Die Eisbären Berlin beenden den Heimfluch
Es waren schon mal Eishockey-Trainer in Berlin, die ob der Schwierigkeiten ihrer Mannschaften auf heimischem Eis alles Mögliche taten, um ihrer Mannschaft vor einem Heimspiel den Druck zu nehmen. Übernachtungen im Hotel oder eine ausgedehnte Anfahrt zum Stadion mit Umweg über die Avus, sollten den Spielern suggerieren, dass es sich gefühlt um ein Auswärtsspiel handelte.
Bei den Eisbären hatten sie von derlei Maßnahmen bislang Abstand genommen, ist ja wohl auch zu Old School und dann hieß es ja nach den vier Heimniederlagen zum Auftakt der Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): Irgendwann würde das schon laufen. Irgendwann war dann am Sonntag, gegen Ende des zweiten Drittels im Spiel gegen die Kölner Haie. Da drehten die Berliner binnen elf Sekunden einen 1:2-Rückstand und ebneten sich mit der 3:2-Führung auch den Weg zum ersten Heimsieg in der DEL im fünften Versuch. 5:3 (0:1, 3:1, 2:1) gewannen sie am Ende.
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Das Ding mit dem Heimnachteil ist also Geschichte für die Berliner. Das hat auch den Vorteil, dass man sich nicht mehr so olle Geschichten wie die mit dem Ketchup-Flaschen-Effekt anhören muss. Erst kommt nüscht und dann kommt ganz viel, wie auch immer: Nun also läuft es auch daheim bei den Eisbären. Der Weg dahin war am Sonntag nicht einfach. Nach einem mauen Drittel, mit 0:1-Rückstand und einer schlechter werdenden Stimmung auf den bis an den Rand des Erlaubten mit 6450 Zuschauenden gefüllten Rängen, war klar, dass es gegen wacker kämpfende Kölner hart werden würde.
Die bis dahin beste Nachricht des Tages gab es in der ersten Drittelpause. Die Eisbären verstärken sich mit Center Frans Nielsen. Der Däne spielte immerhin 949 Spiele in der National Hockey-League (NHL). Dort war er seit dem Jahr 2006 als Profi unterwegs, zuletzt für die Detroit Red Wings. Nielsen ist bereits 37 Jahre alt und löst damit Eisbären-Kapitän Frank Hördler (36) als ältesten Profi im Berliner Team ab. Und Nielsen steht wohl auch für die neue Philosophie der Eisbären, noch mehr auf reifes ausländisches Personal zu setzen. Er ist bereits der zehnte Ausländer im Team. Neun sind aber laut Selbstbeschränkung der Liga nur erlaubt pro Spiel. Einer wird also, wenn alle gesund sind, zuschauen müssen.
Vier Tore fielen im Berliner Powerplay
Am Sonntag durften aber noch alle ausländischen Profis im Kader aufs Eis und zwei von ihnen waren für die Wende im zweiten Drittel verantwortlich. Der US-Amerikaner Matt White traf zum 2:2 und der Kanadier Kevin Clark zur 3:2-Führung für die Eisbären. Der Spuk, der aus Berliner Sicht vor den beiden Überzahltreffern lag, war verflogen. Luis Üffing hatte Kölns Tor zum 1:0 geschossen, Erik Mik mithilfe von Kölns Landon Ferraro ausgeglichen. Woraufhin Lucas Dumont – diesmal mit absichtlicher Hilfestellung von Ferraro – die Haie wieder in Führung gebracht hatte.
Die Berliner hätten im letzten Drittel leichtes Spiel haben können. Yannick Veilleux schoss schnell das 4:2 für die Eisbären. Die Kölner hatten aber noch die Kraft dagegenzuhalten: Marcel Barinka traf zum Anschluss. Es folgte ein zähes Ringen, bis dann Veilleux den Puck bei Berliner Überzahl ins Kölner Tor wurschtelte. 5:3 für die Eisbären stand es auch, als die Schlusssirene durch die Arena am Ostbahnhof schallte.
„Ein hartes Spiel“ sei das gewesen, sagte Eisbären-Trainer Serge Aubin danach. „Unsere Fans waren einfach herausragend.“ Stimmt, die hatten viel Geduld gezeigt nach vier Heimniederlagen in Serie.