Der Tabellenerste verliert schon wieder

Wer das Heimspiel der Eisbären gegen den ERC Ingolstadt am Dienstagabend verfolgt hat, wird lange Zeit froh gewesen sein, dass die Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga in den kommenden Wochen endet. Über zwei Drittel der Partie, die mit 2:3 nach Penaltyschießen an die Gäste ginge, wirkten die Berliner fahrig. So, als würde eine gewisse Müdigkeit die Spielzüge hemmen. Was angesichts des Spielplans auch kein Wunder ist. Weil es aufgrund der zahlreichen Coronafälle während der Saison zahlreiche Partien nachzuholen gilt, erinnern die Ansetzungen schon jetzt stark an die Play-offs. Wenn die Duelle im Zwei-Tages-Rhythmus stattfinden.

Ganz anders als zuletzt fand die Mannschaft lange nicht in dieses Duell. Zwar kontrollierte die Mannschaft den auf Konter ausgerichteten Gegner zu Beginn, aber es fehlte der Zug zum Tor. Zahlreiche Pässe verfehlten ihr Ziel knapp oder verfingen sich in einem gegnerischen Stock. So dass im ersten Drittel auch mal ein Raunen unter den 4835 Fans zu vernehmen war, als sich Frank Hördler beispielhaft in aussichtsreicher Position gedanklich verhedderte und einen Pass ins leere fabrizierte statt einen Schuss abzugeben.

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Dass die Gäste mit einer 1:0-Führung in die erste Pause gehen durften, war allerdings auch eher einem Zufallsmoment geschuldet. Timothy McGauley beförderte den Puck in Richtung Eisbären-Torwart Mathias Niederberger, der nach dem 2:3 gegen die Düsseldorfer EG am Sonntag wieder für Tobias Ancicka zwischen die Berliner Pfosten zurückgekehrt war. Christopher Bourque fälschte unhaltbar ab.

Dass selbst nach rund der Hälfte dieses Spiels noch eine gewisse Ratlosigkeit bei den Eisbärenprofis herrschte, wie sie diesem Spiel mehr ihren eigenen Stil aufdrücken können, zeigte sich in der kurzen Pause zu Werbezwecken. Die Formation um Zach Boychuk stand dicht beieinander und der Mittelstürmer machte ein paar Handbewegungen, als ob er einen Weg in die Luft zeigen wolle, wie der Puck zum gegnerischen Tor kommen muss, um den Knoten an diesem Abend platzen zu lassen.

Bei allem Unglück kam noch Pech dazu

Doch wenig später erfolgte der nächste Rückschlag: Im ersten Berliner Unterzahlspiel des Abends brauchten die Gäste gerade mal 20 Sekunden, um den Puck über die Linie zu bringen. Mit einem zielstrebig vorgetragenen Powerplay. Es war einer dieser Momente, in denen man eben merkte, dass es bei Ingolstadt noch darum geht, Plätze vor den Play-offs gutzumachen. Während die Berliner kaum noch von Platz eins zu verdrängen sind.

Gleich zu Beginn des letzten Drittels flackerte die Zielstrebigkeit der Eisbären dann aber plötzlich wieder auf. Zunächst durch Simon Després, dessen Treffer wegen Torwartbehinderung aberkannt wurde.

In der 47. Minute erlöste Dominik Bokk die Anwesenden. Es war der Auftakt zu einer schwungvollen Schlussphase, in der Boychuk dann selbst den Weg zum Ingolstädter Tor gefunden hatte. Es hatte den Anschein, als wären schlagartig noch mal Energiereserven freigesetzt worden, die zuvor verborgen waren. In den letzten Sekunden des Spiels waren die Gastgeber dem Sieg näher als die Ingolstädter, aber es brauchte nicht nur eine Verlängerung, sondern auch ein Penaltyschießen, in dem David Warsofsky den entscheidenden Puck für die Gäste verwandelt hatte – nach Videobeweis.