Klinsmann, Drinks und immer wieder Zoff : Windhorst bei Hertha – eine Chronologie

Ende Juni 2019 stieg Lars Windhorst bei Hertha BSC ein. Seitdem hat sich sehr viel ereignet. Eine Chronologie.

27. Juni 2019: Es wird bekannt, dass sich Lars Windhorst über seine Beteiligungsgesellschaft Tennor 37,5 Prozent der Anteile an der Hertha BSC GmbH & Co. KgaA gesichert hat. Den größten Finanzdeal der Bundesliga-Historie lässt sich Windhorst 125 Millionen Euro kosten.

29. September 2019: Windhorst kündigt an, weitere 99 Millionen Euro zu investieren. Seine Anteile erhöhen sich auf 49,9 Prozent. „Unser klares Ziel ist es, dass Hertha in den nächsten Jahren in Deutschland und Europa ein Spitzenklub wird“, sagt Windhorst der „Bild am Sonntag“ – ein „Big City Club“ eben.

8. November 2019: Vier Plätze im Aufsichtsrat der KGaA stehen Windhorst zu. Einen davon besetzt er mit dem früheren Bundestrainer Jürgen Klinsmann. „Ich freue mich, ab sofort Teil des spannendsten Fußball-Projektes in Europa zu sein“, sagt Klinsmann.

27. November 2019: Nach der Entlassung von Ante Covic wird Klinsmann überraschend Hertha-Trainer. Er sei „ein Mann mit einer enormen Strahlkraft“, verkündet Manager Michael Preetz. Klinsmann findet: „Berlin wartet auf etwas Großes.“

1. Februar 2020: Kein Verein weltweit hat in der Transferphase mehr ausgegeben als Hertha (knapp 80 Millionen Euro).

11. Februar 2020: Klinsmann hört als Trainer auf. Dazu erklärt er sich bei Facebook! Und endet mit den Worten „HaHoHe, Euer Jürgen“. Preetz sagt: „Wir sind von dieser Entwicklung am Morgen überrascht worden.“

HaHoHe, Euer Jürgen! Klinsmann hatte einen denkwürdigen Abgang als Hertha-Trainer.
HaHoHe, Euer Jürgen! Klinsmann hatte einen denkwürdigen Abgang als Hertha-Trainer.
© Foto: imago images/Contrast

13. Februar 2020: Pressekonferenz bei Hertha. Eine weitere Zusammenarbeit mit Klinsmann im Aufsichtsrat sei laut Windhorst nicht vorstellbar. „So etwas kann man als Jugendlicher vielleicht machen, aber im Geschäftsleben unter Erwachsenen sollte das nicht passieren“, sagt er über die Art des Rücktritts. Die Ansprüche bleiben hoch: „Im nächsten Jahr ist das Ziel, Europa zu erreichen. Langfristig wollen wir uns in Europa und in Deutschland oben etablieren.“ Windhorst teilt auch mit, dass seine Investitionen auf mindestens zehn Jahre angelegt sind.

24. Mai 2020: Auf der digital stattfindenden Mitgliederversammlung sagt Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller, dass Hertha trotz der Pandemie vergleichsweise gut dastehe: „Das hat ganz viel mit der strategischen Partnerschaft mit der Tennor-Gruppe zu tun, das ist der entscheidende Faktor.“ 

27. Juni 2020: Hertha beendet die Saison mit Trainer Bruno Labbadia, der auf Klinsmann-Nachfolger Alexander Nouri folgte, als Zehnter.

1. Juli 2020: Hertha und Tennor geben bekannt, dass Windhorst weitere 150 Millionen Euro investiert. Diese sollen in zwei Tranchen fließen. Damit wird Windhorst 64,7 Prozent der Anteile halten.

14. Oktober 2020: Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann, für Windhorst im Aufsichtsrat, gibt in der „Sport Bild“ ein Saisonziel aus: „Qualifikation für den europäischen Wettbewerb“. 

5. November 2020: Hertha teilt mit, dass Verein und Windhorst sich „hinsichtlich der ursprünglich für Oktober vereinbarten Zahlung in Höhe von 100 Millionen Euro auf einen neuen Zahlungsplan verständigt“ haben. Das Geld soll nun „innerhalb des laufenden Geschäftsjahres“ kommen. Dieses geht bis zum 30. Juni 2021.

9. Februar 2021: Windhorst holt den ehemaligen Premiere-Chef Georg Kofler in den Aufsichtsrat. Und sagt: „Ich freue mich sehr, dass wir damit nun komplett und sehr professionell aufgestellt sind.“

374

Millionen Euro hat Lars Windhorst in Hertha BSC investiert.

