Die besten Comics des Jahres: Multikultureller Manga-Krimi führt Kritiker-Bestenliste für 2024 an
Das Buch „Der verkehrte Himmel“ des Berliner Zeichners Mikael Ross ist von einer Kritikerjury zum besten Comic des Jahres 2024 gewählt worden.
Die Jury besteht aus 30 deutschsprachigen Journalistinnen und Journalisten, die alle drei Monate die aus ihrer Sicht besten neuen Comic-Veröffentlichungen bewerten. Der Tagesspiegel präsentiert die Ergebnisse in Kooperation mit der Fachzeitschrift „BuchMarkt“, der Website Comic.de und dem RBB-Sender Radio 3. Die Jahresbestenliste ergibt sich aus den kumulierten Abstimmungsergebnissen der vergangenen vier Quartale.
Mikael Ross („Goldjunge“, „Der Umfall“) verknüpft in seiner auch bei der jüngsten Tagesspiegel-Leserumfrage vielgelobten Graphic Novel „Der verkehrte Himmel“ unterschiedliche zeichnerische Einflüsse und Genres zu einem hybriden Meisterwerk, das Manga-Elemente und europäische Comictradition zusammenbringt.
Während der Arbeit an dem Buch wurde Ross mit einem Comicstipendium des Berliner Senats, einem Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung sowie mit einem Werkstipendium des vom Bund finanzierten Deutschen Literaturfonds unterstützt.
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„Der verkehrte Himmel“ ist eine fiktive Geschichte in einem realistischen Setting. Dafür hat der preisgekrönte Comicautor Ross akribisch recherchiert und eigene Erfahrungen verarbeitet: Er arbeitet seit 2015 als Aushilfslehrer in Lichtenberg, dadurch lernte er Schülerinnen und Schüler mit vietnamesischem Familienhintergrund kennen, was für ihn der Auslöser des Projekts war.
Die Story beginnt mit einem Unfall und einer Zufallsbegegnung auf einem polnischen Parkplatz. Die Geschwister Tâm und Dennis, deren Eltern einst als DDR-Vertragsarbeiter aus Vietnam nach Berlin kamen, treffen auf eine in einem Wagen eingesperrte junge Frau, die ebenfalls aus Vietnam kommt. Ein Beil tauscht den Besitzer, später begegnen sich alle drei in Berlin wieder.
Die düstere Krimihandlung, die der weitgehend in Schwarz, Weiß und Grautönen gezeichneten Geschichte ihre Struktur gibt, ist jedoch nur eine von mehreren Ebenen – mehr dazu in der Tagesspiegel-Rezension des Buches.
Auf den zweiten Platz wählte die Jury eine Literaturadaption: McCarthys Roman „Die Straße“ als Comic, umgesetzt vom französischen Künstler Manu Larcenet, der sich zuvor mit zahlreichen eigenen Erzählungen einen Namen als einer der wichtigsten europäischen Comicautoren gemacht hat.
„Die Atmosphäre des Comics, die der 1969 geborene Larcenet scheinbar mühelos aus dem ikonischen Roman in seine gezeichnete Interpretation übertragen hat, ist so dicht und fantastisch wie im Original“, urteilte Christian Endres kürzlich in seiner Tagesspiegel-Rezension des Buches.
Auf Platz 4 der Jahresbestenliste kam ein Comic, der eine dramatische deutsche Biografie vor dem Hintergrund zeitgeschichtlicher Umbrüche zum Thema hat: Hannah Brinkmanns „Zeit heilt keine Wunden“. Das Buch zeichnet die Lebensgeschichte des Holocaust-Überlebenden Ernst Grube nach. Nach dem Krieg engagierte er sich als Kommunist in der Bundesrepublik und wurde deswegen mehrfach verhaftet.
Während der Arbeit an dem Buch wurde die Berliner Zeichnerin ebenfalls mit einem Werkstipendium des vom Bund finanzierten Deutschen Literaturfonds sowie einem Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger-Stiftung unterstützt.
Der Berliner Zeichner Reinhard Kleist kam mit dem zweiten Teil seiner Comic-Biografie von David Bowie auf Platz 6 der Bestenliste: „Low – David Bowie’s Berlin Years“ zeichnet die Erfahrungen des Musikers in den späten siebziger Jahren nach, als er in Berlin lebte und inspiriert von der Mauerstadt Songs wie „Heroes“ schuf.
Emil Ferris landete mit dem zweiten und letzten Band ihres Comic-Epos „Am liebsten mag ich Monster“ auf dem achten Platz der Jahresliste. Darin verknüpft die US-Comicautorin eine Hommage an die US-Horrorcomics und Trash-Filme der 1950er und 60er Jahre mit einer komplexen psychologischen Thriller-Handlung, die auf dem fiktiven, aber autobiografisch inspirierten Tagebuch eines ungewöhnlichen, jungen Mädchens basiert.
Auf Platz 10 Platz kam der Comic „Fungirl“ der Saarbrücker Zeichnerin Elizabeth Pich. Die skurrilen, oft sexuell aufgeladenen Alltags-Abenteuer ihrer unkonventionellen Comic-Heldin werden seit einigen Jahren vor allem in der englisch- und französischsprachigen Comicszene in Nordamerika und Europa gefeiert.