„Das Konfetti, ach hör mir uff, das ist die Hölle“

Es ist schon ein paar Dekaden her, aber den reiferen Eishockeyfans im Westen Berlins wird das Szenario, das sich zuverlässig nach den Spielen der Preussen-Profis in der Eishalle an der Jafféstraße abspielte, sicher noch gut in Erinnerung sein. Kaum war die Schlusssirene erklungen, öffnete sich die Tür in der Bandenkurve und herausgestapft kamen Männer mit einem kleinen Wägelchen voller weißer Plastikplanen. Im Eiltempo hängte das Trio (oder Duo) dann die Plexiglasbanden ab. Machte man so, als Schutz vor Gummispuren der Pucks im Training.

Während die dynamischen Männer am Werkeln waren, war die Halle aber noch nicht leer: Die Spieler fuhren etwa einen Ehrenrunde, oft feierten noch mehr als 6000 Zuschauende einen Sieg der Preussen in bierseliger Stimmung. Aber an der Fanparty störten sich die Eismeister nicht. Die Preussen hätten auch Meister werden können, den Europapokal holen oder Deutschland den WM-Titel – die Konstante Wägelchen hätte das nicht beeinflusst. Schließlich muss ja auch mal Feierabend sein.

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Natürlich haben sich die Zeiten geändert. Die Halle an der Jafféstraße gibt es nicht mehr, nicht mal die Preussen und die Eisbären sind ja auch viel erfolgreicher und haben eine zweieinhalb Mal so große Halle – aber auch in der muss alles ordentlich und sauber bleiben. So staunte unser Kollege – der am Mittwochabend bei Alba in der Mercedes-Benz-Arena war – nicht schlecht, als er von einem Hallenangestellten erfuhr, dass der am Spielstand bei den Eisbären in München interessiert war, denn: „Wenn die jewinnen, hab ick morjen frei.“

Glück gehabt, denn durch den Berliner Sieg in Finale vier in München gab es am Donnerstag kein Finale fünf in Berlin. Und noch besser, der Dreck blieb im Olympia-Eisstadion von München. Denn, so der Berliner Hallenangestellte: „Ist schon gut so, wenn die in München feiern. Muss ich die Scheiße nicht sauber machen. Das Konfetti, ach hör mir uff, das ist die Hölle.“

Insofern hat sich nicht viel geändert seit dem Preussen-Wägelchen, Arbeit ist halt Arbeit für die fleißigen Menschen hinter den Kulissen. Trotzdem, so eine Meisterschaft geholt in Berlin ist schöner für die Fans der Eisbären. Also: Nächstes Jahr gerne goldener Konfettiregen in der Arena. Notfalls können die Spieler ja beim Aufkehren helfen.