Die Kinostarts der Woche: Wie geht Liebe im Zeitalter von KI?
Die Kinostarts dieser Woche haben für jeden Geschmack etwas dabei: Science-Fiction, Komödie, Trickfilm, Biopic oder Familiendrama.
1 The Beast
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Als Gabrielle (Léa Seydoux) und Louis (George MacKay) sich das erste Mal im Jahr 1910 begegnen, erinnert er sie daran, dass sie sich von früher kennen. Sie erzählte ihm damals von einer bevorstehenden Katastrophe. Sechs Jahre sind seitdem verstrichen, ohne dass etwas geschah.
Gabrielle ist von ihrer Vision immer noch so geplagt, dass sie sich der hochkultivierten Leidenschaft zwischen ihr und Louis nicht hingeben kann. Bertrand Bonellos faszinierend kaleidoskopischer Science-Fiction-Film „The Beast“ handelt von einer Liebe, die ein Jahrhundert überdauert hat. Im Jahr 2044 stehen sie sich unter umgekehrten Vorzeichen gegenüber.
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In der von künstlicher Intelligenz organisierten Zukunft gibt es dank der Automatisierung eine Arbeitslosenquote von 67 Prozent; den Menschen wird nahegelegt, sich mit einer „DNS-Reinigung“ ihrer Gefühle aus vorherigen Leben zu entledigen, um effizienter Entscheidungen treffen zu können.
Die Traumata der Vergangenheit müssen im Prozess der „DNS-Reinigung“ (eine Art Schlammbad) abgestreift werden; während in der Zukunft auch wieder nur eine diffuse Katastrophe droht. Doch 2044 kommen Gabrielle Zweifel, ob es sich wirklich lohnt, die eigenen Gefühle für ein taubes Leben in einer KI-gesteuerten Bürokratie aufzugeben.
Das Unbehagen ist in „The Beast“ früh greifbar, nicht zuletzt durch die nahtlosen Zeitsprünge zwischen 1910 und 2044. Bonellos Inszenierung deutet zunächst ein konventionelles Historiendrama an, in das sukzessive Situationen aus anderen Epochen einsickern. Andreas Busche
2 Alles für die Katz
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Der Kater Beckett ist selbstgefällig und verfressen. Durch seine leichtsinnige Art verliert er plötzlich all seine neun Leben. Statt jedoch in den Himmel zu kommen, landet er in einer Art himmlischer Behörde, die ihm neun neue Chancen gibt – allerdings jedes Mal in einem anderen Tierkörper.
Während Beckett sich durch diese Transformationen kämpft, lernt er Lektionen über Verantwortung und Freundschaft. Die Komödie „Alles für die Katz“ von GFM Animation und L’Atelier Animation besticht durch den Animationsstil und humorvolle Einlagen, die besonders das junge Publikum ansprechen dürften. Regisseur Chris Jenkins liefert einen Familienfilm, der Fragen zur Wertschätzung des Lebens aufgreift. Selin Amil
3 Der Spatz im Kamin
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Der titelgebende Spatz wird gleich am Anfang befreit. Dieses Glück haben die Menschen, die sich für ein Wochenende im Haus von Karen (Maren Eggert) und ihrem Mann Markus (Andreas Döhler) treffen, nicht.
Karens Schwester Jule (Britta Hammelstein) und Jurek kehren mit Tochter und Baby in das Haus ihrer Kindheit zurück, um den Geburtstag von Schwager Markus zu feiern. Die Beziehung der Schwestern ist seit dem Tod der Mutter frostig.
Karen fühlt sich auf fast masochistische Weise dem Elternhaus verpflichtet, dem Jule vor Jahren heilfroh entfliehen konnte. Aber auch innerhalb ihrer eigenen Familie geht Karen auf Konfrontationskurs, vor allem mit ihrer ältesten Tochter Johanna (Lea Zoe Voss).
Der Schweizer Regisseur Ramon Zürcher, bisher vor allem ein stiller Beobachter zwischenmenschlicher Beziehungen, wird in seinem dritten Film psychologischer, mit Anklängen beim häuslichen Horror. Menschen sterben zwar keine, aber die Spitzen, die dieses bissige Familienporträt austeilt, gehen tief. Andreas Busche
4 Thelma
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Es gibt drei Zielgruppen für diesen Film: a) Menschen, die Englisch lernen möchten (es passiert so wenig, dass man bei der Originalfassung gut mitkommt); b) Enkel und Großeltern gemeinsam vor dem Fernseher, die sich ein bisschen über die mittlere Helikopter-Generation lustig machen wollen und c) angehende Altenpfleger:innen, um sich in Echtzeit an biografisch verlangsamte Bewegungen zu gewöhnen.
