Der 1. FC Union wurschtelt sich in Mannheim durch
In der 72. Spielminute zog Urs Fischer seine Trumpfkarte. Es stand 1:1 im Pokalspiel beim Drittligisten Waldhof Mannheim, der 1. FC Union spielte mehr schlecht als recht und von einem Klassenunterschied war nichts zu sehen. Also beorderte Fischer Taiwo Awoniyi auf den Rasen des Carl-Benz-Stadions, seinen zuletzt alles überragenden Dauer-Torschützen. Und der sollte seinen Trainer nicht enttäuschen, auch wenn er erst im zweiten Anlauf zustach.
Kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit hatte der 24 Jahre alte Nigerianer noch die Chance zum Siegtor ausgelassen, in der ersten Hälfte der Verlängerung machte Awoniyi es dann besser und brachte die Köpenicker mit seinem 2:1 auf den Weg ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Kevin Behrens, der schon das zwischenzeitliche 1:1 erzielt hatte, traf kurz vor Schluss noch zum 3:1-Endstand.
„Wir wussten absolut, was auf uns zukommt. Aber im Endeffekt geht es im Pokal darum, weiterzukommen. Und das haben wir geschafft“, sagte Abwehrspieler Timo Baumgartl nach dem Spiel im Fernsehsender Sky und Unions Kapitän Christopher Trimmel störte sich auch nicht an den dreißig zusätzlichen Minuten. „Wir sind schon gewohnt, auch in die Verlängerung zu gehen im Pokal“, sagte er.
Nach den vielen Spielen in den vergangenen Tagen hatte Urs Fischer seiner Mannschaft erneut eine mittlere Rotation verordnet. So fanden sich neben Awoniyi zunächst auch Torwart Andreas Luthe, Niko Gießelmann und Rani Khedira auf der Bank wieder.
Union geriet schon in der vierten Minute in Rückstand
Max Kruse stand gar nicht erst im Kader, Unions zentraler Offensivspieler hatte schon zuletzt beim 1:1 in Stuttgart wegen einer Fußverletzung gefehlt und musste deswegen auch im Pokal passen. Fischer entschied sich taktisch für ein 3-4-3-System mit den neuen Angreifern Behrens und Andreas Voglsammer, die neben Sheraldo Becker stürmten. Dazu kamen Bastian Oczipka und Torwart Frederik Rönnow zu einem Startelfeinsatz.
Doch zunächst einmal mussten die Berliner warten, das Spiel begann wegen des großen Zuschauerandrangs zehn Minuten später. Und als der Ball dann rollte, war Union immer noch nicht so richtig bereit. Die Mannheimer machten von Beginn an Dampf und gingen schon in der vierten Minute in Führung. Nach einer scharfen Hereingabe von Marc Schnatterer konnte Rönnow nur nach vorne abwehren, direkt zu Alexander Rossipal, der aus kurzer Distanz zum 1:0 abstaubte. Schnatterer hatte sich bereits in der Vergangenheit als Union-Schreck erwiesen, es war für ihn im zwölften Spiel gegen die Köpenicker schon die elfte Torbeteiligung.
Union musste sich kurz schütteln und reagierte dann mit dem besten Angriff der ersten Halbzeit, der gleichzeitig auch der einzig wirklich gefährliche war. Becker flankte von rechts vor das Tor zu Voglsammer, dessen Kopfballablage Behrens mit entschlossener Direktabnahme zum Ausgleich verwertete. Viel mehr tat sich vor der Pause nicht.
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In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel lebhafter, was zunächst einmal wieder am SV Waldhof lag, der kurz nach Wiederbeginn gleich zwei passable Chancen hatte. „Wir hätten heute auch gut gewinnen können“, sagte Schnatterer nach dem Spiel. Nach gut einer Stunde deutete tatsächlich wenig auf einen Union-Erfolg hin, die Torschussbilanz stand bei 6:2 für den vermeintlichen Außenseiter.
Doch dann kam Awoniyi und mit ihm ging ein spürbarer Ruck durch die Berliner Mannschaft. Das Spiel verlagerte sich nun zunehmend vor das Tor der Gastgeber. Einen mehrfach abgefälschten Schuss von Robin Knoche rettete Mannheims Dominik Martinovic auf der Linie, sichtbar schwanden den zuletzt coronabedingt geschwächten Mannheimern nun die Kräfte. Union agierte endlich druckvoller, musste aber dennoch in die Verlängerung. Dort entschied Awoniyi mit einem schönen Linksschuss ins rechte untere Eck das Spiel, Behrens machte nach energischer Einzelleistung alles klar. Und so zog Trimmel letztlich ein positives Fazit: „Wir haben sehr gut dagegengehalten, im Endeffekt ist es ein verdienter Sieg.“ Am Samstag wird Union vermutlich noch eine Schippe drauflegen müssen, dann kommt der FC Bayern München an die Alte Försterei (Tsp)