Hasstirade auf Herzogin Meghan: Jeremy Clarkson verliert offenbar Amazon-Show – trotz Entschuldigung
Der Instagram-Account des britischen TV-Journalisten Jeremy Clarkson ist sonst ein Sammelsurium von Belanglosigkeiten im Fotoformat. Auf einem Bild hält Clarkson ein gerade geborenes Schweinchen in der Hand, in einem Video bewirbt er sein Buch „Diddly Squat“, ein anderes Foto verweist auf die jüngste „Grand Tour“-Folge „A Scandi Flick“ bei Amazon Prime. Doch so schmucklos wie die Instagram-Entschuldigung für seine Hasstirade auf Herzogin Meghan in der britischen „Sun“ Ende vergangenen Jahres fiel noch kein Posting an seine 5,2 Millionen Instagram-Follower aus.
In sechs Textseiten unterstreicht Clarkson einerseits seine Entschuldigung. In der „Sun“ hatte der 62-Jährige als Reaktion auf die Netflix-Doku „Harry & Meghan“ geschrieben, er hasse Meghan, zudem hatte er zu einer öffentlichen Demütigung der Herzogin aufgerufen. „Es tut mir wirklich leid. Von den Fußballen bis zu den Haarspitzen. Ich hebe meine Hände. Es ist ein Mea Culpa mit Glockengeläut“, schrieb Clarkson nun.
Nach dem Gastbeitrag gingen beim britischen Medienrat über 20.000 Beschwerden ein. Über 60 Abgeordnete des Unterhauses forderten Maßnahmen gegen Clarkson. Die „Sun“ entschuldigte sich öffentlich, auch Clarkson versuchte sich zu erklären. Der britische TV-Sender ITV und Amazon Prime „waren weißglühend“ vor Ärger, so Clarkson.
Meine Sprache in der Kolumne war eine Schande.
Jeremy Clarkson, TV-Moderator
Er habe deshalb allen, mit denen er zusammenarbeitet, geschrieben, wie leid es ihm tue. Am Weihnachtsmorgen habe er Harry und Meghan in Kalifornien eine E-Mail geschickt, um sich zu entschuldigen. Die Sprache, die er in der Kolumne verwendet habe, sei eine Schande und es tue ihm zutiefst leid.
Clarkson erläutert zudem ausführlich, wie es zu der als widerwärtig und frauenfeindlich empfundenen Kolumne gekommen ist. Normalerweise lese er das, was er jemand anderem schreibe, vor der Einreichung. „Aber ich war an diesem schicksalhaften Tag allein zu Hause und hatte es eilig.“ Als er fertig war, habe er einfach auf Senden gedrückt. „Und dann, als die Kolumne am nächsten Tag auftauchte, explodierte die Landmine.“
Nachdem die Kritik an seinem Beitrag angeschwollen war, habe er sich die „Sun“-Ausgabe angesehen und dann sofort erkannt, was passiert war. „Ich hatte an eine Szene in Game of Thrones gedacht, aber vergessen, dies zu erwähnen. Es sah also so aus, als würde ich tatsächlich zu solcher Gewalt aufrufen.“ Er habe selbst nicht glauben können, was er da las. „Es war entsetzlich.“
Den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit weist Clarkson indes entschieden zurück. Während der BBC-Zeit von „Top Gear“ sei ihm viel vorgeworfen worden, aber selten Sexismus, so der TV-Moderator. Clarkson und seine Mit-Moderatoren Richard Hammond und James May hätten nie „Frauen können nicht einparken“-Gags gemacht oder behauptet, leistungsstarke Autos seien nur etwas für Männer. „Ich bin einfach nicht sexistisch und verabscheue Gewalt gegen Frauen.“
Clarkson verweist darauf, dass er in den zurückliegenden Jahren fast fünftausend Zeitungs- und Zeitschriftenkolumnen geschrieben habe. Er sei sich jedoch nicht sicher, ob er weitermachen könne. „Ich werde sehr bald Großvater, also werde ich vielleicht in Zukunft einfach darüber schreiben“, schließt er seine Instagram-Abbitte.
Seine Zeit bei Amazon Prime könnte dennoch bald enden. Nach einem Bericht von „Variety“ will sich der Streamingdienst zeitnah von Jeremy Clarkson trennen. Die bereits beauftragten Ausgaben von „The Grand Tour“ und „Clarkson’s Farm“ sollen noch umgesetzt werden, Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit soll es aber nicht geben.
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