Igor Levit: Künstler müssen sich nicht politisch äußern

Der Pianist Igor Levit sieht die immer wieder erhobene Forderung an russische Künstler, sich wegen des Ukraine-Kriegs von Präsident Wladimir Putin zu distanzieren, zwiespältig.

„Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich bin schon der Meinung, dass es eine staatsbürgerliche Verpflichtung ist, sich zu positionieren“, sagte der 35-jährige Musiker.

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„Es ist aber gleichzeitig auch ein verdammter Luxus, das tun zu können, ohne dass man Gefahr läuft, entweder ins Gefängnis zu wandern oder seine Familie in Gefahr zu bringen. Künstler haben keine Pflicht, sich äußern zu müssen.“

Für „Künstlerinnen und Künstler, die politische Player sind und bleiben werden“, müsse jedoch anders umgegangen werden, so Levit. Der Stardirigent und Putin- Freund Valerij Gergiev wird als ein solcher Player angesehen, er verlor deshalb unter anderem seinen Posten als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker.

Die litauische Star-Sopranistin Asmik Grigorian hatte kürzlich gefordert, Künstler sollten grundsätzlich frei sein. Dazu gehöre auch die Freiheit zu schweigen. „Ich kann jedes Wort unterschreiben, das Asmik Gregorian gesagt hat“, betonte Levit – „mit Ausnahme für diejenigen, die lautstark diesen Faschismus in Russland verteidigen“.

Der 1987 im sowjetischen Gorki (heute Nischni Nowgorod) geborene und in Hannover aufgewachsene Star-Pianist mischt sich häufiger in politische und kulturelle Debatten ein, er wurde seinerseits antisemitisch bedroht. Am 5. September tritt er beim Musikfest Berlin auf. Am 9. September erscheint sein neues Album „Tristan“, am 6. Oktober startet Regina Schillings Dokumentarfilm „Igor Levit – No Fear“. (dpa/Tsp)