Eintracht Frankfurt erreicht das Finale
Martin Hinteregger, das Halbfinal-Rückspiel in der Europa League, gegen einen Klub aus London – da war doch was.
Drei Jahre ist es her, da wurde der Innenverteidiger von Eintracht Frankfurt zur traurigen Figur, weil er im Elfmeterschießen gegen den FC Chelsea mit seinem Versuch scheiterte und die Frankfurter den Einzug ins Endspiel verpassten. Auch am Donnerstagabend, diesmal gegen Chelseas Londoner Lokalrivalen West Ham United, lief es für Hinteregger nicht gut. Gerade drei Minuten waren vorüber, als der Österreicher signalisierte, dass es für ihn wegen einer Verletzung nicht weitergehen würde.
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Doch während Hinteregger und die Eintracht vor drei Jahren in Tränen versanken, gab es diesmal gute Laune allüberall. Zum ersten Mal seit 42 Jahren stehen die Frankfurter wieder im Finale eines europäischen Pokalwettbewerbs. Nach dem 2:1 im Hinspiel in London entschieden sie auch die Partie im ausverkauften Frankfurter Stadion für sich. Rafael Borré erzielte schon vor der Pause den entscheidenden Treffer zum 1:0 (1:0)-Erfolg für die SGE. „Ein unglaublicher Abend“, sagte Frankfurts Trainer Oliver Glasner. „Jetzt freuen wir uns aufs Finale.“
Anders als 1980, damals noch im Uefa-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach, bekommen die Frankfurter es im Endspiel am 18. Mai in Sevilla nicht mit einem Gegner aus der Bundesliga zu tun. Im zweiten Halbfinale scheiterte etwas überraschend der zweite deutsche Vertreter Rasenballsport Leipzig an den Glasgow Rangers, die zuvor auch schon Borussia Dortmund aus dem Wettbewerb geworfen hatten.
Die Leipziger, die das Hinspiel mit 1:0 für sich hatten entscheiden können, verloren im Ibrox Park mit 1:3 (0:2). Christopher Nkunku traf lediglich zum zwischenzeitlichen 1:2.
West Ham kassierte früh eine Rote Karte
In Frankfurt war die Stimmung außergewöhnlich, die Unterstützung der Eintracht durch ihre Fans gewaltig. Und trotzdem begann das Team von Trainer Oliver Glasner ausgesprochen zurückhaltend und nervös. West Ham, das nach der Hinspielniederlage gewinnen musste, ergriff zunächst die Initiative; dass Hinteregger früh vom Feld musste, trug nicht unbedingt zur Sicherheit der SGE bei.
Das änderte sich nach etwas mehr ale einer Viertelstunde und dem ersten Angriff der Hausherren. Nach einem langen Ball aus der Frankfurter Hälfte brachte Aaron Cresswell Jens Petter Hauge kurz vor dem eigenen Strafraum zu Fall. Der Schiedsrichter ahndete das Vergehen zunächst mit einer Gelben Karte, korrigierte sich aber nach Ansicht der Videobilder und zeigte West Hams Verteidiger Rot.
In Überzahl gewannen die Frankfurter deutlich an Sicherheit und Mitte der ersten Hälfte nutzten sie den numerischen Vorteil, um ihre ohnehin ausgezeichnete Ausgangsposition weiter zu verbessern. Ansgar Knauff, Leihspieler von Borussia Dortmund und so etwas wie der Shootingstar der vergangenen Wochen, passte von der rechten Seite in den Rücken der Londoner Innenverteidigung, wo Borré vollkommen frei stand und ohne Mühe zum 1:0 vollendete.
Die Gäste steckten bis zum Schluss nicht auf
West Ham steckte trotzdem nicht auf und hatte vor der Pause zumindest noch eine glänzende Chance auf den Ausgleich. Nach einer Ecke verlängerte Tuta den Ball unfreiwillig an den langen Pfosten, wo Even Ndicka gerade nach das 1:1 durch Kurt Zouma verhindern konnte.
Punktuell wurden die Gäste immer mal wieder gefährlich, im Großen und Ganzen aber hatten die Frankfurter die Angelegenheit zu Beginn der zweiten Hälfte unter Kontrolle. Allzu großes Risiko gingen sie nicht ein. Die Eintracht spielte ihre Überzahl geschickt aus, ließ den Ball gut laufen, ließ die Entschlossenheit Richtung gegnerisches Tor jedoch ein bisschen vermissen.
Der Stimmung im Frankfurter Stadtwald tat das jedoch keinen Abbruch. Die rund 3000 Fans aus England kamen so gut wie gar nicht zu Wort. Oder besser: Sie waren nicht zu hören. Das galt in der Schlussphase auch für West Hams Trainer David Moyes, der für eine Unbeherrschteit an der Seitenlinie Rot sah.
Hitzig wurde es jetzt noch einmal, auch auf dem Platz, aber letztlich brachten die Frankfurter die Angelegenheit kühl zu Ende – ehe nach dem Schlusspfiff alle Dämme brachen und die Fans das Spielfeld fluteten. „Eintracht Frankfurt, geilster Verein der Welt“, sagte Ersatzspieler Timothy Chandler im Interview bei RTL. (Tsp)