An der Idee ist an sich nichts auszusetzen: Es geht um die 93-jährige Thelma, die per Enkeltrick abgezockt wird und sich mit ihrem Freund Ben (Richard Roundtree) und dessen E-Roller auf einen Rachefeldzug begibt.
Ansonsten noch mal „Wolke 9“ streamen
Hätte eine rasante und witzige Action-Komödie geworden sein können oder ein charmantes französisches Feel-good-Movie … Na ja. Wer nicht zur Zielgruppe gehört, kann sich trotzdem die letzten 20 Minuten angucken, denn Hauptdarstellerin June Squibb macht ihre Sache wirklich gut.
Und dann nimmt das Ganze doch noch Fahrt auf – wie Ben und Thelma den Bösen mithilfe ihrer zu Walkie-Talkies umgebauten Hörgeräte das Handwerk legen, ist lustig. Ansonsten lieber noch mal „Wolke 9“ streamen. Antje Scherer
5 Der Buchspazierer
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Ein schlaues Mädchen und ein misanthropischer alter Grantler. Die Buddy-Kombi ist so alt wie Johanna Spyris Kinderbuchklassiker „Heidi“. Darin schafft es die kleine Heidi durch Zuneigung und ihr frisch, fromm, fröhliches Wesen, den Almöhi aufzutauen.
Carsten Henns Roman „Der Buchspazierer“ arbeitet nach demselben Prinzip. Als Dreamteam, das alle Herzen in Nullkommanichts zum Schmelzen bringt, fungieren Christoph Maria Herbst, den es im Herbst seines Komikerlebens auch zu Rollen fürs Gemüt zieht, und Newcomerin Yuna Bennett.
Herbst spielt Carl Kollhoff, einen alten Buchhändler, der in einer büchergefüllten Dachstube haust wie weiland Spitzwegs armer Poet.
Jeden Tag dreht er im Auftrag einer Buchhandlung seine Runde und liefert per pedes und Ranzen sorgfältig eingeschlagene Bücher aus. Kameramann Ngo The Chau zieht in seiner ersten Regiearbeit für das Kino alle handelsüblichen Register, um dem sentimentalen Märchen den rechten Schmelz zu verleihen.
Das gemächliche Erzähltempo, die kuschelige Kleinstadt mit ebensolchen Interieurs, der nostalgische Look warmer Farben und die komplette Verweigerung garstiger Realität machen den „Buchspazierer“ zur gemütlichen Kinounterhaltung für die ganze Familie. Gunda Bartels
6 Googoosh – Made of Fire
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„Der einzige Ort, an dem ich mich sicher und frei gefühlt habe, war die Bühne“, erzählt die iranische Sängerin und Schauspielerin Googoosh, „außerhalb der Bühne habe ich es nur irgendwie ausgehalten.“
In den 50er Jahren war Googoosh der erste persische Popstar und ist bis heute eine nationale Musikikone. Die Menschen jubeln, wenn sie die Bühne betritt, und weinen, wenn sie anfängt zu singen. Denn in ihren Liedern spiegeln sich für die tausenden Exil-Iranerinnen im Saal die eigene Geschichte und die verlorene Heimat wider.
Die deutsch-iranische Regisseurin Niloufar Taghizadeh schenkt mit „Googoosh – Made of Fire“ der Grande Dame der iranischen Popkultur eine dokumentarische Hommage. Als Khomeini 1979 die Macht nach der Revolution übernimmt, bekommt sie wie viele andere Gesangs- und Auftrittsverbot und lebt 21 Jahre lang zurückgezogen in ihrer Teheraner Wohnung.
Im Jahr 2000 bietet sich die Möglichkeit, nach Kanada zu emigrieren. Das erste Konzert in Toronto wird zu einem herzergreifenden Comeback. Aber der Film macht deutlich, dass sie das Exil nie als Happy End begreifen kann und sich dort weiterhin entschieden gegen das islamische Regime engagiert. Martin Schwickert