Der 1. FC Union gewinnt 1:0 in Malmö: Das Europa-League-Duell stand kurz vor dem Abbruch
Die Spieler hatten sich schon an der Seitenlinie in Sicherheit gebracht, als es vor dem Gästeblock einen ohrenbetäubenden Knall gab. Direkt neben den glücklicherweise gut ausgerüsteten Polizisten war ein Feuerwerkskörper explodiert, die Fans des 1. FC Union warfen mit Sitzschalen in Richtung des angrenzenden Blocks. Dort stand eine Gruppe schwarz gekleideter Chaoten, die provozierte und ebenfalls regen Einsatz von Pyrotechnik betrieb.
An Fußball war in diesem Moment nach einer guten Stunde Spielzeit nicht mehr zu denken in Südschweden – und so richtig interessierte der 1:0 (0:0)-Sieg der Berliner im dritten Europa-League-Gruppenspiel bei Malmö FF auch danach niemanden. „Feuerwerk auf Menschen zu richten, das geht zu weit“, sagte Unions Trainer Urs Fischer. „Dass eine Minderheit es immer wieder hinbekommt, dass man nicht über die tolle Leistung der Mannschaft spricht, da fehlen mir die Worte. Das finde ich beschämend.“
Die Spieler kehrten nach den zahlreichen Explosionen in die Kabinen zurück, die Polizei marschierte mit zahlreichen Kräften vor dem Gästeblock auf und ging von dort in den angrenzenden Bereich, um einen Puffer zu schaffen. Außerdem befand sich dort die Gruppe, die das Chaos mit ihren Provokationen offenbar ausgelöst hatte.
Einem der beiden Fanlager konnten sie von den Sicherheitskräften zunächst nicht zugeordnet werden. Doch soll von dort die erste Rakete auf das Spielfeld geflogen sein. Danach flog auch aus dem Union-Block Pyrotechnik auf den Rasen und die Tribüne. Die Fans des schwedischen Rekordmeisters, der mit Unions Stadtrivale eine Freundschaft pflegt, schwenkten provokativ Banner und Spruchbänder von Hertha.
Erst nachdem auf den Tribünen halbwegs Ruhe eingekehrt war und die Polizei Unions Block weiträumig isoliert hatte, kamen die Mannschaften wieder auf den Rasen. Jedoch erst nach einer eindringlichen Warnung auf Schwedisch, Englisch und Deutsch. Jede weitere Provokation und jeder Wurf von Pyrotechnik auf das Feld hätte den sofortigen Abbruch zur Folge, wurde über die Stadionmikrofone durchgesagt. „Wir haben eine Chance! Einfach Fußball. Danke!“, sagte Unions Stadionsprecher Christian Arbeit in Richtung der eigenen Fans.
Nach mehr als 20 Minuten wurde das Spiel dann beim Stand von 0:0 endlich fortgesetzt. Union war zu diesem Zeitpunkt nach einer Roten Karte gegen Andras Schäfer in der 45. Minute nur noch zu zehnt. Der Ungar hatte sich als letzter Mann einen haarsträubenden technischen Fehler erlaubt und dann Malmös Anders Christiansen mit einem beherzten Griff ans Trikot daran gehindert, alleine aufs Tor zuzulaufen. Die Schweden waren in der ersten Halbzeit die bessere von zwei schwachen Mannschaften gewesen und hatten durch Christiansen und Joseph Ceesay die besten Chancen gehabt.
Doch die lange Zwangspause verkrafteten die Berliner besser. Zwar hatte Martin Olsson frei vor dem exzellent aufgelegten Frederik Rönnow eine hundertprozentige Chance, doch sonst agierte Malmö in Überzahl viel zu ideenlos. Union beschränkte sich auf Konter, stand hinten aber sehr kompakt. Es ist das Spiel, das den Berlinern am besten liegt – und das sah man. Nach einem Ballgewinn schickte Robin Knoche Sheraldo Becker, der noch in der eigenen Hälfte startete, alleine aufs Tor und der traf ins lange Eck.
Die Erleichterung bei Union war grenzenlos und im Gästeblock zündeten schon wieder einige Unverbesserliche Pyrofackeln. Diese wurden schnell mit Fahnen verdeckt und eilig wurden Sandeimer besorgt, um einen drohenden Spielabbruch zu verhindern. Das klappte – und auch die Schlussoffensive der Schweden überstanden die Berliner. Mit ihrem ersten Sieg nach zwei Niederlagen hat Union nun wieder alle Chancen auf das Überwintern im Europapokal. Die Spieler feierten trotz der Vorkommnisse mit ihren Fans, doch über dem Spiel lag ein Schatten.
Der Sieg sei deutlich getrübt, fand auch Dirk Zingler. „Das ist ein Tabu und das wissen unsere Ultras auch“, sagte Unions Präsident zu den Raketenschüssen auf das Feld und auf die Tribünen. Den gesamten Tag über habe es schon Provokationen gegeben, auch von „Gästen“, die sich die Fangruppen eingeladen hätten, wie Zingler sagte. Für alles, was im Gästeblock passiert sei, übernehme Union die Verantwortung. „Aber ich wehre mich dagegen, die 1200 Fans unter Generalverdacht zu stellen“, sagte Zingler.
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