Schwangerschaft ist keine Verletzung!

Es gibt viele Verletzungen, die eine Karriere im Profisport beeinträchtigen und im schlimmsten Fall sogar beenden können. Ein gebrochener Fuß, ein Schädel-Hirn-Trauma, ein Kreuzbandriss – und natürlich eine Schwangerschaft. Auch letzteres gehört in diese Liste, zumindest aus Sicht des Tennis-Weltverbandes.

Dort werden schwangere Spielerinnen immer noch nicht als schwanger bezeichnet, sondern fallen in die Kategorie der Verletzten. Das ist nicht nur überholt, sondern auch seltsam: Die Regelung erschwert Spielerinnen beispielsweise die Rückkehr auf die WTA-Tour. Tatjana Maria, Tennisspielerin und zweifache Mutter, hat das nun in einem Interview mit der „Sportschau“ kritisiert. „Ich verstehe nicht, dass die WTA mittlerweile keine Extra-Regel für Schwangere erstellt hat und wir die Regel für Verletzte nutzen müssen“, sagte sie. Schließlich seien Profisport und Muttersein gleichzeitig möglich.

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Eine Schwangerschaft als Verletzung darzustellen, ist natürlich auch ein Weg, das Thema zu umgehen und sich nicht mit der Frage auseinandersetzen zu müssen, wie Schwangere im Profisport besser unterstützt werden können. Dieser Umgang hat erschreckende Folgen wie eine Statistik des SWR im vergangenen Jahr zeigte: Dort gab gerade einmal jede zehnte Spitzensportlerin an, sich von ihrem Verein oder Verband unterstützt zu fühlen, ein Kind zu bekommen und weiter am sportlichen Wettbewerb teilzunehmen. Knapp zwei Prozent entschieden sich schon einmal für eine Abtreibung, um ihre Profikarriere nicht zu beeinträchtigen.

Das Thema hört bei der Geburt nicht auf

Im Profifußball sieht das nicht zuletzt aufgrund der jahrelangen Bemühungen von Spielerinnen wie Almuth Schult mittlerweile etwas besser aus: Da hat der Weltverband Fifa 2020 ein neues Regelwerk eingeführt, wonach Spielerinnen mindestens 14 Wochen in den Mutterschutz gehen können und Vertragskündigungen wegen einer Schwangerschaft unzulässig sind. Aber das Thema hört bei der Geburt nicht auf. Dann stellen sich nämlich Fragen wie: Wer betreut das Kind, wenn Auswärtsturniere anstehen? Verdienen Frauen überhaupt genug, um neben der Arbeit ein Kind großzuziehen? Haben sie finanzielle Rücklagen wie männliche Sportler? Und warum bieten nicht mehr Vereine Betreuungsmöglichkeiten an?

Eine Schwangerschaft mit einer Verletzung gleichzusetzen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Es sollte kein Spagat mehr nötig sein, um Profisport und Schwangerschaft unter einen Hut zu bekommen. Dazu gehört auch, Themen wie Periode, Schwangerschaft und Familienplanung zu enttabuisieren und in Vereinen und Verbänden für mehr Aufklärung zu sorgen. Übrigens sind hier auch die Männer gefragt – auch die haben Anspruch auf Elternzeit!