Der Museumssonntag ist ein Riesenerfolg

Erst ganz zum Schluss der letzten Legislaturperiode ist es dem Berliner Kultursenator Klaus Lederer gelungen, eines seiner Lieblingsprojekte zu starten: den kostenlosen Museumssonntag. Teilhabe, Zugänglichkeit und Niedrigschelligkeit, das waren Schlüsselbegriffe seiner ersten Amtszeit. Als aufrechter Linker hat er nicht nur für die Freie Szene und die Kinder- und Jugendtheater gekämpft, sondern auch nichts unversucht gelassen, um neue Zielgruppen für die Kultur zu gewinnen: Menschen, die ihr bislang eher fern standen.
Klaus Lederer hat das Institut für Teilhabeforschung mit der allerersten Nichtbesucher:innen-Befragung beauftragt – und den Museumssonntag durchgeboxt. Ab Juli 2020 wurde in über 60 Ausstellungshäusern in der ganzen Stadt jeweils am ersten Wochenende des Monats kein Eintritt verlangt – und der Erfolg war überwältigend. Bis Jahresende wurden an sechs Terminen über 155 000 Besucher:innen gezählt. Für drei Viertel von ihnen war das Gratisangebot tatsächlich der Auslöser, sich auf den Weg zu machen, wie eine repräsentative Umfrage ergab. Und der Großteil der Befragten besuchte das entsprechende Museum dabei tatsächlich zum ersten Mal.

Die Tickets sind schnell weg

Nicht nur die bekannten Standorte profitierten von Lederers Aktion, sondern auch eher abgelegene Ort wie das Museumsdorf Düppel, die Domäne Dahlem oder das Gründerzeitmuseum in Mahlsdorf. „Die Resonanz ist überwältigend“, berichtet Imke Volkers vom Werkbundarchiv – Museum der Dinge, „wir sehen viele Leute aus dem Kiez und von außerhalb, die noch nie hier waren.“
Um den Andrang kanalisieren zu können, wurde eine eigene Website geschaffen. Auf www.museumssonntag.berlin werden jeweils eine Woche vor dem eintrittsfreien Tag Kartenkontingente freigeschaltet. Dort soll man sich dann Zeitfenstertickets buchen. Wer beispielsweise am Samstag den 1. Januar um 18.42 Uhr versuchte, im Internet ein kostenloses Ticket für den kommenden Tag zu ergattern, sah sich allerdings mit der Information konfrontiert: „Du bist die Nummer 1358 in der Warteschlange“.
30 bis 40 Prozent der verfügbaren Karten werden jedoch nicht im Voraus vergeben, betont der Senator, sondern erst an den Tageskassen der Museen. Um auch Menschen ohne Computerkenntnissen den Zugang zu ermöglichen. Denn es geht Klaus Lederer schließlich darum, gerade jene Bürger:innen zu erreichen, die sich mit den Gepflogenheiten des Kulturbetriebs nicht so gut auskennen.

Zielgruppe sind die eher kulturfernen Berliner:innen

Darum werden vor Ort auch jeweils „partizipative und unterhaltsame Vermittlungsprogramme“ angeboten. Bei der Werbekampagne, die sich der Museumssonntag vom „Büro Bum Bum“ und dem Illustrator Sany hat entwickeln lassen, wurden zudem die bürgerlichen Bezirke bewusst ausgespart. Stattdessen hingen die Plakate im skurrilen Achtzigerjahre-Look an öffentlichen Orten wie U- und S-Bahnhöfen in Randbezirken, vor Schwimmbädern oder an Spätis. Anzeigen erschienen in Kiezzeitungen und dem türkisch-deutschen Stadtmagazin SES, außerdem wurden Multiplikatoren direkt angesprochen, Vereine, Initiativen wie das Quartiersmanagement oder Personen mit Social Media-Reichweite.
Der überwältigende Erfolg machte es dem Kultursenator leicht, vom Senat eine Finanzierung des Pilotprojekts auch für die Jahre 2022 und 2023 zugesichert zu bekommen. Der nächste Termin ist der 6. Februar, im Sommer will dann auch das Institut für Teilhabeforschung die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Untersuchung zur Zusammensetzung der Publikumsströme am Museumssonntag veröffentlichen.