ein kurzes Statement mit den Worten „Ich bete für den Frieden“. Der in Kiew geborene deutsche Hip-Hop-Künstler Olexesh schrieb auf Instagram an seine Familie gerichtet: „Ich liebe euch, nur ihr seid mir wichtig. Hoffentlich übersteht ihr den Krieg.“ Der Rapper Massiv organisierte in den vergangenen Tagen sogar zwei Reisebusse, die Hilfsgüter in Richtung der ukrainischen Grenze transportierten.