24. Januar 2021: Labbadia und Preetz müssen gehen. Neuer Trainer wird Pal Dardai.

5. Mai 2021: Sky-Experte Dennis Aogo veröffentlicht bei Instagram eine Nachricht, die Ex-Nationaltorwart Jens Lehmann ihm irrtümlich gesendet hat. Darin fragt Lehmann, der in Herthas Aufsichtsrat sitzt, mit einem lachenden Smilie: „Ist Dennis eigentlich euer Quotenschwarzer?“ Tennor reagiert: Lehmann ist nicht länger Berater und dadurch auch nicht mehr im Aufsichtsrat des Klubs.

15. Mai 2021: Dardai schafft mit Hertha am 33. Spieltag den Klassenerhalt.

5. Juli 2021: Es gab Aufregung um den Geldeingang von Windhorst. Nun sind die 35 Millionen Euro da. Später im Sommer folgen weitere 29 Millionen Euro.

25. September: 0:6 bei RB Leipzig, Windhorst schreibt während des Spiels bei Facebook: „Wow! Bin etwas geschockt grad und brauche gleich einen Drink.“

Wow! Bin etwas geschockt grad und brauche gleich einen Drink.

Lars Windhorst bei Facebook

16. Februar 2022: Windhorst teilt im Magazin „Capital“ aus. „Aus heutiger Sicht“ betrachte er seinen Einstieg als Fehler. Aber: „Ich lasse mir von niemandem dort 375 Millionen Euro verbrennen und werde darum niemals aufgeben.“

9. März 2022: Die „Sport Bild“ berichtet, dass Windhorst eine Doku über den Verein hat stoppen lassen, die Tennor finanzieren wollte. „In dem Video-Material äußert sich ein hochrangiges Mitglied der Hertha-Geschäftsleitung vor laufender Kamera in ehrabschneidender Weise über Herrn Windhorst als Investor“, sagt Tennors Sprecher Andreas Fritzenkötter.

20. März 2022: Hertha hat mit Felix Magath nach Dardai und Tayfun Korkut den dritten Trainer der Saison. Einen Tag nach dem ersten Rückrundensieg (3:0 gegen die TSG Hoffenheim) ist Windhorst bei „Bild live“. Er stellt offen die Machtfrage: „Für mich ist klar, dass ich als Person mit Herrn Gegenbauer nicht mehr zusammenarbeiten kann und werde.“

Ein Plakat während eines Heimspiels im Frühjahr.
Ein Plakat während eines Heimspiels im Frühjahr.
© Foto: imago/Matthias Koch

24. Mai 2022: Am Tag nach dem Klassenerhalt tritt Gegenbauer zurück. Im Tagesspiegel sagt er: „Windhorst hat in den vergangenen Wochen, mitten im Abstiegskampf, den Verein angezündet.“

29. Mai 2022: Auf der Versammlung in der Messe spricht Windhorst erstmals zu den Mitgliedern. Es gibt Pfiffe, aber auch Applaus. „Man kann mich nicht abwählen, meine Anteile stehen nicht zum Verkauf“, sagt der Investor. Sein Ziel: „Dass Hertha BSC extrem erfolgreich wird.“

6. August 2022: Im Interview mit dieser Zeitung sagt der neue Präsident Kay Bernstein über Windhorst: „Wir setzen uns zusammen und besprechen die Dinge auf Augenhöhe. Wir reden miteinander, statt nach außen übereinander zu reden.“

29. September 2022: Die „Financial Times“ berichtet, dass Windhorst eine Detektei aus Israel damit beauftragt haben soll, den damaligen Präsidenten Gegenbauer mit einer Kampagne aus dem Amt zu drängen. Windhorst bestreitet dies vehement.

30. September 2022: Hertha fordert Windhorst mit Fristsetzung zu einer Stellungnahme auf und will den Fall von einer Anwaltskanzlei aufklären lassen. Beim Heimspiel gegen Hoffenheim positionieren sich die Fans klar („Windhorst raus aus unserem Verein“).

05. Oktober 2022: Der große Knall! Via Facebook, wie bei Klinsmann. Windhorst erklärt die Zusammenarbeit für beendet, erhebt schwere Vorwürfe gegen Bernstein und bietet dem Verein seine Anteile zum Rückkauf an – für die von ihm investierten 374 Millionen Euro. Hertha wehrt sich in einer Stellungnahme gegen die Vorwürfe.

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